Der Steppenwolf

Zu den Literaturnobelpreisträgern gehört auch Hermann Hesse. Wir stellen hier sein vielleicht bekanntestes Buch vor: Der Steppenwolf.


Daten zum Buch

  • Autor: Hermann Hesse
  • Titel: Der Steppenwolf
  • Genre: Roman
  • Verlagsort der Erstausgabe: Berlin
  • Verleger: S. Fischer Verlag
  • Erscheinungsjahr: 1927

Die Lieder kennt wohl fast jeder. ›Born to Be Wild‹ und ›Magic Carpet Ride‹ sind tatsächlich auch heute noch in aller Munde, auch wenn sie inzwischen schon mehr als 40 Jahre auf dem Buckel haben.

Das war auch die Hoch-Zeit der Hardrockband, die zunächst als The Sparrows durch die Lande zog, bevor sie später als Steppenwolf weltberühmt wurde – benannt nach dem 1927 erschienenen Roman von Hermann Hesse.

Harry Haller heißt derjenige, der sich selbst als eine Mischung aus Mensch und Wolf sieht. Haller ist ein Außenseiter und Melancholiker, ein Antiheld, der am Leben zerbricht. Er wird uns im Vorwort des Herausgebers zunächst vom Neffen seiner Hauswirtin vorgestellt, bevor wir ihn in seinen eigenen Aufzeichnungen als einen einsamen Wolf kennen lernen, als einen, der seine Aufzeichnungen mit dem Vermerk ›Nur für Verrückte‹ versieht.

Während er also griesgrämig vor sich hin lamentiert, fällt ihm das ›Tractat vom Steppenwolf‹ in die Hände, ein Traktat ebenfalls gedacht ›nur für Verrückte‹. Dort nun erfährt Haller, was für ein Mensch er wirklich ist, in welchem Zustand seine Seele sich befindet.

Haller denkt an Selbstmord, begegnet dann aber der Kurtisane Hermine, die ihn das Leben lehren will. Und leben, das heißt in diesem Falle eben auch, sich den Drogen hinzugeben: So träumt Haller ein paar rauschgiftvernebelte Träume, halluziniert vor sich hin, träumt vom Mord an Hermine. Schließlich trifft er auf Mozart (Pablo), der ihm rät, das Leben und das Lachen beizubringen. Ob er aber dazu bereit ist?

Wer sich ein wenig in der Musik auskennt, der vermag im Steppenwolf eventuell so etwas wie eine musikalische Komposition zu entdecken. Ob hier nun wirklich eine Sonatendichtung vorliegt, sei einmal dahingestellt – jedenfalls hat Hesse sich bemüht, dem Werk diese Form zu geben.

›Das Vorwort des Herausgebers‹ fungiert als Vorstellung des Themas, quasi also als Exposition des ersten Sonatenhauptsatzes, während der sich anschließende Teil ›Harry Hallers Aufzeichnungen. Nur für Verrückte‹ das Thema weiterentwickelt und somit der Durchführung entspricht; der eingeschobene Essay ›Tractat vom Steppenwolf‹ wiederum wiederholt das Vorangegangene und stellt somit eine Reprise dar, bevor schließlich so etwas wie die Durchführung des zweiten Sonatenhauptsatzes folgt.

Tatsächlich gelingt es Hesse in der Exposition, von der Tonika hin zur Dominante überzugehen und wieder zu ihr zurückzukehren. Und wie er während der Durchführung noch ganz andere Tonarten in seine Komposition mit einbezieht, wie er von einer Tonart zur nächsten jagt, und wie er dann während der Reprise endlich wieder zur Tonika zurückkehrt – das ist wirklich fantastisch.

Wie auch immer, jedenfalls löste der Roman während des Hippie- und Drogenrauschs der 60er-Jahre eine wahre Hesse-Hysterie aus – auch in Europa, vor allem aber in den USA. Man vermag es kaum zu glauben.