Diagnostizieren mit Agatha Christie

Lesen bildet. Selbst die Lektüre eines simplen Kriminalromans kann manchmal von großem Nutzen sein. Ein Fall aus dem Jahr 1977 beweist dies.


Kriminalromane zu lesen, kann durchaus von großem Nutzen sein. So zum Beispiel auch in dem Fall, den die London Times in ihrer Ausgabe vom 23. Juni 1977 beschrieben hat (→ Winkworth 1983, S. 208 f.).

Der Artikel handelt von einem 19 Monate alten Mädchen, die halbbewusstlos in ein Krankenhaus eingeliefert worden war. Die Differentialdiagnose brachte kein Ergebnis, die Ärzte standen vor einem Rätsel.

Dem Mädchen ging es zusehends schlechter, ihr Blutdruck schnellte in die Höhe, Probleme mit der Atmung kamen hinzu. Anderntags wurde es noch schlimmer, jetzt fielen dem Mädchen auch noch die Haare aus. Doch genau dieses Symptom sollte letztlich zur Lösung des verzwickten Falles beitragen.

Könnte das Mädchen nicht unter einer Thalliumvergiftung leiden? Das zumindest war die Meinung der diensthabenden Krankenschwester, die in Agatha Christies Roman The Pale Horse (1961, dt. Das fahle Pferd) darüber gelesen hatte. Die Symptome einer Thalliumvergiftung werden dort ausführlich beschrieben, besonders der Haarausfall.

Noch immer aber gab es keine Bestätigung. Das Krankenhauslabor war in seinen Möglichkeiten eingeschränkt, nur Scotland Yard konnte ein Labor bereitstellen, das den entsprechenden Test schließlich auch vornahm.

Und siehe da: Die Diagnose stimmte, das Mädchen litt tatsächlich unter einer schweren Thalliumvergiftung. Es dauerte zwar etliche Monate, doch am Ende konnte das Mädchen noch gerettet werden – und alles nur dank Agatha Christie.