Im Westen nichts Neues

Der zweite Roman aus der Alten Bücherkiste ist das wohl bekannteste Antikriegsbuch der Welt: Im Westen nichts Neues von Erich Maria Remarque.


Daten zum Buch

  • Autor: Erich Maria Remarque
  • Titel: Im Westen nichts Neues
  • Genre: Roman
  • Erstveröffentlichung: Vossische Zeitung, 10. November 1928
  • Verlagsort der ersten Buchausgabe: Berlin
  • Verleger: Propyläen Verlag
  • Erscheinungsjahr: 1929

Sie haben sich alle freiwillig gemeldet – und zwar ihres Klassenlehrers wegen, Kantorek, der sie mit seinen Reden dazu verleitet hat, in den Krieg zu ziehen. Nun stehen sie also alle an der Front. Sie – das sind: Albert Kropp, Müller V., Leer und Paul Bäumer, der Ich-Erzähler, allesamt gerade einmal 19 Jahre alt. Sie sind nicht alleine.

Zu ihren Kameraden gehören noch andere, Tjaden zum Beispiel, Haie Westhus, Detering und Stanislaus Katczinsky, das 40-jährige Haupt der Gruppe. Einer ihrer alten Freunde ist dagegen schon nicht mehr am Leben, ausgerechnet einer, der ursprünglich gar nicht mittun wollte, sich aber dann doch noch dazu überreden ließ: Josef Behm.

Kriegsbegeistert, wie sie sind, wissen sie es nicht, können sie es gar nicht wissen, aber auf sie alle trifft das von Hemingway (In einem andern Land) geprägte Wort von der verlorenen Generation zu: Junge Menschen, die ihre Jugend, wenn nicht gar ihr Leben in den Schützengräben gelassen haben. Und wofür? Für den Kaiser? Fürs Vaterland? War das wirklich den Einsatz des eigenen Lebens wert?

Ob es ein zweites Buch gibt, das uns so eindringlich vor Augen führt, wie es zugeht im Kriege? Es ist nicht schön, doch es ist die Wahrheit, wenn wir erfahren, dass auf jeden Meter ein Toter komme – so nämlich sah der Weltkrieg aus: Menschen fehlte der Schädel, Soldaten waren die Füße weggefetzt, einem quollen die Därme aus dem Leib, andere waren quasi ohne Gesicht. Und so sterben sie also alle, einer nach dem anderen, Paul Bäumer als Letzter, im Oktober 1918, kurz vor Ende des Krieges.

Das Buch den heutigen Leserinnen vorzustellen, wäre im Grunde ganz einfach: Wir müssten nur ein paar besonders eindringliche Passagen aus dem Buch zitieren (was wir aber, des Urheberrechts wegen, leider unterlassen müssen):

Solch eine eindringliche Reportage konnte nur einer geschrieben haben, der selbst vor Ort gewesen war. Erich Paul Remark, 1898 in Osnabrück geboren, war gerade einmal 18 Jahre alt, als er im dritten Kriegsjahr als Soldat zur Armee eingezogen wurde. Von Juni 1917 an kämpfte er als Rekrut an der Westfront in Belgien, wo er einige Wochen später von einem Granatsplitter schwer verwundet wurde. Er hatte allerdings etwas mehr Glück als seine von ihm erdachten Protagonisten, denn im Gegensatz zu ihnen überlebte er den Krieg.

Wie gut ist denn das Buch nun? Sehr gut. Es fesselt, es reißt die Leser mit, es vermittelt uns einen Eindruck vom Krieg. Gewiss, es gibt andere Kriegsbücher, die uns ein ähnlich gutes, wenn nicht gar besseres Bild vom Geschehen vermitteln; genannt seien an dieser Stelle nur der Feldsanitätsroman Die Pflasterkästen von Frey, oder der Heeresbericht von Köppen. Doch kann man den Horror des Krieges besser erleben als bei Remarque? Wohl kaum.

Und doch: Genutzt hat es wenig. Die Lektüre des Romans konnte dem Volk die Augen nicht öffnen, bald sollte alles noch viel schlimmer kommen. Auch Remarque war davon betroffen. So gehörte sein Roman im Mai 1933 zu den Bänden, die bei den Bücherverbrennungen in Flammen aufgingen.

Eine Zukunft hatte Remarque im damaligen Deutschland jedenfalls nicht. Die Nazis bürgerten ihn 1938 aus – und entfesselten bald darauf ein zweites Mal einen Weltkrieg. Die Stimmen der Vernunft waren zu diesem Zeitpunkt in Deutschland schon längst verstummt.