Blick ins Jahr 1933

Hellseher und Wahrsager waren schon immer sehr beliebt. Auch literarische Blätter haben sich gerne mit dem Übersinnlichen beschäftigt. Ende 1932 hat die Monatsschrift Der Querschnitt einen Blick ins Jahr 1933 gewagt. Was ist aber dabei herausgekommen?


Die in den 20er- und frühen 30er-Jahren sehr bekannte Monatsschrift Der Querschnitt hat sich immer mal wieder gerne auch okkulten Themen gewidmet. An anderer Stelle haben wir schon einmal über eine dort erschienene Abhandlung zur Astrologie berichtet.

Das Dezemberheft 1932 stand nun voll und ganz unter dem Motto: das Übersinnliche. Entsprechend fragwürdig sind die meisten Beiträge, die dort zu finden sind. Aber wer nun unbedingt wissen will, wie man denn zum Yoghi wird (S. 852 ff.) oder was es mit dem Teleplasma (S. 859 ff.) auf sich hat, kann das an entsprechender Stelle nachlesen. So viel Unsinn ist wohl selten zusammengeschrieben worden.

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Weiße Mäuse im Kino

Der Roman Im Westen nichts Neues wurde 1930 erstmals verfilmt. Die Nazis reagierten prompt.


Remarques Roman Im Westen nichts Neues wurde zweimal verfilmt. In der Verfilmung von 1979, die auch heute noch gerne im Fernsehen gezeigt wird, spielt Katczinsky eine tragende Rolle, vielleicht auch deshalb, weil er von Ernest Borgnine dargestellt wird. In Lewis Milestones oscarprämiertem Film aus dem Jahr 1930, den Produzent Carl Laemmle sowohl als Stumm- wie auch als Tonfilm herausbrachte, wird Katczinsky von Louis Wolheim dargestellt (Lew Ayers spielt Paul Bäumer).

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Der zweite Roman über die Weiße Rose

Außer dem Roman von Alfred Neumann gibt es noch einen zweiten zeitgenössischen Bericht zu den Geschehnissen um die Weiße Rose. Dabei handelt es sich um den etwas kurios betitelten Roman Seven Were Hanged, der 1945 bei Victor Gollancz in London erschienen ist. Als Autor zeichnete der amerikanische Journalist Willam Bayles, der in den 30er-Jahren in Deutschland gearbeitet, das Land aber bei Kriegsausbruch verlassen hatte.

Anders als bei Neumann ist nicht genau bekannt, woher Bayles seine Informationen hatte. Man kann aber davon ausgehen, dass seine hauptsächliche Quelle jener Artikel war, der am 18. April 1943 in der New York Times erschienen war. Grundlage dieses Artikels war ein Bericht des deutschen Rechtsanwalts und Widerstandskämpfers Helmuth James Graf von Moltke – und genau wie dort tauchen auch bei Bayles zwei falschen Namen auf: Adrian Probst und Maria Scholl.

Ein Loblied auf Hitler?

Ein beeindruckendes Zeugnis von Widerstandstätigkeit ist ein Gedicht, das 1941 ausgerechnet in einer Nazizeitung abgedruckt wurde.


Lyrik ist nicht jedermanns Sache. Tatsächlich erschließt sich einem der Sinn vieler Gedichte erst nach langem Überlegen, wenn überhaupt. Das aber hat in der Regel mit dem Wunsche des Künstlers zu tun, als ein besonders experimenteller oder moderner Verseschmied zu gelten. Anders gelagert ist der Fall dann, wenn ein Gedicht auf zwei verschiedene Arten gelesen werden kann, und die Leserin bei der Lektüre herausfinden muss, welche Lesart wohl gemeint sei.

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Gelöbnis treuester Gefolgschaft

Die Zahl spricht für sich: 88 deutsche Schriftsteller haben 1933 das Gelöbnis treuester Gefolgschaft unterzeichnet.


Dichter und Denker gelten gemeinhin als unabhängige und freie Geister. Doch nach dem Machtantritt von Adolf Hitler war davon nicht viel zu spüren. So unterzeichneten gleich 88 deutsche Schriftsteller jenes Gelöbnis treuester Gefolgschaft, das nach Erlass des Schriftleitergesetzes von der Preußischen Akademie der Künste in Berlin propagiert worden war.

Am 26. Oktober 1933 in Blättern wie der Frankfurter oder der Vossischen Zeitung (S. 2) abgedruckt, sollte es nach der Gleichschaltung der gesamten deutschen Presse das uneingeschränkte Vertrauen der Unterzeichnenden in die neue faschistische Regierung beweisen.

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Pseudonyme im Tagebuch der Anne Frank

Als Anne Frank ihr Tagebuch für eine mögliche Veröffentlichung überarbeitete, gab sie den Bewohnern des Hinterhauses neue Namen. Der bekannteste davon ist natürlich der des Zahnarztes Fritz Pfeffer, den sie Albert Dussel nannte. Die Familie van Pels benannte sie in van Daan um: Auguste in Petronella, für Hermann und Peter hatte sie ursprünglich Hans und Alfred vorgesehen.

Weniger bekannt ist freilich, dass Anne auch ihrer eigenen Familie andere Namen verlieh: Ihrer Mutter gab Anne den Namen Nora, ihre Schwester sollte Betty, ihr Vater Frederik heißen. Freilich verzichtete ihr Vater bei seiner Bearbeitung darauf, diese Pseudonyme zu benutzen. Deshalb ist Anne Frank auch nicht als Anne Aulis oder dem später gewählten Anne Robin, sondern unter ihrem eigenen Namen berühmt geworden (→ NIOD 1993, S. 68 f.)

Anne Frank und Kitty

Immer wieder taucht die Frage auf, wer denn wohl jene berühmte Kitty gewesen sein könnte, der Anne Frank in ihrem Tagebuch all ihre Sorgen und Nöte anvertraute. Eine reale Person vielleicht? In Kitty Egyedi besaß Anne immerhin eine entsprechende Freundin aus der Vorkriegszeit, ernsthaft in Erwägung gezogen wird sie allerdings von keinem Experten, zu oberflächlich war die Freundschaft der beiden.

Eine sehr viel wahrscheinlichere Kandidatin findet sich dagegen in der vierbändigen Mädchenbuchserie Joop ter Heul der niederländischen Autorin Cissy van Marxfeldt (1893 bis 1948). Das Buch besteht nämlich aus Tagebucheinträgen und Briefen, die die Heldin an ihre Freundinnen richtet: Conny, Emmy, Pop, Phien, Jetty, Loutje, Jackie, Marianne – und Kitty Francken (→ NIOD 1993, S. 266).

In der ersten Fassung ihres Tagebuchs übernahm Anne Frank eine Zeitlang all diese Namen, bevor sie Kitty als einzige Ansprechpartnerin beibehielt.

Will Vesper, ein Nazidichter

Im Dritten Reich gab es zahlreiche Dichter, die sich den politischen Verhältnissen mehr als nur anpassten. Viele von ihnen waren mit Herzblut bei der Sache, wie wir bereits in anderen Fällen gesehen haben. Aber auch Will Vesper gehörte dazu.

Schon 1931 in die NSDAP eingetreten, wurde Vesper (1882 bis 1962) direkt nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten in die Deutsche Akademie der Dichtung berufen. Zudem gehörte er dem Vorstand des Reichsverbands Deutscher Schriftsteller an und trat bei der Bücherverbrennung in Dresden als Festredner auf.

Kulturpolitische Macht übte er vor allem mit seiner antisemitisch gefärbten Zeitschrift Die Neue Literatur aus, die ihm dazu diente, gegen emigrierte Schriftsteller und gegen Verlage zu hetzen, die Bücher jüdischer Autoren veröffentlichten. Vesper blieb zeitlebens seiner Gesinnung treu, konnte aber trotzdem nach Kriegsende als Herausgeber für den Bertelsmannverlag arbeiten.

Vicki Baum und die Weiße Rose

Nicht nur Alfred Neumann und Thomas Mann bauten die Geschichte der Weißen Rose in ihre Romane ein. Auch Vicki Baum tat dies. In ihrem Roman Berlin Hotel (dt. Hotel Berlin) verarbeitete sie zahlreiche Informationen, die ihr über den Widerstand gegen das Nazi-Regime zugetragen worden waren.

An manchen Stellen nimmt sie deutlich auf die Weiße Rose Bezug, so beispielsweise als der Widerstandskämpfer Martin Richter die junge Schauspielerin Lisa Dorn über die Aufregung an der Universität aufklärt, die im Zuge eines Auftritts des hiesigen Gauleiters entstanden sei (→ Vicki Baum 1976, S. 66).

Das erinnert fatal an die Jubiläumsfeier anlässlich des 470-jährigen Bestehens der Ludwig-Maximilians-Universität am 13. Januar 1943, als es nach einer Rede des damaligen Münchner Gauleiters Paul Giesler im Deutschen Museum zu offenen Protesten seitens der Studenten gekommen war.

Anne Frank und ihr letzter Tagebucheintrag

Anne Frank führte über zwei Jahre lang ihr Tagebuch. Der letzte Eintrag stammt vom 1. August 1944. Drei Tage später wurde sie verhaftet.


Sie glaubte bis zuletzt an das Gute im Menschen. All den schrecklichen Ereignissen zum Trotz, dem weltumfassenden Krieg wie der Ausgrenzung, der Verfolgung und Vernichtung, der sie und ihre gesamte Familie ausgesetzt waren, hoffte sie bis zum Schluss auf eine bessere Zukunft. Doch wie Millionen andere mit ihr, fiel auch Anne Frank dem Rassenwahn der Nazis zum Opfer.

Anne Frank, 1929 als zweite Tochter von Otto und Edith Frank in Frankfurt am Main geboren, verbrachte die ersten viereinhalb Jahre ihres Lebens zunächst in Deutschland, bevor sie im Februar 1934 von Aachen nach Amsterdam übersiedelte, wo ihr Vater zuvor ein eigenes Unternehmen gegründet hatte.

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