Lizzie Borden nimmt die Axt

Lizzie Borden steht im Mittelpunkt eines Mordfalls, der auch nach mehr als 120 Jahren noch immer für Gesprächsstoff sorgt. Er inspirierte den Volksmund sogar zu einem berühmten Vierzeiler.


Manche Verse haben einen geradezu morbiden Hintergrund. Das ist nicht weiter schlimm, man kann sich schließlich auf alles einen Reim machen. So denkt vor allem der Volksmund, der auch den Mordfall Borden besungen hat.

Der  Mordfall ist in den USA noch immer in aller Munde, auch mehr als 100 Jahre nach der Tat. Opfer waren Andrew und Abby Borden, die am 4. August 1892 in ihrem eigenen Haus brutal erschlagen wurden, wahrscheinlich mit einer Axt oder einem Beil.

Zum Zeitpunkt der beiden Morde hielten sich nur zwei weitere Personen im Haus auf: Bridget Sullivan, das Dienstmädchen, sowie Lizzie Borden, die 32-jährige Tochter der Bordens. Während Sullivan angab, in ihrem Zimmer geschlafen zu haben, verstrickte sich Lizzie Borden in Widersprüche.

Problematisch war vor allem ihre Aussage, zum Todeszeitpunkt ihres Vaters, der nach den Ermittlungen der Polizei etwa zwei Stunden nach seiner Ehefrau ermordet worden war, in der Scheune gewesen zu sein – was aufgrund fehlender Spuren auf dem verstaubten Boden wohl nicht stimmte.

Auch ein Alibi konnte sie nicht beibringen, und ein Motiv besaß sie ebenfalls: Hass auf Vater und Stiefmutter, die ihr, obwohl wohlhabend, eine spartanische Lebensweise aufgezwungen und den Umgang mit den besseren Kreisen verwehrt hatten. War sie also die Täterin? Die Geschworenen waren jedenfalls anderer Meinung und sprachen sie nach kaum einstündiger Beratung frei.

Mit dem Vermögen des Vaters führte sie danach das von ihr gewünschte Leben, auch wenn sie von ihren Mitbürgern geächtet wurde. Dass fast jeder an ihre Schuld glaubte, ist auch dem bereits erwähnten Vierzeiler zu entnehmen, den der Fall inspirierte:

Lizzie Borden took an axe
And gave her mother forty whacks.
When she saw what she had done
She gave her father forty-one.

{Lizzie Borden mit ’ner Axt
Der Mama gab mal 40 Hacks.
Nach der Tat befriedigt sehr
Gab sie ’m Papa einen mehr.}

Der Fall ist nach wie vor ungelöst.