Im Westen nichts Neues: Verkaufszahlen

Der Roman Im Westen nichts Neues war ein durchschlagender Erfolg. Genaue Verkaufszahlen sind aber nicht bekannt.


Der Roman Im Westen nichts Neues war ein Riesenerfolg. Die Vorabveröffentlichung in der Vossischen Zeitung vom 10. November bis zum 9. Dezember 1928 heizte das Interesse des Lesepublikums so sehr an, dass die am 29. Januar 1929 erschienene Buchausgabe größte Aufmerksamkeit fand.

Dazu beigetragen haben wohl auch zwei weitere Faktoren: Zum einen fuhr der Ullstein-Verlag eine beispiellose Werbekampagne, zum anderen setzte bald schon in zahllosen Blättern eine Diskussion um Wert und Wahrhaftigkeit der Erzählung ein. Jeder hatte ja etwas dazu zu sagen, die Linken wie die Rechten, und all die, die in der Mitte standen, natürlich auch.

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Charles Dickens, ein Antisemit?

Charles Dickens hat in seinem Roman Oliver Twist die Figur des Fagin in das schlechteste Licht gestellt, das man sich nur denken kann. Dabei griff er auf alle antisemitischen Stereotypen seiner Zeit zurück.


War Charles Dickens Antisemit? Zumindest sein Gesellschaftsroman Oliver Twist lässt darauf schließen. Darin nämlich lässt er eine Figur auftreten, die so ziemlich mit den schlimmsten Charaktereigenschaften ausgestattet ist, die man sich nur denken kann. Um einen Christen handelt es sich dabei freilich nicht. Fagin ist der ›Jude‹ – mehr als 250 Mal wird er in der englischsprachigen Erstausgabe des Romans so bezeichnet.

Die antisemitischen Stereotypen sind in der Tat eklatant. Fagin ist der typische jüdische Bösewicht der damaligen Zeit. Dickens zeichnet ihn als einen geldgierigen Geizhals, der gerade diejenigen schamlos ausnutzt, die der Hilfe am dringendsten bedürfen: Seine Diebesbande rekrutiert sich ausschließlich aus Waisenkindern. Selbstverständlich sind auch seine äußeren Merkmale negativ besetzt: Seine Verbrechervisage spricht für sich selbst, ebenso seine furchtbares Näseln und sein ständiges Schulterzucken.

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Der erste Satz

Der bekannteste Anfangssatz eines Romans stammt vielleicht von Edward Bulwer-Lytton. Mit seinem Einstieg hat der englische Autor sogar einen Wettbewerb inspiriert.


Snoopy war bei den Peanuts alles: Weltkriegsflieger, Anwalt, Arzt, Golfprofi und manchmal auch Schriftsteller. Als solcher arbeitete er sein Leben lang an seinem Meisterwerk, das stets mit den immer gleichen Worten begann: ›It was a dark and stormy night.‹

Die Worte von der dunklen und stürmischen Nacht gehen freilich auf einen anderen Autor zurück. 1830 veröffentlichte der englische Romancier und Politiker Edward Bulwer-Lytton (1803 bis 1873) den Roman Paul Clifford, dessen erster Satz berühmt geworden ist. Hier ist er in seiner vollen Blüte:

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Grace Darling

Grace Darling ist in Deutschland kaum bekannt. In England aber ist sie eine Heldin, deren Name auch in der englischsprachigen Literatur immer wieder genannt wird.


Der englische Romantiker William Wordsworth (1770 bis 1850) veröffentlichte 1843 eine Hymne auf eine junge Frau, die in England noch heute als Heldin verehrt wird: Grace Darling. Hier die beiden Schlussverse der Lobpreisung, die insgesamt doch ein wenig peinlich geraten war:

Might carry to the clouds and to the stars,
Yea, to celestial Choirs, GRACE DARLING’S name!

[Wordsworth 1888: ›Grace Darling‹, S. 862]

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Kusinenliebe in Romanen

Im Leben kommt sie immer mal wieder vor, in Romanen war sie früher fast schon an der Tagesordnung: die Ehe zwischen Cousins und Cousinen ersten und zweiten Grades.


Fanny Price macht alles falsch. Edmund kann nicht der Richtige für die Heldin von Mansfield Park sein, das weiß doch jeder. Und dennoch verliebt sie sich in ihn. Eine langweilige Transuse mag ja ihrem Typ entsprechen, trotzdem gehegt sie einen verhängnisvollen Fehler.

Das hat einen einfachen Grund. Fanny und Edmund sind nämlich als Cousin und Cousine ersten Grades im selben Hause aufgewachsen. Wie aber fast jeder weiß, ist es wenig ratsam, einander in einem solchen Falle das Jawort zu geben. Die Degeneration der Herrscherhäuser belegt das mehr als eindrucksvoll.

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Maximiliane von La Roche

Die junge Maximiliane von La Roche wurde von vielen Männern umschwärmt. Auch Goethe bemühte sich um sie, das Rennen machte aber Peter Anton Brentano.


Ihre schwarzen Augen machten die Männer verrückt. Goethe war derart vernarrt in diese Augen, dass er sie seiner Lotte im Werther verpasste. Am liebsten hätte er die junge Maximiliane Euphrosine de La Roche sicherlich gerne noch sehr viel intimer kennen gelernt, doch im Hause La Roche war er nur zweite Wahl. Damit war er noch gut bedient, wurde doch die junge Maxe im literarischen Salon ihrer Mutter Sophie von La Roche von Männern so umschwärmt wie kaum eine andere 16- oder 17-Jährige ihrer Zeit.

Viel Zeit, ihr Leben zu genießen, hatte sie allerdings nicht. Schon am 9. Januar 1774 musste sie nämlich ihr Jawort geben. Damals war die am 3. Mai 1756 in Mainz geborene Maxe noch nicht ganz 18 Jahre alt. Der von den Eltern Auserwählte war Peter Anton Brentano, ein Kaufmann aus Frankfurt am Main, der aus seiner ersten Ehe mit Josepha Maria Walpurga Paula Brentano-Gnosso bereits sechs Kinder hatte. Und damit begann auch ihre Leidenszeit. Wie anders kann denn ein Zeitraum von 18 Jahren bezeichnet werden, in dem sie insgesamt zwölf Kinder zur Welt brachte, alle 18 Monate eines?

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Kestner und Goethe

In den Leiden des jungen Werther verarbeitete Goethe eine wahre Geschichte. Auch der Legationssekretär Johann Christian Kestner und die junge Charlotte Buff spielen darin eine entscheidende Rolle.
Goethe war bekanntermaßen kein Kostverächter. Diese Erfahrung musste auch der Legationssekretär Johann Christian Kestner machen, dem in Goethe für kurze Zeit einmal ein Rivale erwuchs. Dies kam so:

Im Alter von nicht ganz 23 Jahren als Praktikant am Reichskammergericht in Wetzlar tätig, lernte Goethe am 9. Juni 1772 auf einem Tanzball in Volpertshausen Kestners Verlobte kennen, die 19-jährige Charlotte Buff. Goethe wollte sie dennoch erobern, was aber an Lottes Widerstand scheiterte, die ihm nicht mehr als einen zarten Kuss gönnte.

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Der heitere Fridolin

Der heitere Fridolin war die bekannteste Kinderzeitschrift der 20er-Jahre. Sie erschien im Berliner Ullsteinverlag, der das 16-seitige Heft alle 14 Tage auf den Markt brachte.

Die erste Ausgabe lag im Oktober 1921 an den Kiosken aus, mit dem Dezemberheft 1928 stellte der Verlag die Zeitung ohne Angabe von Gründen ein. (Wahrscheinlich hat sie kein Geld mehr abgeworfen.)

Als Autoren zeichneten außer Wolf Durian (Kai aus der Kiste) auch Künstler wie Albert Schäfer-Ast, Paul Simmel oder Ferdinand Barlog.

Hemingway arbeitet hart

Bei Hemingway gibt es eine Szene, die die Leserin immer wieder aufs Neue schmerzlich berührt. Nachdem nämlich Frederic endlich mit Catherine zusammen in der Schweiz ein schönes Leben zu führen begonnen hat, trifft sie das Schicksal hart: Catherine stirbt im Kindbett (In einem andern Land).

Diese Szene zu schreiben, ist Hemingway allerdings nicht ganz leicht gefallen. Immerhin waren insgesamt 32 Anläufe nötig, um den Schluss aufs Papier zu bringen (→ Lynn 1991, S. 483). In so einem Fall ist jeder Autor froh, wenn er endlich den Punkt unter den letzten Absatz setzen kann. So auch Hemingway.

Schillers Dolch

Früher war der Dolch groß in Mode. Bei Shakespeare genauso wie bei Schiller, dessen ›Bürgschaft‹ mit den berühmten Versen anhebt (→ Musen-Almanach 1799, S. 176):

Zu Dionys dem Tiraden schlich
Möros, den Dolch im Gewande;
Ihn schlugen die Häscher in Bande.
Was wolltest du mit dem Dolche, sprich!
Entgegnet ihm finster der Wüterich.
›Die Stadt vom Tyrannen befreien!‹
Das sollst du am Kreuze bereuen.

Was man natürlich auch herrlich parodieren kann, etwa so:

›Was willst du mit dem Dolche, sprich!
Kartoffeln schälen, verstehst du mich?‹