Im Westen nichts Neues: Zahlen und Daten

Erich Maria Remarque ist mit seinem Antikriegsroman Im Westen nichts Neues ein Welterfolg geglückt. Allerdings ist die Frage nach der Zahl der verkauften Exemplare nicht ganz leicht zu beantworten. Von besonderem Interesse sind deshalb die Angaben, die in einer Ausgabe der Monatsschrift Der Querschnitt zu finden sind (Nr. 8, 1930, vor S. 567).

Dort werden die Zahlen von 23 verschiedenen Ausgaben genannt. Danach wurden in Deutschland bis zu jenem Zeitpunkt ›über 1.000.000 Exemplare‹ gedruckt, in Frankreich immerhin 440.000, in Russland 400.000, in England 360.000, in Nordamerika 325.000 und auch in Spanien lag die Auflage schon in sechsstelliger Höhe (105.000).

Zahlen werden auch für eine Jiddische Ausgabe (6700) und eine in Esperanto (2400) genannt. Die Gesamtauflage des Romans in 28 Sprachen betrug laut dieser Quelle damals ›fast 3 ½ Millionen‹ Exemplare. Da kann kaum ein anderes Buch mithalten.

Hölderlin im Turm

Friedrich Hölderlin verbrachte die letzten Jahre seines Lebens im heute so genannten Hölderlinturm in Tübingen. Ob seine Geisteskrankheit mit seiner unglücklichen Liebe zur Bankiersgattin Susette Gontard zusammenhing?


Friedrich Hölderlin war 32 Jahre alt, als sich erste Anzeichen einer Geisteskrankheit bei ihm bemerkbar machten. Das war 1802. Ob auch eine Liebelei damit zu tun hatte? Eine berechtigte Frage. Denn in den Jahren zuvor hatte er sich in eine Affäre verstrickt, die genauso leidenschaftlich wie unglücklich verlief.

Es war gerade die Zeit, da Hölderlin seinen Roman Hyperion abschloss. Schiller hatte ja schon am 9. März 1795 in einem Brief auch den Verleger Johann Friedrich Cotta auf Hölderlin aufmerksam gemacht: ›Er hat recht viel genialisches und ich hoffe auch noch einigen Einfluß darauf zu haben.‹

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Tristram Shandy: abgelehnt

Laurence Sterne hat das großartigste Buch der Welt geschrieben: Tristram Shandy. Doch der Verleger lehnte das Manuskript zunächst ab.


Die Altvorderen waren begeistert. Laut Goethe war er der ›schönste Geist, der je gewirkt hat; wer ihn liest fühlt sich sogleich frei und schön; sein Humor ist unnachahmlich, und nicht jeder Humor befreit die Seele‹. Auch Heine wusste nur Gutes über ihn zu sagen: ›Er ist, wie ich schon erwähnt, ebenbürtig mit William Shakespeare, und auch ihn, den Lorenz Sterne, haben die Musen erzogen auf dem Parnaß‹.

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Plagiatsjäger

Schon immer haben eifrige Menschen nach Plagiaten gesucht. Oft sind sie dabei über ihr Ziel hinausgeschossen.


Mit Plagiaten ist das immer so eine Sache. Manche finden sie verwerflich, andere wiederum halten sie für eine lässliche Sünde. Es ist freilich nicht immer ganz leicht herauszufinden, ob es sich überhaupt um ein Plagiat handelt oder nicht. Oft kommt es deshalb zu falschen Beschuldigungen, wie beispielsweise im Fall von Irmgard Keun.

Dies alles hindert allerdings niemanden daran, auch an den entlegensten Stellen nach einem abgekupferten Worte zu suchen – in der Hoffnung ganz offenbar, sich mal wieder richtig großtun zu können. Oder gibt es noch einen anderen Grund für dieses merkwürdige Gebaren? Wahrscheinlich nicht. Es ist nun mal ein äußerst beliebter Sport, andern eins auszuwischen.

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Buddenbrooks: Vorbilder

Um die Charaktere in seinem Roman Buddenbrooks zu zeichnen, hat sich Thomas Mann oft an realen Vorbildern orientiert. Nicht alle waren davon begeistert.


Nachdem Thomas Mann seinen Roman Buddenbrooks veröffentlicht hatte, hielt sich die Begeisterung über den Roman in Lübeck erst mal in Grenzen. Das hatte einen simplen Grund: Viele Lübecker glaubten sich in den dargestellten Figuren wiederzuerkennen.

Besonders erbost zeigte sich Friedrich Mann, ein Onkel Thomas Manns. Trotzdem dauerte es bis zum 28. Oktober 1913, ehe er sich zu einem Inserat in den Lübeckischen Anzeigen veranlasst sah, in dem er den Verfasser einen traurigen Vogel schimpfte, der die allernächsten Verwandten in den Schmutz gezogen und sein eigenes Nest beschmutzt habe (→ Wysling/Schmidlin 1997, S. 118).

Die Figuren und ihre realen Vorbilder (→ Wysling/Schmidlin 1997, S. 102 ff.):

  • Johann Buddenbrook, der Ältere – Johann Siegmund Mann sen. (1761 bis 1848)
  • Konsul Johann Buddenbrook – Johann Siegmund Mann jun. (1797 bis 1863), Großvater Thomas Manns
  • Konsulin Bethsy Buddenbrook – Elisabeth Mann, geb. Marty (1811 bis 1890), Großmutter Thomas Manns
  • Thomas Buddenbrook – Thomas Johann Heinrich Mann (1840 bis 1891), Thomas Manns Vater
  • Gerda Arnoldsen – Julia Mann, geb. da Silva-Bruhns (1851 bis 1923), Thomas Manns Mutter
  • Christian Buddenbrook – Friedrich Wilhelm Leberecht Mann (1847 bis 1926), ein Onkel Thomas Manns
  • Antonie Buddenbrook – Elisabeth Amalia Hippolyta Haag, gesch. Elfeld, geb. Mann (1838 bis 1917), eine Tante Thomas Manns
  • Clara Tiburtius, geb. Buddenbrook – Olga Sievers, geb. Mann (1845 bis 1886), eine Tante Thomas Manns
  • Sesemi Weichbrodt – Therese Bousset (1801 bis 1895), Pflegemutter von Julia Mann
  • Lebrecht Kröger – Johann Heinrich Marty (1797 bis 1844), Urgroßvater Thomas Manns
  • Madame Kröger – Catharina Elisabeth Marty, geb. Croll (1782 bis 1869), Urgroßmutter Thomas Mann

Sylvia Beach hilft James Joyce

James Joyce hat einen der berühmtesten Romane des 20. Jahrhunderts geschrieben: Ulysses. Die Veröffentlichung bereitete ihm allerdings große Probleme.


Als James Joyce an seinem Roman Ulysses arbeitete, bestand eine seiner größten Sorgen darin, ob er das Buch auch würde veröffentlichen können. In zwei Zeitschriften waren zwar Teile der Geschichte vorab erschienen, mit keinem guten Ergebnis jedoch: So war die amerikanische Zeitschrift Little Review mehrmals beschlagnahmt worden, ehe die beiden Verlegerinnen Margaret Anderson und Jane Heap dann auch wegen Veröffentlichung obszöner Schriften noch angeklagt wurden (→ Beach 1982, S. 55).

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Arno Schmidt als Übersetzer

Arno Schmidt hat sich in Deutschland vor allem mit seinen zuweilen überaus eigenwilligen Romanen einen Namen gemacht. Er war allerdings auch als Übersetzer tätig.


Seine eigenen Bücher sind schwer zu lesen, vielen sind sie ganz und gar unverständlich. Dementsprechend klein ist die Zahl derer, die schon mal einen Roman von Arno Schmidt gelesen haben. Ein Kassenerfolg ist ihm zeit seines Lebens jedenfalls versagt geblieben.

Aber satt werden musste er trotzdem. Um des ›lieben Brotes willen‹, wie er es selbst gerne nannte (in seinem 1955 entstandenen Aufsatz ›Die Brotarbeit‹ beispielsweise), war er deshalb dazu gezwungen, sich auch anderen Tätigkeiten zu widmen. Und was konnte einer wohl machen, der nach dem Krieg schon einmal als Dolmetscher in einer Hilfspolizeischule gearbeitet hatte? Er übersetzte Bücher aus dem Englischen ins Deutsche.

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Marie Duplessis alias Marguerite Gautier

Auch fiktive Figuren sind nach dem Leben gezeichnet, viele davon nach dem Leben eines real existierenden Modells. Einige Beispiele haben wir schon einmal an anderer Stelle betrachtet. Aber auch Marguerite Gautier hatte ein reales Vorbild: Marie Duplessis (→ Amos 1985, S. 202 f.).

Mit richtigem Namen hieß sie allerdings Alphonsine Plessis (1824 bis 1847). Duplessis war nur ihr Künstlername als Kurtisane. Einer ihrer Liebhaber war Alexandre Dumas fils (1824 bis 1895), der ihr mit seinem einzigen gelungenen Roman als Kameliendame ein immerwährendes literarisches Denkmal setzte.

Moby Dick, die wahre Geschichte

Einer der bekanntesten Romane der Weltliteratur handelt von der Jagd nach einem Wal: Moby Dick. Die Geschichte beruht auf einer wahren Begebenheit.


20. November 1820, 0° 40′ südliche Breite, 119° 0′ westliche Länge, etwa 8 Uhr morgens: Das Walfangschiff Essex fährt auf Äquatorhöhe in Richtung Westen, die Stimmung an Bord ist gut, das Wetter könnte nicht besser sein – da plötzlich entdeckt der Ausguck eine Schule von Walen.

Es wird nicht lange gefackelt, kaum dass sie nur noch eine halbe Meile von den Walen entfernt ist, lässt die Besatzung drei Boote zu Wasser und geht auf Jagd. Das Boot des Ersten Offiziers Owen Chase wird dabei allerdings so schwer beschädigt, dass Wasser einzudringen beginnt.

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Frau Aja zum Namen Tristram

Laurence Sterne hat seinem Helden den Namen Tristram verpasst. Dass dies ein ganz und gar unmöglicher Name für ein Kind ist, wusste auch Goethes Mutter, die einst (in einem Brief an Caroline Großmann vom 19. Dezember 1777) deutlich gemacht hatte, welche Namen zu meiden seien:

Tausendt Element dachte ich wenn die liebe Frau ins Kindbett käme und wüßte unser nahmen nicht und sie Taufften das arme Kind in der Angst Ursula, Angnes, oder wohl gar Tristmegistus.