Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk

Humor kommt in Kriegsbücher in der Regel eher am Rande vor. Wie anders dagegen bei Jaroslav Hašek, der eines der schönsten Bücher des 20. Jahrhundert geschrieben hat: Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk während des Weltkrieges.


Daten zum Buch

  • Autor: Jaroslav Hašek
  • Titel: Osudy dobrého vojáka Švejka za světové války<
  • Genre: Roman
  • Verlagsort der Erstausgabe: Prag
  • Verleger: Adolf Synek
  • Erscheinungsjahr: 1921 bis 1923
  • Deutsche ErstausgabeDie Abenteuer des braven Soldaten Schwejk während des Weltkrieges (Prag: Adolf Synek 1926, Übersetzung: Grete Reiner)

Mal ganz ehrlich: Er ist doch ein wunderbarer Typ, einer, der zum Knuddeln schrullig ist. Ja, so einen wie ihn gibt es wohl nicht noch mal auf der Welt. Also, wenn wir schon mit irgendjemanden von einer ›Schlamastik‹ in die nächste hineinstolpern müssen, dann ja wohl nur mit dem braven Soldaten Schwejk, mit keinem andern sonst.

Es ist schon komisch: Da ist einer ein wenig deppert – und doch wollen wir alle so sein wie er. Vor allem diejenigen natürlich, die in den Krieg ziehen müssen, obwohl sie viel lieber zu Hause bleiben würden.

Da erzählt also die gute Frau Müller dem Schwejk, dass man den Ferdinand erschlagen habe – und was hat der Schwejk dazu zu sagen? Nichts anderes als zu fragen, was für einen Ferdinand es denn nun erwischt habe, denn er, der Schwejk, kenne ja gleich zwei Ferdinande, einen, der Diener beim Drogisten Pruscha sei und dort mal aus Versehen eine Flasche mit irgendeiner Haartinktur ausgetrunken habe; und dann kenne er auch noch den Kokoschka, der, der ja wohl den Hundedreck sammele. Um beide, sagt Schwejk, sei es wohl nicht weiter schade. Schwejk liegt allerdings völlig falsch, es geht nämlich um einen ganz anderen Ferdinand, um den Herrn Erzherzog nämlich, Franz Ferdinand, den aus Konopischt, den dicken frommen.

Tja, jetzt weiß er es endlich, der Schwejk. Und so zieht es ihn also in das Prager Wirtshaus Zum Kelch, wo er brav und gehorsam seinen Kommentar zum Attentat auf den dicken frommen Herrn Erzherzog abgibt. Offensichtlich trifft er dabei aber den falschen Ton – gäbe es sonst einen Grund, ihn wegen Hochverrats zu verhaften? Genau dies tut der Zivilpolizist Bretschneider nämlich, mit dem sich unser Freund Schwejk so gut unterhalten hatte.

Schwejk kommt auf die Polizeidirektion, wird verhört und gerät dabei dermaßen in Laune, dass er doch glatt gesteht, den Ferdinand erschlagen zu haben. Daraufhin wird er sogleich ins Irrenhaus verfrachtet, bald aber wieder entlassen, weil man mit einem behördlich anerkannten Idioten nun mal nichts anfangen kann.

Ist dem aber wirklich so? Nun ja, die k.u.k. Armee kann wohl jeden gebrauchen, denn genau zu der Zeit, da das Heer über die Raab flüchtet und auch die Divisionen in Serbien auf den Hintern bekommen, erinnert sich das Kriegsministerium an Schwejk – wahrscheinlich, weil nur er der Monarchie aus dem Schlamassel helfen kann. (Wer lauter Schwejks in seinen Reihen hat, braucht sich am Ende freilich nicht darüber zu wundern, dass er den Krieg verliert. Allerdings war das wohl ganz gut so.)

Da hat sich die Monarchie freilich den Richtigen ausgesucht, um endlich dem Schlamassel zu entkommen: Schrullig ist er schon, der Schwejk, schrullig und auch ein bisschen deppert – aber das alles auf eine solch herrliche Weise, dass wir ihn einfach gerne haben müssen. Und wenn wir schon mit irgendjemandem von einer ›Schlamastik‹ in die nächste hineinstolpern müssen, dann ja wohl nur mit dem braven Soldaten Schwejk, mit keinem anderen sonst.

Zugegeben: Nur so ein Charakter wie der Schwejk führt uns überhaupt von einem Unglück ins nächste; doch nur einer wie der Schwejk führt uns am Ende eben auch wieder heraus aus all dieser Not – und unbeschädigt führt er uns heraus, dieser Teufelskerl. Schwejk ist in der Tat einer, mit dem man einfach durch die Lande streifen muss. Das geht freilich nur auf eine Weise. Wir müssen schon das Buch zur Hand nehmen, das seine Abenteuer schildert. Und das sollte wirklich jeder tun; denn jeder, der die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk nicht kennt, steckt in einer ganz schön tiefen ›Schlamastik‹.

Schwejk, vaterlandstreu wie eh und je, ist natürlich sofort Feuer und Flamme. Auch sein Rheuma ist kein Hinderungsgrund für ihn. Vom Zuckerbäcker leiht er sich einfach ein Wagerl, in dem er sich von Frau Müller zur Assentierung schieben lässt. Und endlich beginnen Schwejks Abenteuer in der k.u.k. Armee. Er dient zunächst als Bursche bei Feldkurat Otto Katz, der sich mit ganzer Liebe dem Spiel und dem Suff hingibt. Da hat Schwejk nun alle Hände voll, den ständig besoffenen Geistlichen halbwegs auf den Beinen zu halten.

Doch allzu lange dauert dieses Abenteuer nicht, da Katz ihn bald beim Kartenspiel an den Herrn Oberleutnant Lukasch verliert. Ob der sich aber so darüber freut? Missgeschick folgt nämlich auf Missgeschick, ob im Hinterlande (erster Teil), an der Front (zweiter Teil) oder während der grandiosen Haue (dritter Teil).

Als vermeintlicher Russe gerät Schwejk im vierten Teil, während es mit der Haue immer weitergeht, auch noch in k.u.k. Gefangenschaft. Er soll schon aufgehängt werden, doch das Missverständnis klärt sich gerade noch rechtzeitig auf, sodass Schwejk doch noch wohlbehalten zu seiner Marschkompanie zurückkehren kann.