Kusinenliebe in Romanen

Im Leben kommt sie immer mal wieder vor, in Romanen war sie früher fast schon an der Tagesordnung: die Ehe zwischen Cousins und Cousinen ersten und zweiten Grades.


Fanny Price macht alles falsch. Edmund kann nicht der Richtige für die Heldin von Mansfield Park sein, das weiß doch jeder. Und dennoch verliebt sie sich in ihn. Eine langweilige Transuse mag ja ihrem Typ entsprechen, trotzdem gehegt sie einen verhängnisvollen Fehler.

Das hat einen einfachen Grund. Fanny und Edmund sind nämlich als Cousin und Cousine ersten Grades im selben Hause aufgewachsen. Wie aber fast jeder weiß, ist es wenig ratsam, einander in einem solchen Falle das Jawort zu geben. Die Degeneration der Herrscherhäuser belegt das mehr als eindrucksvoll.

Aber das ist ja nur typisch. Liebeleien zwischen Base und Vetter sind in der Literatur vollkommen normal. Als weitere Beispiele seien nur Krieg und FriedenBildnis einer Dame oder die Geschichten aus Tausendundeiner Nacht genannt. Weiß denn keiner, dass die Inzucht der beste Weg zum Untergang ist? Man muss doch nur mal die Familie Habsburg fragen, die kennen sich damit schließlich bestens aus.

Erinnert sei an dieser Stelle nur an Philipp II. von Spanien, der seine eigene Nichte geheiratet hat, wodurch seine Schwester gleichzeitig zu seiner Schwiegermutter geworden ist. Und auch Philipps neuer Schwiegervater (sein Vetter Maximilian) hatte dadurch eine neue Base gewonnen: seine Tochter Anna nämlich. Und wenn wir es recht verstehen, ist Philipp damit auch gleich noch zum Großonkel seiner eigenen Kinder geworden (oder so ähnlich).

Da wir gerade davon sprechen: Tatsächlich ist es auch möglich, sein eigener Großvater zu werden – und das auch noch auf legale Weise. Das ist immer dann der Fall, wenn ein Mann eine Frau heiratet, die eine erwachsene Tochter hat, die ihrerseits den Vater des Mannes ehelicht. So wird des Mannes Stieftochter zu seiner Stiefmutter, der Vater des Mannes aber zu seinem Schwiegerstiefsohn, während des Mannes Ehefrau gleichzeitig seine Stiefgroßmutter ist – was in letzter Konsequenz bedeutet, dass der Mann zu seinem eigenen Großvater geworden ist. Es gibt ein herrliches Lied darüber.

Ab und zu kommt solch eine Konstellation auch im realen Leben vor, verwiesen sei nur auf Bill Wyman, den ehemaligen Bassisten der Rolling Stones, dessen Sohn 1993 die Mutter von Wymans Ehefrau geheiratet hat – auweia.