Roger Sterne alias Toby Shandy

Auch fiktive Figuren sind nach dem Leben gezeichnet, viele davon nach dem Leben eines real existierenden Modells. Zwei Beispiele haben wir schon einmal an anderer Stelle betrachtet: Delphine Delamare und Joseph Bell.

Auch Onkel Toby hatte ein reales Vorbild: Laurence Sternes Vater Roger Sterne (→ Amos 1985, S. 464).

Tristram Shandys berühmter Onkel Toby ist bekannt für eine ganz spezielle Verwundung, die ihm mitunter das Leben etwas schwer machte: seine Leistenverletzung.

Ganz ähnlich erging es Roger Sterne (1692 bis 1731), der als Leutnant zudem nicht weniger von militärischen Belagerungen besessen war als Onkel Toby.

Aber das hatte ja auch einen guten Grund, hatte Roger Sterne doch nicht weniger als vier solcher Belagerungen mitgemacht.

Joseph Bell alias Sherlock Holmes

Auch fiktive Figuren sind nach dem Leben gezeichnet, viele davon nach dem Leben eines real existierenden Modells. Ein erstes Beispiel haben wir schon einmal an anderer Stelle betrachtet: Delphine Delamare.

Auch Sherlock Holmes hatte ein reales Vorbild: den schottischen Chirurgen Joseph Bell (→ Amos 1985, S. 254).

Als Pionier der Forensik war Bell (1837 bis 1911) schon zu Lebzeiten eine Legende. Berühmt bei seinen Studenten an der Universität von Edinburgh wurde er vor allem wegen seiner erstaunlichen Fähigkeit, anhand unbedeutend erscheinender Details auf Herkunft, Beruf und Leiden seiner Patienten zu schließen.

Als Bells Assistent lernte Arthur Conan Doyle diese Methoden kennen und dermaßen schätzen, dass er nach dessen Vorbild den berühmtesten Detektiv der Welt formte.

Delphine Delamare alias Emma Bovary

Auch fiktive Figuren sind nach dem Leben gezeichnet, viele davon nach dem Leben eines real existierenden Modells. Dazu zählt auch Emma Bovary, die ihr Vorbild in der jungen Delphine Delamare hatte (→Amos 1985, S. 59).

Delamare (1822 bis 1848) lebte in dem normannischen Dorf Ry, unweit von Gustave Flauberts Heimatstadt Rouen. Sie war mit einem unbedeutenden Landarzt verheiratet, doch ihre Ehe verlief nicht gerade sehr glücklich. Nicht nur setzte sie ihrem Ehemann Hörner auf, auch verschuldete sie sich so sehr, dass sie eines Tages weder ein noch aus wusste.

So machte sie ihrem Leben ein Ende – und zwar auf die Weise, die bei Frauen allgemein üblich ist: Sie vergiftete sich. Ganz wie Emmy Bovary.