Killshot

Elmore Leonard ist ein Meister der Kriminalliteratur. Jetzt hat der Berliner Verlag Bertz + Fischer einen seiner Klassiker im Original als Hörbuch herausgebracht: Killshot.


Daten zum Buch

  • Autor: Elmore Leonard
  • Titel: Killshot
  • Genre: Roman
  • Verlagsort der Erstausgabe: New York
  • Verleger: Arbor House
  • Erscheinungsjahr: 1989

20 Jahre sind eine lange Zeit. Eine so lange Zeit, dass man sich kaum noch daran erinnern kann, welche Bücher damals auf den Markt gebracht worden sind. Oder etwa doch? Killshot war ja darunter, einer jener Romane aus der Schmiede des US-amerikanischen Kriminalschriftstellers Elmore Leonard, der damals, in den späten 80ern und frühen 90ern, seine wohl kreativste Phase erlebte. 1987 erschien Bandits, später folgten noch Freaky Deaky (1988), Get Shorty (1990), Maximum Bob (1991) oder Rum Punch (1992). Und zwischendurch (1989) eben auch Killshot, das ein Jahr später unter dem Titel Beruf: Killer auch in Deutschland erstmals veröffentlicht wurde.

Killshot ist eine typische Gangstergeschichte, die vielleicht noch ein bisschen besser wäre, wenn Elmore die Figur des Profikillers Blackbird stärker in den Mittelpunkt gestellt hätte, ist es doch jener Halbindianer, der eigentlich Armand Degas heißt, der uns am meisten in den Bann zu ziehen vermag. Mehr jedenfalls als der psychopathische Ganove Richie Nix, der sich für seinen Überfall ausgerechnet Blackbird ausgesucht hat. Das kann eigentlich nicht gut gehen, tut es aber doch. Und warum? Weil Nix, die Waffe an der Stirn, den Tod vor Augen, die Chuzpe hat, Blackbird mit dem Gerede von einem gemeinsamen Coup den Mund wässrig zu machen. Zusammen wollen sie, der Kleinkriminelle und der Großkriminelle, den Immobilienmakler Nelson Davies erpressen.

Doch als sie Davies in dessen Büro zwecks Einschüchterung aufsuchen wollen, ist der Makler gar nicht vor Ort; statt dessen finden sie nur den Stahlbauarbeiter Wayne Colson vor, der eines Vorstellungsgesprächs wegen im Büro herumlungert. Tatsächlich geht der Überfall schief, Colson prügelt die beiden Ganoven kräftig durch. So eine Schlappe kann man als Gangster freilich nicht auf sich sitzen lassen, Blackbird und Nix wollen deshalb Satisfaktion. Weil die Polizei ihn nicht länger beschützen kann, landet Colson schließlich zusammen mit seiner Ehefrau Carmen im staatlichen Zeugenschutzprogramm. Der Autor nutzt diese Gelegenheit, um eine knallharte Kritik an diesem System zu formulieren, das er manchmal subtil, manchmal weniger subtil ins Lächerliche zu ziehen versucht, bevor es am Schluss zum großen Finale kommt.

Wie schon mehrere Bücher Leonards zuvor (Get Shorty, Jackie Brown und andere), so ist auch Killshot inzwischen verfilmt worden. Mickey Rourke spielt darin den Blackbird, Diane Lane die Carmen Colson, für die Regie zeichnet John Madden, für die Produktion Quentin Tarantino verantwortlich. Aber ist denn eine Hollywood-Produktion überhaupt in der Lage, einen Roman auch halbwegs nur ansprechend abzubilden? Wohl kaum. Die Lektüre des literarischen Vorbilds ist auch in diesem Fall unbedingt zu empfehlen – wer nur den Film kennt, der kennt nur die halbe Wahrheit. (Was allen Kinogängern zu denken geben sollte. Es ist nun einmal so, dass kein Film je einem Roman gerecht werden kann, auch der beste nicht.)

Wer aber einen Roman von mehr als 400 Seiten in allen seinen Facetten kennen lernen will, der sollte schon zum Original greifen, nicht aber zu einer Übersetzung, auch zur besten nicht. Doch man kennt das ja: Wann nimmt man schon mal einen dicken Wälzer zur Hand, der in einer Sprache geschrieben ist, die uns bei weitem nicht so geläufig ist wie unsere Muttersprache? Zum besseren Verständnis greifen wir deshalb gerne auf ein Hilfsmittel zurück, das uns den Zugang zur fremden Sprache wesentlich erleichtern kann: das Hörbuch.

Umso erfreulicher also, dass der Verlag Bertz + Fischer dem deutschen Publikum jetzt den Originaltext auf einer handlichen mp3-CD zugänglich macht – und zwar in voller Länge, was heutzutage leider unüblich geworden zu sein scheint. 467 Minuten dauert die großartige Lesung, mit der uns der US-amerikanische Schauspieler Rider Strong auf wirklich beeindruckende Art in Elmore Leonards Welt von Killshot hineinzuziehen versteht. Fast acht Stunden also, acht Stunden aber, die sich wirklich lohnen.

Das Rezensionsexemplar wurde uns freundlicherweise vom Verlag zur Verfügung gestellt.