Verboten: Joyce

Nicht nur Mark Twain hatte mit Verboten zu kämpfen, auch James Joyce litt darunter (→ Haight 1956, S. 165 f.). So verbrannte die amerikanische Postbehörde die Ausgabe der Zeitschrift, die 1918 vorab einige Ausschnitte seines noch lange nicht fertiggestellten Romans Ulysses veröffentlicht hatte.

Als das Buch vier Jahre später in seiner endgültigen Form erschien, machte sich die Postbehörde dann noch einmal ans Werk und verbrannte 500 Exemplare auf einen Schlag. Ein Gericht erließ schließlich ein Veröffentlichungsverbot, das erst 1933 in einem spektakulären Prozess wieder aufgehoben wurde.

Verboten: Mark Twain

Wie die Amerikanerin Anne Lyon Haight in ihrem äußerst informativen Buch Verbotene Bücher darlegt, sind auch in den USA viele Bücher zensiert oder gar verboten worden. Der amerikanische Schriftsteller Mark Twain konnte ein Lied davon singen.

Zwar durfte schon das Vorgängerwerk Tom Sawyer (1876) in manchen Bibliotheken nicht ausgeliehen werden, doch der Nachfolgeroman Huckleberry Finn war noch viel umstrittener.

Kinder durften es natürlich nicht lesen, in Concord (Massachusetts) lehnte die öffentliche Bibliothek das Buch in seinem Erscheinungsjahr mit dem Hinweis ab, es sei nur Unrat, der allerhöchstens etwelchen Slumbewohnern als Lektüre zugemutet werden könne (→ Haight 1956, S. 143).

Baillès, der Zensor

Zu den berüchtigten Zensoren der Geschichte gehört Jacques-Marie-Joseph Baillès, der auch Madame Bovary und Die Elenden auf den Index setzen ließ.


Im Lauf der Geschichte sind viele Bücher vom Vatikan zensiert oder gar verboten worden. Zu den Zensoren gehörte auch Jacques-Marie-Joseph Baillès (1798 bis 1873), der sich im Auftrag der Kirche zu seiner Zeit ausgiebig mit der französischen Literatur beschäftigte. Unter den Büchern, die er auf den Index setzen ließ, waren auch Madame Bovary von Gustave Flaubert und Die Elenden von Victor Hugo.

In einer Arbeit des Historikers Peter Godman (Weltliteratur auf dem Index) können wir auch nachlesen, warum die beiden Romane indiziert wurden. Baillès warf Flaubert vor, die übelste aller üblen Geschichten geschrieben zu haben. Religion und Sitten, alles Gerechte und Gute würden mit Füßen getreten. Zwar sei es vor den weltlichen Richtern um die Verdammung herumgekommen, dem höheren Urteil aber werde es wohl nicht entgehen.

Und Hugos Roman? Der war für Baillès ein Musterbeispiel an Blasphemie und Gottlosigkeit. Bösartig und verlogen, so Baillès, sei der Autor, mehr müsse er wohl nicht sagen (→ Godman 2001, S. 330 f. und 342).

Ein Roman zur Weißen Rose

Der Widerstand der Weißen Rose wurde bald auch im Ausland bekannt. Alfred Neumann war von dem Gehörten so beeindruckt, dass er einen ganzen Roman (Es waren ihrer sechs) um die Geschehnisse in München schrieb.

Die Grundkonzeption war laut nachträglicher Feststellung des Autors zwar bereits in den 1930er-Jahren entwickelt worden, doch erst unter dem Eindruck eines Artikels, der letztlich die einzige Quelle seines Romans bildete, konnte er sich an die Arbeit machen.

Unter der Überschrift Not in Vain hatte die amerikanische Zeitschrift Time am 14. Juni 1943 einen kurzen Text veröffentlicht, in dem es hieß, dass der Münchner Gauleiter drei Rädelsführer (Hans Scholl, Maria Scholl und Adrian Probst) habe verhaften lassen, die inzwischen hingerichtet worden seien.

Dazu werden weitere (mindestens neun) Hinrichtungen erwähnt, darunter die von Kurt Huber und die eines Jungen, der vor Stalingrad sein Bein gegen ein Eisernes Kreuz eingetauscht habe.

Ausrufezeichen

Ist es angebracht, über seine eigenen Witze zu lachen? Wohl eher nicht, auch wenn Komiker heutzutage durchaus eine andere Meinung zu vertreten scheinen. Das soll aber nicht unser Problem sein. Wir wollen uns lieber mit der Frage beschäftigen, ob wir uns ganz genauso verhalten wie oben genannte Komiker, wenn wir also unserem Satz ein Ausrufezeichen anhängen?

Das nämlich sei nichts anderes als über seine eigenen Witze zu lachen — soll zumindest Scott Fitzgerald gesagt haben, wie auch Lynn Truss in ihrem merkwürdig erfolgreichen Buch über die richtig/falsche Anwendung der Zeichensetzung im Englischen behauptet (→ Truss 2004, S. 137).

Da aber eine Quellenangabe in jedem Fall unterbleibt, stellt sich die Frage, ob Fitzgerald tatsächlich der Urheber des Zitats ist. Weiß jemand mehr?

Dunkel wars, der Mond schien helle

Zu den schönsten deutschsprachigen Gedichten zählt ganz ohne Frage auch ›Dunkel wars, der Mond schien helle‹. Die Entstehungsgeschichte ist aber weitgehend unbekannt, über mögliche Urheber kann nur spekuliert werden.


Eins der schönsten deutschsprachigen Nonsensgedichte ist ganz ohne Zweifel der Kinderreim ›Dunkel wars, der Mond schien helle‹, das fraglos auch zu den schönsten zu zählen ist. Die Zahl der unterschiedlichen Versionen ist wohl Legion, es muss aber mindestens mehrere Dutzend geben. Die Variante, die hier nun folgt, habe ich schon vor Jahren in einem unbekannten Buch gefunden und auswendig gelernt.

Dunkel wars, der Mond schien helle,
Schneebedeckt die grüne Flur,
Als ein Wagen blitzeschnelle
Langsam um die Ecke fuhr.
Drinnen saßen stehend Leute,
Schweigend ins Gespräch vertieft,
Als ein totgeschossner Hase
Auf der Sandbank Schlittschuh lief.

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Madame Bovary

Eine der berühmtesten Frauenfiguren der Weltliteratur findet sich in einem französischen Roman: Madame Bovary von Gustave Flaubert.


Daten zum Buch

  • Autor: Gustave Flaubert
  • Titel: Madame Bovary. Mœurs de province
  • Genre: Roman
  • Erstveröffentlichung: Revue de Paris, 1. Oktober 1856 bis 15. Dezember 1856
  • Verlagsort der Erstausgabe: Paris
  • Verleger: Michel Lévy Frères
  • Erscheinungsjahr: 1857
  • Deutsche Erstausgabe: Madame Bovary, oder: Eine Französin in der Provinz (Wien/Leipzig: Hartlebens Verlags-Expedition 1858, Übersetzung: Dr. Legné)

Die Geschichte der Madame Bovary ist zwar fiktiv, beruht aber auf einer wahren Begebenheit. Vorbild für die Heldin des Romans war eine gewisse Delphine Delamare. Ihre Geschichte bildete die Grundlage zu Flauberts Roman, an dem er nicht weniger als fünf Jahre lang gearbeitet hat, vom 19. September 1851 bis zum April 1856. Im Juni reichte er dann das Manuskript an seinen Verleger weiter, der es Ende des Jahres in der Revue de Paris in Fortsetzungen abdrucken ließ, ehe es im Jahr darauf komplett veröffentlicht wurde.

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Bildnis einer Dame

Eine Frau steht im Mittelpunkt eines der ganz großen Bücher der Weltliteratur: Bildnis einer Dame von Henry James.


Daten zum Buch

  • Autor: Henry James
  • Titel: The Portrait of a Lady
  • Genre: Roman
  • Verlagsorte der Erstausgabe: Boston und London
  • Verleger: Houghton, Mifflin and Company (Boston),
    Macmillan and Co.  (London)
  • Erscheinungsjahr: 1881
  • Deutsche Erstausgabe: Bildnis einer Dame (Köln: Gustav Kiepenheuer Verlag 1950, Übersetzung: Hildegard Blomeyer)

So was ist selten: Ein Roman, der die Leserin heute noch genauso zu fesseln versteht wie die Leserinnen des ausgehenden 19. Jahrhunderts. Hier haben wir so einen Fall.

Im Mittelpunkt der Geschichte steht die junge Isabel Archer, die nach dem Tod ihres Vaters ihre Heimatstadt Albany im Staate New York verlässt und gemeinsam mit der Mutter ihres Cousins Ralph Touchett nach Europa reist. Nun kommt die Schicksalsgöttin ins Spiel. Sie trifft nämlich genau zu dem Zeitpunkt auf dem Landsitz der Familie Touchett ein, da auch Ralphs bester Freund dort zugegen ist. Für Lord Warburton ist Isabel nicht mehr und nicht weniger als das Wunschbild einer interessanten Frau.

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Huckleberry Finn

Aus der Alten Bücherkiste stammt die Beschreibung des größten amerikanischen Romans: Huckleberry Finn von Mark Twain.


Daten zum Buch

  • Autor: Mark Twain
  • Titel: Adventures of Huckleberry Finn
  • Genre: Roman
  • Verlagsort der Erstausgabe: London
  • Verleger: Chatto & Windus
  • Erscheinungsjahr: 1884
  • Deutsche ErstausgabeAbenteuer und Fahrten des Huckleberry Finn (Stuttgart: Verlag von Robert Lutz 1890, Übersetzung: Henny Koch)

Am Anfang stand ein anderer wilder Bursche: Tom Sawyer. Seine Abenteuer sind wohlbekannt: Er schwänzt oft die Schule, raucht gerne Pfeife, prügelt sich schon mal und macht sich schließlich auf die Suche nach einem Schatz.

Mit von der Partie ist allerdings nicht nur Tom Sawyer, auch eine Becky Thatcher ist mit dabei, ein Joe Harper und, genau, Huck Finn. Als Tom und Huckleberry schließlich einen Schatz finden, haben sie fürs Erste ausgesorgt und sind all ihrer Sorgen ledig. Doch irgendwie passt das gutbürgerliche Leben nicht zu Huck, er ist und bleibt ein Außenseiter.

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Don Quijote

Aus der Alten Bücherkiste stammt die Beschreibung des größten spanischen Romans der Weltliteratur: Don Quijote von Miguel de Cervantes.


Daten zum Buch

  • Autor: Miguel de Cervantes
  • Titel: El ingenioso hidalgo Don Quixote de la Mancha
  • Genre: Roman
  • Verlagsort der Erstausgabe: Madrid
  • Verleger: Juan de la Cuesta
  • Erscheinungsjahr: 1605
  • Deutsche Erstausgabe: Don Kichote de la Mantzscha, Das ist: Juncker Harnisch auß Fleckenland (Frankfurt: Thomas Matthias Goetzen 1648, Übersetzung: Pahsch Basteln von der Sohle, d.i. Joachim Caesar)

Wenn wir ein Buch benennen müssten, das als das Vorbild des modernen Romans gelten kann, dann fällt einem als erstes natürlich die Geschichte des Ritters von der traurigen Gestalt aus dem frühen 17. Jahrhundert ein.

In der Tat hat der spanische Nationaldichter Miguel de Cervantes Saavedra mit dem Don Quijote ein Werk geschaffen, das die europäische Kunst so nachhaltig beeinflusst hat wie kaum ein zweites Buch, abgesehen nur von Gargantua und Pantagruel, dem fünfbändigen Zyklus des französischen Dichters François Rabelais aus dem 16. Jahrhundert.

Don Quijote freilich ist wohl etwas apathisch geworden in letzter Zeit. Tatsächlich kennt dieser gemütliche, durchaus schon etwas ältere Herr nur noch eine Freude in seinem Leben: Er ist ein begeisterter Leser, einer, der tagein, tagaus etwelche Ritterromane in sich hineinstopft. Nur leider scheint ihm diese Lektüre nicht besonders gut zu bekommen, denn mit einem Male verliert er über den Büchern den Verstand, zumindest aber seinen Sinn für die Realität.

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