Spontane Selbstentzündung

In Romanen geht es zu wie im richtigen Leben: Menschen werden geboren, Menschen heiraten, Menschen sterben. Manche Todesarten sind allerdings besonders spektakulär. So hat Charles Dickens einmal auch einen Charakter in Rauch aufgehen lassen.


Charles Dickens hat viele seiner Charaktere sterben lassen. Dora (David Copperfield) beispielsweise, die kleine Nell (Der Raritätenladen), Paul Dombey (Dombey und Sohn) und noch einige andere mehr.

Zu den Toten zählt auch der Lumpenhändler Krook (Bleak House). Im 32. Kapitel kokelt es plötzlich ganz gewaltig (man beachte auch die dazugehörige Illustration von Hablot Knight Browne):

Here is a small burnt patch of flooring; here is the tinder from a little bundle of burnt paper, but not so light as usual, seeming to be steeped in something; and here is—is it the cinder of a small charred and broken log of wood sprinkled with white ashes, or is it coal? Oh, horror, he IS here! And this from which we run away, striking out the light and overturning one another into the street, is all that represents him.

[Ausgabe von 1853: Chapter XXXII, S. 320]

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Das generische Maskulinum

Wie schon an anderer Stelle vermerkt, verwendet jedes Haus seine eigenen Schreibweisen. Nun betrifft das auch einen Punkt, den wir damals unerwähnt gelassen haben: das generische Maskulinum. Das wird fast immer und überall gerne benutzt, nicht so aber bei uns.

Ja, sonst geht es immer andersrum: Dichter statt Dichterinnen, Lektoren statt Lektorinnen, Verleger statt Verlegerinnen. Nun fragen wir aber: Können wir anstelle des generischen Maskulinums nicht auch das generische Femininum verwenden?

Wir kennen den Einwand: Auch dies sei wieder ungerecht, statt der Frauen würden nun die Männer ungleich behandelt. Wirklich? Alle Leserinnen, die sich ernsthaft mit diesem Thema beschäftigen, werden schnell erkennen, dass dieses Argument wohl kaum zutrifft.

Blick ins Jahr 1933

Hellseher und Wahrsager waren schon immer sehr beliebt. Auch literarische Blätter haben sich gerne mit dem Übersinnlichen beschäftigt. Ende 1932 hat die Monatsschrift Der Querschnitt einen Blick ins Jahr 1933 gewagt. Was ist aber dabei herausgekommen?


Die in den 20er- und frühen 30er-Jahren sehr bekannte Monatsschrift Der Querschnitt hat sich immer mal wieder gerne auch okkulten Themen gewidmet. An anderer Stelle haben wir schon einmal über eine dort erschienene Abhandlung zur Astrologie berichtet.

Das Dezemberheft 1932 stand nun voll und ganz unter dem Motto: das Übersinnliche. Entsprechend fragwürdig sind die meisten Beiträge, die dort zu finden sind. Aber wer nun unbedingt wissen will, wie man denn zum Yoghi wird (S. 852 ff.) oder was es mit dem Teleplasma (S. 859 ff.) auf sich hat, kann das an entsprechender Stelle nachlesen. So viel Unsinn ist wohl selten zusammengeschrieben worden.

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Rechtschreibung ändert sich

Viele Puristen ärgern sich über eine sich verändernde Sprache. Dabei tun sie meistens so, als hätte sich die Sprache vor ihren Lebzeiten noch nie verändert. Erst jetzt, in der modernen Welt, tritt ihrer Meinung nach ein solcher Wandel deutlich zu Tage.

Freilich haben sich schon früher die Pedanten darüber geärgert. Als Beispiel sei nur Anselm Ruest genannt, der in der ersten Ausgabe der Wochenschrift Die Aktion vom ›Beruf des Litteraten‹ schrieb und in Klammern noch eine Bitte hinzusetzte: ›Drucken Sie zwei t‹ (Nr. 1/1911, Spalte 14).

Und heute? Heute käme wohl kaum jemand auf die Idee, das Wort mit einem Doppel-t zu schreiben.

Schöne Rezensionen

Sprachführer zu rezensieren, ist nicht immer ganz einfach. Anton Kuh hat die Aufgabe allerdings souverän gemeistert.


Die schönsten Rezensionen sind meistens eher kurz. Die schönste kommt mit ganzen zwei Worten aus, auch die zweischönste ist nicht allzu umfangreich. Sehr gefällig ist auch eine Rezension aus der Feder des österreichischen Autors Anton Kuh (1890 bis 1941), der sich im Querschnitt (8/1930, S. 567) mit einem der damals wie heute so beliebten Sprachratgeber auseinandergesetzt hat: 1000 Worte Deutsch. Ein Sprachführer für Nachdenkliche von Franz Leppmann, 1930 im Ullstein Verlag erschienen.

Dass die Besprechung so kurz ausfiel, hatte wohl seinen guten Grund. Ganze neunmal musste sich Kuh korrigieren – und das, obwohl sein Text aus gerade einmal 162 Worten bestand. Aber so ist das mit der deutschen Sprache, Stolperfallen gibt es mehr als genug. Beispiele gefällig?

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Alte Bücher, tote Dichterinnen

Noch haben wir keinen Postkorb eingerichtet, doch allmählich dürfte es dafür Zeit werden. So hat uns jetzt nämlich die Frage einer neugierigen Leserin erreicht, die wissen will, warum wir keine Bücher von zeitgenössischen Autorinnen vorstellen, warum nur tote Dichterinnen erwähnt werden?

Nun, das ist leicht zu erklären: Weil es genügend andere Plattformen dafür gibt. Zudem lieben wir es, in alten Papieren zu blättern und die dort vergrabenen Schätze zu heben. So können wir die Vergangenheit noch einmal lebendig werden lassen – und das macht uns nun mal mehr Spaß als alles andere.

PS: Es gibt noch einen zweiten Grund, warum wir uns hier nicht mit zeitgenössischer Literatur befassen. Wenn man einen Roman bespricht, ist es ganz normal, die eine oder andere Stelle daraus zu zitieren. Doch warum dies tun, wenn man dann bald darauf das Schreiben eines Anwalts in Händen hält? Das lohnt nicht.

Sturmhöhe: Kritiken von 1847

Emily Brontë hat einen Roman geschrieben, der zu den großen Werken der Weltliteratur gehört: Sturmhöhe. Wie haben die zeitgenössischen Rezensenten darauf reagiert?


Die Sturmhöhe von Emily Brontë gehört zu den Klassikern der englischen Literatur. Noch heute, mehr als 160 Jahre nachdem es erstmals erschienen ist, findet es immer wieder neue Leserinnen. Es ist eben ständig präsent: Viele kennen es als Bellas Lieblingsbuch aus dem Twilight-Universum, andere haben einen der zahlreichen Filme gesehen.

Emily Brontë ist mit ihrem Roman also unsterblich geworden. Heute wissen wir das. Doch wie war das damals? Wussten die Rezensionen zeitgenössischen Rezensenten, was für ein Buch sie da vor sich hatten? Nun, die Urteile fielen ganz unterschiedlich aus.

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Heinlein und die Church of All Worlds

In den USA sind religiöse Gemeinden bekanntermaßen in rauen Mengen zu finden. Eine davon ist die Church of All Worlds, deren Mitglieder auf die Wiedergeburt der Erdgöttin Gaia hoffen. Woher aber hatten die Gründer die Idee für diese Glaubensgemeinschaft? Aus einem Buch.

Die Vorlage stammt aus der Feder des amerikanischen Schriftstellers Robert A. Heinlein (1907 bis 1988): Der 1961 erschienene Roman Stranger in a Strange Land handelt von einem auf dem Mars geborenen Menschen, der als junger Mann zur Erde reist, dort eine ihm fremde Kultur kennen lernt und im Lauf der Handlung eine eigene Kirche gründet, die Church of All Worlds.

Der Roman ist auch auf Deutsch erschienen: 1970 brachte der Heyne-Verlag unter dem Titel Ein Mann in einer fremden Welt die erste deutsche Fassung heraus, 1996 veröffentlichte Bastei-Lübbe die erst 1991 auf Englisch erschienene ungekürzte Fassung unter dem Titel Fremder in einer fremden Welt.

Weiße Mäuse im Kino

Der Roman Im Westen nichts Neues wurde 1930 erstmals verfilmt. Die Nazis reagierten prompt.


Remarques Roman Im Westen nichts Neues wurde zweimal verfilmt. In der Verfilmung von 1979, die auch heute noch gerne im Fernsehen gezeigt wird, spielt Katczinsky eine tragende Rolle, vielleicht auch deshalb, weil er von Ernest Borgnine dargestellt wird. In Lewis Milestones oscarprämiertem Film aus dem Jahr 1930, den Produzent Carl Laemmle sowohl als Stumm- wie auch als Tonfilm herausbrachte, wird Katczinsky von Louis Wolheim dargestellt (Lew Ayers spielt Paul Bäumer).

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