Gumiljow und Woloschin duellieren sich

Früher war es üblich, seine Ehre formvollendet in einem Duell zu verteidigen. Auch die beiden russischen Dichter Nikolai Gumiljow und Maximilian Woloschin verlangten auf diese Weise Satisfaktion.


Das Duell der beiden russischen Dichter war auf eine bizarre Liebelei zurückzuführen. Gumiljow hatte sich nämlich in die mysteriöse Baronin Cherubina de Gabriak verliebt, eine russischsprachige Poetin französisch-polnischer Herkunft, die zuvor mit einigen ihrer Gedichte für Aufsehen gesorgt hatte.

Gumiljow trat daraufhin in einen Briefwechsel mit ihr ein, der zunehmend immer leidenschaftlichere Züge annahm. Allerdings stellte sich bald schon heraus, dass die Baronin überhaupt nicht existierte, die Gedichte hatte die behinderte Schullehrerin Elisaweta Dimitriewa geschrieben, und zwar mit Hilfe des Dichters Maximilian Woloschin, der wohl auch die Legende um Gabriak erfunden hatte.

Wie groß sein Anteil an den Gedichten war, ist nicht genau zu klären, genauso wenig wie die Frage, ob er auch für die Briefe an Gumiljow zeichnete. Dimitriewa jedenfalls behauptete, sie habe sie selbst geschrieben, sei aber der Meinung gewesen, Gumiljow würde sich entsetzt von ihr abwenden, erführe er ihren wahren Namen.

Gumiljow war aber anscheinend noch viel entsetzter darüber, dass er eventuell einen leidenschaftlichen Briefwechsel mit Woloschin geführt hatte. Und als ihn Woloschin eines Tages auch noch eine Ohrfeige verpasste, war das Fass endgütig übergelaufen: Gumiljow verlangte Satisfaktion.

Das Duell am 22. November 1909 fand allerdings keinen Sieger. Gumlijow schoss als Erster, traf aber nicht, Woloschins Pistole hatte Ladehemmung. Er wollte den Zweikampf beenden, doch Gumiljow bestand darauf, dass sein Gegner einen Schuss abgab. Woloschin tat ihm den Gefallen, schoss aber nur in die Luft. Damit war das Duell beendet.