Dekan Swift schließt eine Ehe

Jonathan Swift durfte auch Ehen schließen. Manchmal geschah dies unter recht eigentümlichen Umständen.


Als Dekan der St. Patricks Kathedrale von Dublin besaß der irische Schriftsteller Jonathan Swift auch das Recht, ein junges Paar zu verheiraten. In einer Kirche musste die Zeremonie damals nicht unbedingt abgehalten werden, auch auf Zeugen oder ein Aufgebot durfte man gerne verzichten – die Ehe war trotzdem gültig.

Das hatte natürlich den unschätzbaren Vorteil, dass man einander jederzeit und überall das Jawort geben konnte, ein großes Brimborium war ganz und gar unnötig. Auch Swift hat zumindest einmal eine solche Ehe geschlossen, und zwar eine, wie es sie nur selten gibt unter der Sonne.

Auf dem Weg von London nach Chester von einem Sommergewitter überrascht, hatte sich Swift unweit von Lichfield gerade unter eine Eiche geflüchtet, als ein junges Paar es ihm gleichtat und sich zu ihm gesellte. Weil es aber unhöflich gewesen wäre, stumm wie ein paar Fische nebeneinander zu hocken, entspann sich bald ein Gespräch, in dessen Verlauf Swift erfuhr, dass die beiden jungen Leute auf dem Weg nach Lichfield waren, wo sie ihr Zusammenleben legalisieren wollten (was wohl auch höchste Zeit war angesichts der Umstände, in denen sich die Frau befand).

Ein unehelich geborenes Kind aber, wäre das am Ende nicht doch der Schande zu viel gewesen? Und wer konnte schon mit Gewissheit sagen, wie lange das Baby noch auf sich warten lassen würde, gerade hier in diesem furchtbaren Gewitter? Die Wehen konnten jeden Augenblick einsetzen, Eile war also geboten.

So erbot sich Swift, das junge Paar gleich hier und jetzt und auf der Stelle miteinander zu verheiraten. Die beiden nahmen das Angebot dankbar an, verlangten von Swift aber eine offizielle Heiratsurkunde. Swift tat wie geheißen, das Zertifikat, das er ihnen ausstellte, war freilich äußerst bemerkenswert:

Under an oak, in stormy weather,
I join’d this rogue and whore together;
And none but he who rules the thunder
Can put this whore and rogue asunder.

[Wilson 1804: Volume II, S. 2]

(Unter einer Eiche, bei stürmischem Wetter
Habe ich diesen Gauner und diese Hure einander verbunden;
Und nur der, der den Donner beherrscht,
Kann diese Hure und diesen Gauner wieder voneinander trennen.)

Auf Deutsch reimt sichs allerdings nicht so schön, vielleicht ist es so besser:

{Beim stürmischem Wetter, unter einer Eich’
Den Gauner und die Hure einander ich hab gereich’;
Und nur der Donnrer, den es gilt zu meiden
Die Hure und den Gauner voneinander kann scheiden.}

Und damit stand dem jungen Glück nichts mehr im Wege, das Paar galt von Stund an ganz offiziell als Mann und Frau.