Mansfield Park

Jane Austen ist wohl die bekannteste englische Schriftstellerin. Wer sie einmal im Original genießen will, sollte zu diesem Hörbuch aus dem Hause Bertz + Fischer greifen: Mansfield Park.


Daten zum Buch

  • Autorin: Jane Austen
  • Titel: Mansfield Park
  • Genre: Roman
  • Verlagsort der Erstausgabe: London
  • Verleger: Thomas Egerton
  • Erscheinungsjahr: 1814

Jane Austen hat sechs große Romane geschrieben. Drei davon kennt wohl jeder, der sich für die Literatur des frühen 19. Jahrhunderts interessiert: Pride and Prejudice (1813, dt. Stolz und Vorurteil), Emma (1816) und Sense and Sensibility (1811, dt. Verstand und Gefühl; manchmal auch etwas dümmlich ›Sinn und Sinnlichkeit‹ genannt). Erstaunlich bei Austen ist freilich der Umstand, dass im Gegensatz zu ihren Kollegen jeder ihrer Romane zu einem Klassiker geworden ist, neben den Genannten also auch Persuasion (1818, dt. Überredung) Northanger Abbey (1818, dt. Kloster Northanger) und Mansfield Park aus dem Jahr 1814.

Ergänzend sei noch mitgeteilt, dass Jane Austen (1755 bis 1817) außer ihren sechs großen Romanen auch noch ein Jugendwerk von 29 Einzelstücken hinterlassen hat; zudem liegen von ihr noch drei weitere Romane vor: Außer dem kurzen Briefroman Lady Susan, der 1794 entstanden, aber erst posthum erschienen ist, handelt es sich dabei um die beiden ebenfalls posthum veröffentlichten Fragmente The Watsons (dt. Die Watsons) und Sanditon.

Umso erfreulicher also, dass der Berliner Verlag Bertz + Fischer sich entschlossen hat, alle sechs Romane in seine hervorragende Hörbuchreihe englischsprachiger Klassiker aufzunehmen. Als letztes der sechs Austenschen Werke ist nun Mansfield Park erschienen, der wohl untypischste ihrer Romane, wie immer im Original und ungekürzt. (Wer meint, eine solche Selbstverständlichkeit verdiene keine gesonderte Erwähnung, dem sei gesagt, dass leider auch heute noch allzu viele Hörbücher in gekürzter Form herausgegeben werden. Dies ist wohl vergleichbar mit der Sünde, deren sich viele Jugendbuchverlage schuldig machen: Bücher wie Nils Holgersson oder Huckleberry Finn verstümmelt auf den Markt zu werfen. So etwas gehört verboten.)

Was macht Mansfield Park anders als die anderen Romane aus Austens Feder? Hauptsächlich, dass die Hauptfigur, wie immer bei Austen eine Frau, an vielen Stellen eine eher passive Rolle einnimmt und über den gesamten Roman hinweg ein wenig blass bleibt. Deshalb sollte es niemanden verwundern, wenn sie/er bei der Lektüre eher mit Charakteren wie Mary und Henry Crawford sympathisiert als mit der eigentlichen Heldin Fanny Price (oder ihrem Vetter, dem doch etwas langweiligen Edmund, der nichts anderes werden will als Geistlicher.)

Außerdem kommt es am Ende, wie es unweigerlich wohl kommen muss: Fanny und Edmund, als Cousin und Cousine ersten Grades im selben Hause aufwachsend, geben einander nach Irrungen und Wirrungen das Jawort. Das ist, erstens, wenig ratsam, wie die Degeneration der Herrscherhäuser eindrucksvoll belegt; und zweitens wäre Mary Crawford ohnehin die bessere Wahl für Edmund gewesen – trotz ihres mitunter egozentrischen und wenig konformen Verhaltens (oder gerade deswegen).

Noch etwas fällt auf: Während Jane Austen normalerweise Figuren aus der Oberschicht behandelt, entstammt Fanny Price als Tochter einer armen, kinderreichen Familie einer ganz anders gearteten Welt. Ihre Eltern schicken sie als junges Mädchen zu reichen Verwandten nach Mansfield Park, wo sie bei Sir Thomas und Lady Bertram, der Schwester ihrer Mutter, aufwächst. Gerade aber der Zusammenprall zweier grundverschiedener Welten, den Jane Austen in ihrer herrlich unverwechselbaren Art dargestellt und kommentiert hat, macht den besonderen Reiz dieses Romans aus. Tatsächlich darf Mansfield Park geradezu als Satire gelten – allein schon deshalb lohnt sich die Lektüre in jedem Fall.

Obwohl Jane Austen weitegehend darauf verzichtet, die Entwicklung und Reifwerdung ihrer Heldin darzulegen, ist Mansfield Park dank der ausführlichen Darstellung der zahlreichen Nebenhandlungen der längste aller ihrer Romane. So dauert auch die Lesung auf dem hier vorliegenden Hörbuch immerhin 16 Stunden und 28 Minuten. Als Sprecherin zeichnet die Schauspielerin Anne Flosnik, deren einfühlsame Stimme Mansfield Park zu einem wahren Hörgenuss macht. Für all diejenigen, die gleichzeitig den Roman lesen wollen, liegt den beiden mp3-CDs überdies der Originaltext als PDF bei.

Das Rezensionsexemplar hat uns freundlicherweise der Verlag zur Verfügung gestellt.