Das Fräulein von Scuderi

Auf unserem Nachttisch liegt auch ein Kriminalroman, der durchaus als Urkrimi gelten kann: Das Fräulein von Scuderi von E. T. A. Hoffmann.


Daten zum Buch

  • Autor: E. T. A. Hoffmann
  • Titel: Das Fräulein von Scuderi
  • Genre: Roman
  • Erstveröffentlichung: Taschenbuch für das Jahr 1820
  • Verlagsort der Erstausgabe: Frankfurt am Main
  • Verleger: Gebrüder Wilman
  • Erscheinungsjahr: 1919

Krimis haben Hochkonjunktur. Vor allem natürlich im Fernsehen, das uns alle Nase lang mit einer neuen Sendung erfreut. Krimis sind auch schon seit langer Zeit ein fester Bestandteil der Literatur, zumeist der Schund- und Trivialliteratur allerdings, manchmal aber auch der Hoch- und Weltliteratur. Man denke nur an Wilkie Collins oder Edgar Allan Poe. (Der mir liebste Krimi ist und bleibt aber Berkeleys Der Fall mit den Pralinen.)

Was aber ist eigentlich der Urkrimi der Literatur? Ein ganz heißer Kandidat ist ganz sicher der deutsche Romantiker E. T. A. Hoffmann, der bereits 1819 innerhalb seiner berühmten Sammlung Die Serapionsbrüder der geneigten Leserin die Novelle Das Fräulein von Scuderi vorlegte.

Heldin des Romans ist das erwähnte Fräulein, die allerdings nicht ganz so jung ist wie es sich für ein Fräulein von Rechts wegen eigentlich gehört. 73 Lenze zählt die Scuderi bereits, als sie im Jahre 1680 in einen perfiden Mordfall verwickelt wird (ganz so alt also wie ihr Vorbild, die französische Schriftstellerin Madeleine de Scudéry, die von 1607 bis 1701 lebte).

Scuderi ist eine angesehene Dichterin, die am Hofe Ludwig XIV. ein- und ausgeht. Doch in Paris ist nicht alles Gold was glänzt, eine aufsehenerregende Mordserie treibt den Einwohnern die Angst in den Nacken. Alle Opfer sind adlige Männer, die mit einem Dolchstich mitten ins Herz getötet und eines Schmuckstücks beraubt werden. Da sollte es eigentlich eine Verbindung zu Cardillac geben, dem berühmtesten Goldschmied der Stadt, doch der Mann ist wahrscheinlich viel zu berühmt, um verdächtigt zu werden.

Wie dem auch sei, jedenfalls gerät die Scuderi noch tiefer in den Fall hinein, als eines Nachts ein fremder Jüngling ihr ein Schmuckkästchen überbringt, das auch eine goldene Halskette enthält, die Meister Cardillac vor Kurzem erst gestohlen worden ist. Cardillac wird befragt, erkennt die Kette als sein Eigentum, will sie aber gar nicht wiederhaben, sondern schenkt sie der Scuderi als Zeichen seiner Hochachtung. (Noch immer verdächtigt ihn keiner – merkwürdig.)

Als die Scuderi später von dem fremden Jüngling auch noch aufgefordert wird, den Schmuck zu Cardillac zurückzubringen, findet sie den Goldschmied ermordet vor, offenbar erdolcht von seinem Gehilfen, Olivier Brusson. Brussons Verlobte aber, Madelon, die Tochter des Ermordeten, ist von seiner Unschuld überzeugt und bittet die Scuderi um Hilfe bei der Suche nach dem wahren Mörder. Ob sie ihn aber finden wird?

Die dargestellten Ereignisse gehen übrigens auf historische Vorgänge zurück, auch zwei echte Giftmischerinnen werden erwähnt: die Marquise de Brinvilliers (1676 mit dem Schafott hingerichtet) und Catherine Monvoisin, La Voisin (1680 auf dem Scheiterhaufen verbrannt), zwei wirklich üble Charaktere, über die es nichts Gutes zu sagen gibt.