Schall und Wahn

Wer James Joyce mag, wird wohl auch William Faulkner gut finden. Wenn es einen Roman gibt, der an Joyce erinnert, dann wohl der über die Familie Compson: Schall und Wahn.


Daten zum Buch

  • Autor: William Faulkner
  • Titel: The Sound and Fury
  • Genre: Roman
  • Verlagsort der Erstausgabe: New York
  • Verleger: Jonathan Cape and Harrison Smith
  • Erscheinungsjahr: 1929
  • Deutsche Erstausgabe: Schall und Wahn (Zürich: Fretz & Wasmuth 1956, Übersetzung: Helmut M. Braem und Elisabeth Kaiser)

Einst gehörten die Compsons zu den großen Familien der amerikanischen Südstaaten. Die Alten in ihren Reihen hatten es immerhin zu Gouverneuren und Generälen gebracht, nur leider ist vom Glanz des alten Namens nicht mehr viel übriggeblieben, jetzt, im Jahre 1928.

Ein Blick auf die junge Generation genügt, um zu erkennen, dass die Familie längst schon verfallen ist. Einer nur hält die Ehre der Compson-Männer noch hoch, Jason IV., ein blasierter Egoist, der ohne Nachkommen bleibt. Caddy, seine Schwester, ist eine gefallene Maid, die nicht mehr auf dem Anwesen lebt seit jenen längst vergangenen Zeiten, als sie von einem Namenlosen sich hat schwängern lassen.

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Oliver Twist

Zu den bekanntesten Romanen von Charles Dickens gehört auch die Geschichte um einen Waisenjungen, der in London in die Fänge eines Großgauners gerät: Oliver Twist.


Daten zum Buch

  • Autor: Charles Dickens
  • Titel: Oliver Twist
  • Genre: Roman
  • Erstveröffentlichung: Bentley’s Miscellany, Februar 1837 bis April 1839
  • Verlagsort der ersten Buchausgabe: London
  • Verleger: Richard Bentley
  • Erscheinungsjahr: 1837
  • Deutsche ErstausgabeOliver Twist (Leipzig: J. J. Weber 1838, Übersetzung: H. Roberts)

Das Leben des jungen Oliver Twist könnte trauriger wohl kaum sein. Als Waisenkind wächst er in einem Armenhaus nördlich von London auf, einsam und unverstanden, ständig terrorisiert von einem der Aufseher.

Kein Wunder, dass Oliver so bald als möglich nach London flieht – vielleicht kann er ja dort sein Glück machen. Doch er kommt vom Regen in die Traufe und landet bei einer Jugendbande, deren Boss, der böse Fagin, ihm alles andere als wohlgesinnt ist.

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Tom Jones

Zu unseren Lieblingsbüchern gehört auch der große humoristische Roman von Henry Fielding: Tom Jones.


Daten zum Buch

  • Autor: Henry Fielding
  • Titel: The History of Tom Jones, a Foundling
  • Genre: Roman
  • Verlagsort der Erstausgabe: London
  • Verleger: Andrew Millar
  • Erscheinungsjahr: 1749
  • Deutsche Erstausgabe: Historie des menschlichen Herzens, nach den Abwechslungen der Tugenden und Laster in den sonderbaren Begebenheiten Thomas Jones, eines Findlings (Hamburg: Hertel 1749, Übersetzung: Matthias Arnold Wodarch)

Mal ganz ehrlich: Was schon ist die Statue der Mediceischen Venus, was die Galerie der Schönen im Hampton Court, was die strahlenden Churchills gegen sie, die daherkommt versehen mit all der Anmut, in die Natur sie kleiden kann; geschmückt mit Schönheit, Jugend, Morgenfrische, Unschuld, Bescheidenheit und Zärtlichkeit, auf ihren Rosenlippen einen Hauch von Süße und glitzernden Glanz in ihren strahlenden Augen? Nichts.

So charming may she now appear! and you the feathered choristers of nature, whose sweetest notes not even Handel can excell, tune your melodious throats to celebrate her appearance. From love proceeds your music, and to love it returns. Awaken therefore that gentle passion in every swain: for lo! adorned with all the charms in which nature can array her; bedecked with beauty, youth, sprightliness, innocence, modesty, and tenderness, breathing sweetness from her rosy lips, and darting brightness from her sparkling eyes, the lovely Sophia comes!

[Ausgabe von 1791: Book IV, Chapter II, S. 177 f.]

Nun, auch Fielding sagt ja, dass er in sie verliebt sei (was kein Wunder ist, da er sie ganz offensichtlich seiner ersten Ehefrau Charlotte Craddock nachgeformt hat); und er meint, dass auch die Leserin im Laufe der Zeit sich in sie verlieben würde – womit er wohl durchaus Recht hat, denn es kann wahrscheinlich kaum eine Leserin geben, die das Geschick der jungen Sophia Western kaltsinnig lässt. Sie hat es in der Tat nicht ganz leicht. Als ihr Vater sich nämlich auf der Suche nach seiner Tochter befindet, sie aber nicht findet, ruft er etwas aus, das wohl ungefähr so viel heißen soll wie: Pah, zum Teufel mit dem Luder.

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Der große Gatsby

Scott Fitzgerald war wohl der beste amerikanische Autor des 20. Jahrhunderts. Sein berühmtester Roman ist auch hierzulande bekannt: Der große Gatsby.


Daten zum Buch

  • Autor: F. Scott Fitzgerald
  • Titel: The Great Gatsby
  • Genre: Roman
  • Verlagsort der Erstausgabe: New York
  • Verleger: Charles Scribner’s Sons
  • Erscheinungsjahr: 1925
  • Deutsche Erstausgabe: Der große Gatsby (Berlin: Theodor Knaur Nachfolger 1928, Übersetzung: Maria Lazar)

 

Hemingway und Fitzgerald waren Zeitgenossen. Hemingway ist deutlich beliebter in Deutschland, Fitzgerald aber ist der bessere Autor. Mal ganz ehrlich: Wie viele gute Bücher hat Hemingway eigentlich geschrieben? Von den Romanen kann man guten Gewissens nur einen empfehlen, von den Kurzgeschichten schon sehr viel mehr – die sind ihm besser gelungen.

Bei Fitzgerald sieht die Sache ganz anders aus. Im Grunde ist es egal, welchem Buch wir uns zuwenden – sie alle sind großartig geschrieben, sei es nun der Erstling Diesseits vom Paradies, seine Kurzgeschichtensammlung Flappers and Philosophers, sein Roman Die Schönen und Verdammten, oder aber sein bekanntestes Werk: Der große Gatsby.

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Gullivers Reisen

Viele kennen es nur als Kinderbuch. Doch Jonathan Swift hatte Kinder gar nicht im Sinn, als er seinen Helden in seinem bekanntestes Buch ins Land der Däumlinge schickte: Gullivers Reisen.


Daten zum Buch

  • Autor: Jonathan Swift
  • Titel: Travels into Several Remote Nations of the World
  • Genre: Roman
  • Verlagsort der Erstausgabe: London
  • Verleger: Benjamin Motte
  • Erscheinungsjahr: 1726
  • Deutsche Erstausgabe: Des Capitain Lemuel Gullivers Reisen In Neu-entlegene Länder … (Leipzig: Johann Christoph Körner 1728, Übersetzung: Johann Heinrich Liebers)

Das Land der Däumlinge ist wohl allen bekannt. Dank sei dafür dem guten alten Gulliver, denn er ist ja wohl gewesen, den es dereinst auf die Insel Liliput verschlagen hat, wo also die Liliputaner zu Hause sind. Liliput ist freilich nur die erste Station von Gulliver auf seinen Reisen zu den fernen Ländern dieser Welt; es folgen noch Brobdingnag, Laputa, Balnibarbi, Luggnagg, Glubbdubdrib, Japan und das Land der Houyhnhnms.

Die späteren Reisen sind aber bei weitem nicht so bekannt wie die ersten beiden, da diese in einer gekürzten Fassung auch zu einem Klassiker der Kinderbuchliteratur aufgestiegen sind – obwohl Jonathan Swift sein Werk durchaus nicht als Kinderbuch konzipiert hat.

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Gargantua und Pantagruel

François Rabelais hat schon im 16. Jahrhundert einen Klassiker geschaffen, der noch heute überaus lesenswert ist: Gargantua und Pantagruel.


Daten zum Buch

  • Autor: François Rabelais
  • Titel: La vie de Gargantua et de Pantagruel
  • Genre: Roman
  • Verlagsort der Erstausgabe in fünf Bänden: Lyon
  • Verleger: François Juste
  • Erscheinungsjahre: 1532 (Bd. 1), 1534 (Bd. 2), 1546 (Bd. 3), 1552 (Bd. 4), 1564 (Bd. 5)
  • Deutsche Erstausgabe: Affentheurlich Naupengeheurliche Geschichtklitterung (Straßburg: B. Jobin 1575, Übersetzung: Johann Fischart)

Das ist ja mal ein kapitaler Fresssack. Dauernd schiebt er die Ochsen in sich rein, zwischendurch auch mal ein paar Hirsche oder was sonst noch so alles vor seine große Schnauze läuft. So einer muss natürlich auch saufen wie ein Loch, ganze Gallonen an Wein und Bier schüttet er in sich rein, irgendwie muss das Fressen ja runtergespült werden.

Was aber, wenn so einer plötzlich seinen Hosenlatz öffnet, seinen Spritzeschlauch hervorzieht und draufloszustrullern beginnt? (So wie es später auch der Gulliver getan, der auf Liliput die in Brand geratenen Gemächer der Kaiserin rettet, indem er ein wenig Wasser lässt.)

Na, dann müssen leider 260.000 ersaufen (und 418 noch dazu), Weiber und Kinder allerdings nicht mitgerechnet:

Lors, en soubriant, destacha sa belle braguette, & tirant sa mentule en l’air, les compissa si aigrement, qu’il en noya deux cens soixante mille quatre cens dix & huyt. Sans les femmes & petiz enfans.

[Ausgabe von 1868: Chapitre XVII, S. 651]

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Sturmhöhe

Ganz oben auf der Liste unserer Lieblingsbücher steht der einzige Roman, den Emily Brontë geschrieben hat: Sturmhöhe.


Daten zum Buch

  • Autorin: Ellis Bell (d.i. Emily Brontë)
  • Titel: Wuthering Heights
  • Genre: Roman
  • Verlagsort der Erstausgabe: London
  • Verleger: Thomas Cautley Newby, Publisher
  • Erscheinungsjahr: 1847
  • Deutsche ErstausgabeWutheringshöhe (Grimma/Leipzig: Verlag-Comptoir 1851, Übersetzung: unbekannt)

Eins ist klar: Schwierig zu lesen ist Emily Brontës Sturmhöhe schon. Über 32 Jahre erstreckt sich immerhin die Handlung, doch wird sie weder chronologisch noch von einem allwissenden Erzähler wiedergegeben; vielmehr sind es zwei Nebenfiguren des Romans, Nelly Dean und Mr. Lockwood, die uns das Geschehen in immer neuen Rückblenden vermitteln. Wer also beim Lesen nicht scharf Acht gibt, der kann in dem Geflecht aus Briefen, Tagebucheinträgen und Erinnerungen in der Tat schnell vom rechten Wege abkommen.

Aber mag das Buch auch etwas allzu kompliziert  aufgebaut sein, mögen die Charaktere sprechen, wie sonst wohl kaum einer spricht, mögen manche Figuren auch blass bleiben – so ist das alles unwichtig in Anbetracht des Sturms aus Donnern und Blitzen, der über das düstere Yorkshire hinwegfegt und einen derart herrlichen Geruch von Moder und Tod zurücklässt, das wir bald meinen, das Monster des Dr. Frankenstein sei nicht mehr als nur ein Teddybär.

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Die Hauptmannstochter

Zu den großen russischen Autoren gehört auch Alexander Puschkin, der eines unserer Lieblingsbücher geschrieben hat: Die Hauptmannstochter.


Daten zum Buch

  • Autor: Alexander Puschkin
  • Titel: Капитанская дочка (Kapitanskaya dochka)
  • Genre: Roman
  • Erstveröffentlichung: Современник (Sovremennik
  • Verlagsort: St.Petersburg
  • Erscheinungsjahr: 1836
  • Deutsche ErstausgabeDie Hauptmannstochter (Jena: Hochhausen 1848, Übersetzung: Christian Gottlob Tröbst)

 

Es gibt viele Romane, denen eine wahre Geschichte zu Grunde liegt, Robinson Crusoe oder Moby Dick beispielsweise. Dazu gehört aber auch ein Buch, das hierzulande vielleicht nicht jede kennen wird: Die Hauptmannstochter von Alexander Puschkin. All diejenigen, die es noch nicht gelesen haben, können sich übrigens freuen. Immerhin steht ihnen ein ungeheures Lesevergnügen ins Haus. In der Tat gehört es zu den schönsten aller Bücher.

Historische Vorlage des Romans ist der Bauernaufstand unter Jemeljan Pugatschow. Bei Puschkin ist es Pjotr Andrejitsch Grinjow, der die Geschichte Pugatschows aus seiner eigenen, ganz persönlichen Sicht schildert. Grinjow ist Sergeant der Garde und wird von seinem Vater zu General Andrej Karlowitsch R. nach Orenburg geschickt, um unter dessen Kommando zu dienen. Grinjow macht sich also auf die Reise, gerät in einen Schneesturm, wird aber von einem unbekannten Wanderer sicher zur nächsten Herberge geführt.

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Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk

Humor kommt in Kriegsbücher in der Regel eher am Rande vor. Wie anders dagegen bei Jaroslav Hašek, der eines der schönsten Bücher des 20. Jahrhundert geschrieben hat: Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk während des Weltkrieges.


Daten zum Buch

  • Autor: Jaroslav Hašek
  • Titel: Osudy dobrého vojáka Švejka za světové války<
  • Genre: Roman
  • Verlagsort der Erstausgabe: Prag
  • Verleger: Adolf Synek
  • Erscheinungsjahr: 1921 bis 1923
  • Deutsche ErstausgabeDie Abenteuer des braven Soldaten Schwejk während des Weltkrieges (Prag: Adolf Synek 1926, Übersetzung: Grete Reiner)

Mal ganz ehrlich: Er ist doch ein wunderbarer Typ, einer, der zum Knuddeln schrullig ist. Ja, so einen wie ihn gibt es wohl nicht noch mal auf der Welt. Also, wenn wir schon mit irgendjemanden von einer ›Schlamastik‹ in die nächste hineinstolpern müssen, dann ja wohl nur mit dem braven Soldaten Schwejk, mit keinem andern sonst.

Es ist schon komisch: Da ist einer ein wenig deppert – und doch wollen wir alle so sein wie er. Vor allem diejenigen natürlich, die in den Krieg ziehen müssen, obwohl sie viel lieber zu Hause bleiben würden.

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David Copperfield

Die Romane von Charles Dickens sind alle lesenswert. Sein bekanntestes Buch ist eine verkappte Autobiografie: David Copperfield.


Daten zum Buch

  • Autor: Charles Dickens
  • Titel: The Personal History, Adventures, Experience and Observation of David Copperfield
  • Genre: Roman
  • Erstveröffentlichung: The Personal History, Adventures, Experience and Observation of David Copperfield, Mai 1849 bis November 1850
  • Verlagsort der ersten Buchausgabe: London
  • Verleger: Bradbury & Evans
  • Erscheinungsjahr: 1850
  • Deutsche Erstausgabe: Lebensgeschichte und Erfahrungen David Copperfield’ s des Jüngern (Leipzig: J. J. Weber 1851, Übersetzung: Julius Seybt)

Eines ist schlecht an diesem Buch: Wieso nur verliebt sich unser Held in Dora Spenlow, wieso, schlimmer noch, heiratet er diese dumme Gans gar? Wir wissen ja nicht, wie es anderen geht, aber unsereins ist jedes Mal heilfroh, wenn dieses Schoßhündchen endlich stirbt.

Aber Dora – das ist ja nur eine Episode in Davids Leben: Als er dem rohrstockverliebten Creakle die Meinung geigt – rufen wir da nicht alle lauthals Bravo? Und wie leiden wir mit, als er sich in der abartigen Schuhwichsfabrik des ebenso abartigen Murdstone abrackern muss.

(Ach, dieser Murdstone, wie lieben wir es, ihn zu hassen; und Murdstones hexenschreckliche Schwester erst: ein Besen, wie es ihn kein zweites Mal gibt auf dieser Welt – diese Frau ist zum Verlieben grässlich).

Und wie gerne lernen wir Davids Freunde kennen, wie gerne umgeben wir uns mit den Peggottys, mit den Micawbers, den Wickfields, wie gerne haben wir den kauzig-liebenswerten Mr. Dick um uns, die kleine Emily, Barkis, Dr. Strong und Traddles, nicht zu vergessen Tante Betsey, Davids Tante, die sein Elternhaus damals, als er geboren wurde, so erzürnt verlassen hat, weil er, wie furchtbar, sich erdreistet hatte, als Junge auf die Welt zu kommen; die Krönung freilich ist diese einmalig verschleimte Kreatur namens Uriah Heep – an ihm können wir uns einfach nicht satt lesen.

Ganz ehrlich: Sind sie nicht die besten Menschen, die das gute alte viktorianische England zu bieten hat? Ja, das sind sie wohl. Denn sie sind ja alles in einem: verschroben, verrückt, verschlagen, aber auch heiter, humorvoll und herzerwärmend.

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