Dem Grimm sein Dativ

Manche Sprachkritiker sind der Auffassung, dass der Dativ den Genitiv verdrängt. Der Wemfall hatte aber auch schon früher viele Anhänger, so auch die Brüder Grimm.


Der hervorragendste deutsche Sprach- und Literaturwissenschaftler des 19. Jahrhunderts war fraglos der Hanauer Jacob Grimm (1785 bis 1863). Seine wichtigsten Werke sind die Deutsche Grammatik (1819) und das Deutsche Wörterbuch (1854 ff.), an dem auch sein Bruder Wilhelm (1786 bis 1859) mitarbeitete.

Bekannt wurden die Brüder aber vor allem mit ihrer Märchensammlung (Kinder- und Hausmärchen, zwei Bände, 1812 bis 1815), die in Bezug auf ihre sprachliche Gestaltung einen unerreichten Maßstab setzte.

Gerne verwendeten sie natürlich auch den Genitiv, doch ab und an gaben sie doch tatsächlich dem Dativ den Vorzug. Zwei Beispiele sollen genügen. Nachdem der Jäger dem Wolf im Märchen vom Rotkäppchen den Bauch aufgeschnitten hat, kommt das Rotkäppchen zum Vorschein und sagt also:

›ach, wie war ich erschrocken, wie wars so dunkel in dem Wolf seinem Leib!‹

Noch schöner ist freilich der Beginn des Märchens vom Aschenputtel:

Einem reichen Manne dem wurde seine Frau krank […]

[Kinder- und Hausmärchen, Große Ausgabe von 1857, S. 142 und 119]

Merke: Der Genitiv ist schön, braucht aber nicht immer gebraucht zu werden.