Der Fremde

Fremdes wird selten gemocht. Das liegt nun mal in der Natur des Menschen. Albert Camus hat einen Roman darüber verfasst: Der Fremde.


Daten zum Buch

  • Autor: Albert Camus
  • Titel: L’étranger
  • Genre: Erzählung
  • Verlagsort der Erstausgabe: Paris
  • Verleger: Éditions Gallimard
  • Erscheinungsjahr: 1942
  • Deutsche Erstausgabe: Der Fremde (Boppard/Bad Salzig: Karl Bauch Verlag 1948, Übersetzung: Georg Goyert)

Wir befinden uns im Algerien der 30er-Jahre, ein junger Mann namens Meursault sitzt im Gefängnis und wartet auf seine Hinrichtung. Warum? Weil er durch einen dummen Zufall – und aus Notwehr heraus – einen Araber erschossen hat.

Ob es aber wirklich Notwehr war? Der Araber hatte wohl ein Messer in der Hand, aus Meursaults Waffe löste sich, versehentlich vielleicht, ein Schuss, der den Araber sofort tötete. Nach einer Weile feuerte Meursault aber vier weitere Schüsse ab – kann das noch Notwehr sein?

Das Gerichtsverfahren scheint den jungen Büroangestellten jedenfalls nur wenig zu berühren, emotionslos lässt er es über sich ergehen. Ohnehin scheint er ein Mensch ohne Gefühle zu sein. So beschreibt er zu Beginn seiner Erzählung die Beerdigung seiner Mutter, deren Tod er ohne jede Anteilnahme registriert. In der Tat berichtet er in einer Art und Weise darüber, dass man nicht recht weiß, ob er wirklich an dem, worüber er spricht, beteiligt ist oder doch eher nicht.

Allen Dingen, den Menschen, den Ereignissen, ja sogar dem eigenen Schicksal, steht er völlig gleichgültig gegenüber, fast schon kaltsinnig, möchte man meinen. (Und warum auch nicht? In 50 Jahren ist ja eh alles vorbei, wusste schon Otto Reutter.)

Ist er vielleicht gottlos? Merseault interessiert die Frage, die im Laufe des Prozesses aufkommt, überhaupt nicht, den Vorwurf kommentiert er nicht weiter. Am Schluss wird er zum Tod verurteilt, aber was kümmerts ihn? Er wartet auf seine Hinrichtung, denkt nun doch über den Sinn des Lebens nach, spricht mit dem Priester, fängt plötzlich aus vollem Halse zu brüllen an (jetzt auf einmal), packt den Priester beim Kragen der Soutane und lässt dabei seiner Wut freien Lauf. Als alles vorüber ist, öffnet er sich erstmals zärtlichen Gleichgültigkeit der Welt. Er ist glücklich und wünscht sich, dass am Tag seiner Enthauptung möglichst viele Leute ihn mit Schreien des Hasses begleiten mögen.

Der Kurzroman, der durchaus als so etwas wie ein Hauptwerk des Existenzialismus gelten kann, war 1942 eine literarische Sensation und machte den späteren Nobelpreisträger Albert Camus (1916 bis 1960) über Nacht bekannt – und das ganz sicher zu Recht.