Astrologie in alten Zeiten

Beim Blättern in alten Papieren sind wir wieder auf einen faszinierenden Artikel gestoßen. Darin geht es um eine auch heute noch populäre Pseudowissenschaft: die Astrologie.


Wer Muße hat, der sollte bei Nacht mal den Sternenhimmel schauen. Das ist schön. Dort kann man dann all die Sterne erkennen, die die bekannten Bilder formen: Andromeda, Drache, Fische, Großer Bär, Großer Hund, Herkules, Jungfrau, Kassiopeia, Kleiner Bär, Kleiner Hund, Krebs, Löwe, Orion, Pegasus, Schütze, Skorpion, Steinbock, Stier, Waage, Wassermann, Wasserschlange, Widder, Zentaur, Zwillinge usw.

All diese Sternbilder (und noch einige mehr) hatte schon Ptolemäus um das Jahr 150 herum beschrieben. Zwölf davon sind auch Namensgeber für die Tierkreiszeichen, die in der Astrologie eine Hauptrolle spielen, mit den am Himmel sichtbaren Sternbildern außer den Namen aber nur die Reihenfolge auf der scheinbaren jährlichen Sonnenbahn gemeinsam haben – und sonst nichts.

Nun geht die Astrologie davon aus, dass all das, was auf der Erde geschieht, mit den Bewegungen am Himmel zusammenhängt. So soll es vor allem möglich sein, aus dem Stand der Sterne zur Zeit der Geburt das Schicksal und der Charakter eines Menschen zu erschließen.

Das ist natürlich Humbug. Wie aber sollen wir mit höherem Blödsinn umgehen, der wissenschaftlich durch nichts zu rechtfertigen ist? Ist es denn schlimm, sein Horoskop zu lesen? In den meisten Fällen wohl nicht. Problematisch wird es erst dann, wenn man blind daran glaubt. So was soll es ja geben, auch wenn wir heute in einem Zeitalter leben, in dem die Wissenschaft den Aberglauben allmählich in den Hintergrund gedrängt haben sollte. Doch selbst Studenten, die eine Astronomievorlesung besucht haben, sind vor Irrtümern nicht gefeit.

Früher war der Glaube an die Astrologie wohl noch sehr viel ausgeprägter als heute. So ist im Jahr 1926 im Querschnitt ein sechsseitiger Artikel erschienen (Heft 3, S. 169 bis 174), der die Astrologie in höchsten Tönen lobt. Als Autor zeichnete Dr. Wilhelm Mrsic, der von 1924 bis 1929 die Deutschen Astrologenkongresse leitete – eine wahre Kapazität also.

In dem Artikel räumte er zwar ein, dass es verschiedene Ansätze gebe, die Wirkmöglichkeiten der Astrologie zu erklären, noch aber gebe es keine ausreichende Erklärung – es sei aber auch unwichtig. Interessant der Satz, dass gerade die ›astrologischen Tatsachen‹ es seien, gegen die sich die Angriffe der Gegner wendeten und dass die Anhänger merkwürdigerweise oft wenig gewappnet gegen die Argumente der Skeptiker seien (S. 170). Offenbar wollte Mrsic genau diesem Missstand mit seinem Artikel entgegentreten. Seine Argumente sind natürlich absurd und brauchen deshalb hier nicht wiedergegeben zu werden.

Wunderbar dafür der Satz, der sich auf Seite 172 findet: ›Während so die Gegner der Astrologie mit bloßen Behauptungen arbeiten, können die Astrologen Beweise zur Verfügung stellen.‹ Sogleich verweist Mrsic auf die Deutsche Astrologische Zentralstelle in München, die es sich zur Aufgabe gestellt habe, alles für die Astrologie statistisch verwertbare Material zu sammeln.

Die nachfolgend vorgestellten Fälle sind natürlich nicht der Rede wert. Trotzdem hält dies Mrsic zum Schluss seiner Ausführungen auf Seite 174 nicht davon ab zu sagen, dass ›diese kurzen Hinweise‹ dazu beitragen mögen, ›den Gegner der Astrologie etwas nachdenklicher zu stimmen‹, wohingegen sie ihren Freunden ermöglichen sollen, ›den Haupteinwänden der Gegner einige Tatsachen entgegenstellen zu können‹.

Tatsachen? Wers glaubt …