Hans Baumann, ein Nazidichter

Im Dritten Reich gab es zahlreiche Dichter, die sich den politischen Verhältnissen mehr als nur anpassten. Viele von ihnen waren mit Herzblut bei der Sache, manche sogar in ganz besonderem Maße. Einer von ihnen war Hans Baumann (1914 bis 1988).

Mit seinem Gedichtbändchen Macht keinen Lärm (München 1933) schaffte Baumann bereits im zarten Alter von 19 Jahren seinen literarischen Durchbruch. In diesem Liederbuch für die Hitlerjugend findet sich auch das berüchtigte Marschlied ›Es zittern die morschen Knochen‹, dessen allgemein bekannten Refrain wir hier aber nicht zitieren dürfen.

1941 mit dem Dietrich-Eckart-Preis ausgezeichnet, distanzierte er sich nach Kriegsende vom Nationalsozialismus und wurde zu einem populären Kinderbuchautor.


Eine reiche Informationsquelle zum Thema stammt von Hans Sarkowicz und Alf Mentzer: Literatur in Nazi-Deutschland. Ein biografisches Lexikon (Hamburg/Wien: Europa Verlag 2002).

Romeo and Juliet / The Winter’s Tale

William Shakespeare wird heute wohl nicht mehr so häufig gelesen wie früher. Jetzt bringt der Berliner Verlag Bertz + Fischer ihn uns mit einem neuen Hörbuch wieder näher: Romeo and Juliet / The Winter’s Tale.


Daten zum Buch

  • Autor: William Shakespeare
  • Titel: Romeo and Juliet
  • Genre: Tragödie
  • Uraufführung: 1597
  • Erstdruck: 1597
  • Titel: The Winter’s Tale
  • Genre: Komödie
  • Uraufführung: 1611
  • Erstdruck: 1623

Am Ende sind beide tot, das ist bekannt. Doch wie kommt es dazu, was treibt Romeo und Julia in den Freitod? Diese Frage ist nicht ganz so leicht zu beantworten. Entwirren wir also den Handlungsfaden, den Shakespeare in seiner berühmten Tragödie spinnt. Das Unglück besteht zunächst einmal darin, dass die Familie des Romeo derjenigen Julias feindlich gesinnt ist.

Doch wie das eben so ist mit Kindern, mit dem Hass der Alten haben sie nichts am Hut. In der Hoffnung, ihre Hochzeit könnte die Familien aussöhnen, lassen sich Romeo und Julia heimlich von Bruder Lorenzo trauen. Nachdem aber Romeo unversehens in einen Streit gerät und einen Vetter Julias ersticht, wird er aus der Stadt verbannt. Trotzdem bleibt er für die Hochzeitsnacht noch in Verona, trifft sich mit Julia, bevor er beim ersten Ton der Lerche nach Mantua flieht. Julias Einspruch, es sei die Nachtigall und nicht die Lerche (Act 3, Scene 5), hilft ihr nicht viel – er muss trotzdem fort.

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Puschkins Duell

Früher war es üblich, seine Ehre formvollendet in einem Duell zu verteidigen. Das galt auch für den russischen Dichter Alexander Puschkin. Er duellierte sich am 8. Februar 1837 mit dem französischen Gardeoffizier Georges d’Anthès.

Anlass des Duells waren Gerüchte über dessen Liebesbeziehung mit Puschkins Ehefrau Natalja Gontscharowa. Während d’Anthès lediglich einen harmlosen Streifschuss abbekam, erlitt Puschkin durch einen Bauchschuss schwere Verletzungen, denen er zwei Tage nach dem Duell in seiner Petersburger Wohnung erlag.

Von Treppenwitz bis Sauregurkenzeit

Bücher über den Gebrauch der Sprache sind fast immer von Nutzen. Ein schönes Beispiel hierfür ist das Buch von Christoph Gutknecht: Von Treppenwitz bis Sauregurkenzeit.


Daten zum Buch

  • Autor: Christoph Gutknecht
  • Titel: Von Treppenwitz bis Sauregurkenzeit
  • Genre: Sachbuch
  • Verlagsort der Erstausgabe: München
  • Verleger: C. H. Beck Verlag
  • Erscheinungsjahr: 2008

Wir kennen sie alle, die Dampfplauderer und Dummschwätzer, Klatschbasen und Schnatterliesen, die ohne Punkt und Komma daherreden, ohne auch nur ein einziges Mal über den Sinn dessen nachzudenken, was sie da eben gesagt haben.

Seien wir doch mal ehrlich: Wer weiß schon, wovon er im eigentlichen Sinne spricht, wenn er Worte oder Begriffe verwendet, die im Lauf der Geschichte ihre Bedeutung so sehr geändert haben, dass ihr Gebrauch unangemessen oder gar falsch geworden ist?

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Dem Grimm sein Dativ

Manche Sprachkritiker sind der Auffassung, dass der Dativ den Genitiv verdrängt. Der Wemfall hatte aber auch schon früher viele Anhänger, so auch die Brüder Grimm.


Der hervorragendste deutsche Sprach- und Literaturwissenschaftler des 19. Jahrhunderts war fraglos der Hanauer Jacob Grimm (1785 bis 1863). Seine wichtigsten Werke sind die Deutsche Grammatik (1819) und das Deutsche Wörterbuch (1854 ff.), an dem auch sein Bruder Wilhelm (1786 bis 1859) mitarbeitete.

Bekannt wurden die Brüder aber vor allem mit ihrer Märchensammlung (Kinder- und Hausmärchen, zwei Bände, 1812 bis 1815), die in Bezug auf ihre sprachliche Gestaltung einen unerreichten Maßstab setzte.

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Amanda Ros. Leben und Werk

Amanda Ros ist in Deutschland nahezu unbekannt. Die Erklärung dafür für ist einfach: Ihre Prosa ist im Grunde vollkommen unübersetzbar. Wer sie aber im Original liest, lernt eine ganz und gar ungewöhnliche Dichterin kennen.


Über die Frage, wer denn wohl der größte aller irischen Schriftsteller sei, wird beim Lesepublikum gerne eifrig gestritten. Die einen erklären George Bernard Shaw zu ihrem Liebling, die andern Samuel Beckett, Oscar Wilde oder William Butler Yeats, wieder andere küren Brendan Behan, Flann O’Brien oder James Joyce zu ihrem Favoriten.

Selbstverständlich ist es müßig, darüber zu disputieren, denn im Grunde ist doch alles nur eine Frage des Geschmacks. Ins Auge fällt aber, dass in Fachkreisen kein Zweifel darüber besteht, wer den Titel der hervorstechendsten Autorin Irlands verdient habe. In diesem Fall nämlich haben sämtliche Experten dieselbe Antwort parat: Amanda Ros.

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Emily Dickinson. Amerikas Dichterin

Emily Dickinson hat zu ihren Lebzeiten gerade einmal ein Gedicht veröffentlicht. Heute gilt sie als Amerikas größte Dichterin. Und das ganz zu Recht.


Keiner kannte sie. Wie auch, da sie ja die meiste Zeit wie eine Nonne in ihrem Häuschen vor sich hin lebte? Und von ihren Gedichten waren eh nur sieben Stück zu ihren Lebzeiten veröffentlicht worden. Kein Wunder also, dass sie ihren Zeitgenossen fast völlig unbekannt war, keiner ihrer Landsleute auch nur den leisesten Schimmer davon hatte, dass die größte Dichterin, die ihr Land je besessen, unter ihnen lebte. Wer also ist Emily Dickinson?

Emily Elizabeth Dickinson kam am 10. Dezember 1830 als zweites Kind von Emily Norcross und Edward Dickinson in Amherst im US-Bundesstaat Massachusetts auf die Welt. Sie hatte einen älteren Bruder (William Austin, geboren am 16. April 1829) sowie eine jüngere Schwester (Lavinia, geboren am 28. Februar 1833). Ihre Verwandten waren so etwas wie lokale Berühmtheiten in der nur 3000 Einwohner zählenden Kleinstadt im Osten der USA.

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Die Geschwister Mitford

Ob Schriftstellerin, Herzogin, Kommunistin, Faschistin oder Hitlerverehrerin – die mit Churchill verwandten Schwestern Mitford sorgten zu ihrer Zeit fast alle für Schlagzeilen. Der einzige Sohn der Familie starb bereits im Zweiten Weltkrieg.


1) Nancy
Die älteste Tochter des zweiten Barons von Redesdale (David Bertram Ogilvy Freeman-Mitford) und Sydney Bowles kam am 28. November 1904 in London zur Welt. 1933 heiratete sie Peter Rodd, den jüngsten Sohn des Barons Rennell, trennte sich aber bald von ihm und ließ sich später offiziell von ihm scheiden. Eine Zeitlang vergnügte sie sich dafür mit Gaston Palewski, der so etwas wie die rechte Hand de Gaulles war. Ruhm erwarb sie sich mit Romanen wie The Pursuit of Love (Englische Liebschaften, 1945) oder Love in a Cold Climate (Liebe unter kaltem Himmel, 1949). Nancy starb am 30. Juni 1973.

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Harter Geist und weiches Herz

Der Darmstädter Verlag auditorium maximum hat ein faszinierendes Hörbuch über die Weiße Rose auf den Markt gebracht: Harter Geist und weiches Herz. Als Autorin zeichnet Barbara Ellermeier.


Harter Geist und weiches Herz (Bild: Verlag auditorium maximum)

Muss man Augustinus gelesen haben, Bernanos, Kierkegaard oder Theodor Haecker gar? Sind ihre ethisch-theoretischen Ansichten zu Themen wie der Welt des Seins und zur göttlichen Gnade wichtig für uns, spielen ihre religiös-philosophischen Gedanken zur dialektischen Theologie oder zum Existenzialismus irgendeine Rolle für unser Wohlergehen? Das mag jeder für sich selbst entschieden. Für die Mitglieder der Weißen Rose stellte sich diese Frage freilich nicht; für sie hatten diese Denker fast so etwas wie lebensnotwendige Bedeutung, sind ihre Bücher es doch gewesen, an denen sie während der Nazizeit ihren Geist schulen konnten.

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Die Geschwister Brontë

Drei der sechs Geschwister Brontë sind bekannt: Charlotte, Emily und Anne. Dazu kommen noch zwei früh verstorbene Schwestern sowie Branwell, der einzige Sohn der Familie.


1) Maria
Von ihr wissen wir nur, dass sie am 23. April 1814 getauft wurde, der genaue Geburtstermin ist nicht bekannt. Sie starb im Alter von gerade mal 11 Jahren, als sie auf der unsäglichen Privatschule in Cowan Bridge, die auch von Elizabeth, Charlotte und Emily besucht wurde, an Tuberkulose erkrankte. Als der Vater im Februar 1825 davon erfuhr, nahm er sie sofort mit nach Hause, doch die Krankheit war nicht mehr aufzuhalten. Maria starb am 6. Mai 1825.

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