Der echte Robinson Crusoe wird gerettet

Robinson Crusoe verbrachte 28 Jahre auf einer einsamen Insel, sein reales Vorbild musste nicht ganz so lange ausharren: Alexander Selkirk wurde nach vier Jahren und vier Monaten gerettet.


Robinson Crusoe kennt wohl jeder. Doch nur wenige wissen, dass Daniel Defoes Figur ein reales Vorbild hatte, Alexander Selkirk, einen Matrosen, 1676 in der schottischen Hafenstadt Largo geboren, den es im Jahre 1703 als Navigator auf den englischen Freibeuter Cinque Ports verschlagen hatte, welcher die Nordwestküste Südamerikas auf der Suche nach spanischen Handelsschiffen durchkämmte.

Auf dieser Reise muss es allerdings zu einem Streit zwischen Selkirk und Kapitän Thomas Stradling gekommen sein, jedenfalls wollte Selkirk eines Tages nicht länger mehr an Bord bleiben. Lieber, sagte er, wolle er sein Dasein auf jener Insel fristen, vor der die Cinque Ports den Anker gesetzt hatte.

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Die Brüder Karamasow – die Vorgeschichte

Romane entstehen nicht über Nacht. Auch Fjodor Dostojewski hat sich lange mit den Vorarbeiten zu seinem Roman Die Brüder Karamasow beschäftigt.


Wann genau Dostojewski mit der Arbeit an seinem Roman Die Brüder Karamasow begonnen hat, lässt sich im Nachhinein nicht mehr genau feststellen. So viel ist immerhin klar: Mit der Niederschrift begann er im Dezember 1878, wenige Monate nachdem sein zweiter Sohn Aljoscha im Alter von zwei Jahren und neun Monaten gestorben war. Das ist nicht ganz unwichtig, da er nach dem Tode seines Sohnes für eine Weile in ein Kloster gezogen war, wo er einem Mönch begegnete, der ihm später als Vorbild für die Figur des Abts Sosima dienen sollte.

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Der Prozess um Madame Bovary

Nach Erscheinen seines Romans Madame Bovary wurde Gustave Flaubert der Prozess gemacht, und zwar wegen Beleidigung des Anstands und Verstoßes gegen die öffentliche Moral.

Der Staatsanwalt fand den Roman nichts weniger als pornografisch, worauf der Verteidiger konterte, dass Flaubert aus einem ganz bestimmten Grund das Laster in solchem Maße dargestellt habe: damit die Tugend umso stärker hervortrete.

Wie auch immer, jedenfalls wurde Flaubert am Ende freigesprochen. Näheres dazu findet sich bei Ludwig Marcuse (Obszön. Geschichte einer Entrüstung. München: Paul List 1962).

Umschreiben oder nicht?

In vielen alten Texten finden sich Begriffe oder Vorurteile, die heute sofort Anstoß erregen. Sollen diese Stellen umgeschrieben werden oder nicht?


Früher wurde noch ganz anders geredet als heute. Bestes Beispiel dafür ist wohl Mark Twains Buch über den kleinen Schlawiner Huckleberry Finn, in dem im Original mehr als 200 Mal das sogenannte N-Wort fällt.

Im Gegensatz zu früher, als es noch ganz gebräuchlich gewesen ist, gilt es heutzutage allerdings als im höchsten Grade unschicklich und wird deshalb von niemand mehr in den Mund genommen. Auch neue Ausgaben sind entsprechend gesäubert worden.

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Alice im Wunderland

Zu unseren Lieblingsbüchern gehört auch das für viele schönste Buch der Welt: Alice im Wunderland von Lewis Carroll.


Daten zum Buch

  • Autor: Lewis Carroll
  • Titel: Alice’s Adventures in Wonderland
  • Genre: Roman
  • Verlagsort der Erstausgabe: London
  • Verleger: Macmillan and Co.
  • Erscheinungsjahr: 1865
  • Deutsche Erstausgabe: Alice’s Abenteuer im Wunderland (Leipzig: Johann Friedrich Hartknoch 1869, Übersetzung: Antonie Zimmermann)

Es gibt Bücher, über die man gar nicht viel sagen muss. Jeder kennt sie, jeder liebt sie, jeder hat sie bereits gelesen. Alice im Wunderland ist so eines dieser Bücher. Für viele ist es das schönste Buch der Welt. Und warum auch nicht? Die Geschichte ist wundervoll – und die beigefügten Illustrationen machen das Buch erst recht zu einem Juwel der Literaturgeschichte. Deshalb hat es auch seit vielen Jahren einen festen Platz auf der Liste unserer Lieblingsbücher.

Wie das Buch entstanden ist, haben wir schon an anderer Stelle dargelegt, deshalb hier ein kurzes Wort über den Autor. Der ist heute nur als Lewis Carroll bekannt, auch wenn sein eigentlicher Name Charles Lutwidge Dodgson lautete. Doch den benutzte er hauptsächlich in Oxford, wo er am dortigen Christ-Church-College Mathematik lehrte.

Sehr viel Zeit widmete er aber auch einer neuartigen Kunstform, die damals noch in den Kinderschuhen steckte. In der Tat sollte die Fotografie bald zu seinem Steckenpferd werden. Nun fällt freilich auf, dass er dabei eine merkwürdige Vorliebe entwickelte, die ihn heute durchaus in Erklärungsnot brächte. Als Motiv griff er nämlich auffallend häufig auf kleine Mädchen zurück, die mitunter sogar nackt waren – was damals allerdings nicht unüblich gewesen ist.

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Sturmhöhe – noch eine Übersetzung

Emily Brontë hat in ihrem kurzen Leben nur einen einzigen Roman geschrieben. Als dieser 1847 auf den Markt kam, hätte wohl kaum jemand gedacht, dass sie sich damit unsterblich gemacht hatte. Nun, irren ist menschlich. Heute gehört Wuthering Heights jedenfalls zu den zeitlosen Klassikern der Weltliteratur.

Nur vier Jahre nach der Veröffentlichung des Originals war schon die erste deutschsprachige Fassung erhältlich. Seitdem ist der Roman noch viele weitere Male ins Deutsche übertragen worden. Leider befindet sich darunter keine, die wirklich zu überzeugen vermag, wie wir an anderer Stelle schon einmal festgestellt haben.

Doch leider ist unser Beitrag nicht ganz vollständig gewesen. Wir hatten nur zwölf Fassungen erwähnt, dabei existiert noch eine weitere. Die stammt von Gerhard Lorenz und ist etwa 1950 entstanden. Wir haben unsere damalige Untersuchung deshalb noch einmal ergänzt. Das Ergebnis fällt allerdings nach wie vor ernüchternd aus.

Das Tennisduell des Jahrhunderts

Beim Blättern in alten Papieren sind wir wieder auf einen faszinierenden Artikel gestoßen. Darin geht es um ein Tennismatch, das Anfang 1926 die ganze Welt in Atem gehalten hat: Suzanne Lenglen gegen Helen Wills.


Wann verlieren Reporter schon mal ihren Kopf? Nicht allzu oft, wollen wir hoffen, ab und an ist es aber doch der Fall. So auch im Februar 1926. Damals, so schrieb J. Stavnik im Tage-Buch vom 6. März 1926 (S. 377 f.), hätten ›alle großen Blätter englischer Sprache dies- und jenseits des Ozeans den Kopf verloren‹. Und warum? Weil in Cannes zwei Frauen Tennis gespielt haben und ›nach einigem Hin- und Herwerfen die Dame mit der häßlichen Nase die Dame mit der hübschen Nase besiegt hat‹.

Die Partie war in der Tat das größte Ereignis, das die Riviera bis dato gesehen hatte. Keiner, der dabei gewesen ist, hat es je vergessen. Als die Französin Suzanne Lenglen und die Amerikanerin Helen Wills am 16. Februar 1926 in Cannes zu ihrem einzigen Tennismatch gegeneinander antraten, schien die Welt für einen Tag stillzustehen, wie wir auch Larry Engelmanns Buch The Goddess and The American Girl (Oxford: University Press 1986) entnehmen können.

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Hinrichtung eines Rebellen

Alexander Puschkins Roman Die Hauptmannstochter hat eine historische Vorlage: den Bauernaufstand unter Jemeljan Pugatschow.


Jemeljan Iwanowitsch Pugatschow, geboren um 1742 im Dongebiet, Teilnehmer am russisch-türkischen Krieg, kehrte 1770 krank aus diesem Krieg an den Don heim, meldete sich nach seiner Genesung jedoch nicht bei seiner Einheit zurück, wurde darauf gleich zweimal festgenommen, floh beide Male, hielt sich dann eine Zeitlang jenseits der polnischen Grenze auf, reiste mit falschem Pass wieder nach Russland, wo er wegen aufrührerischer Reden erneut verhaftet wurde. Noch vor dem Urteilsspruch gelang es ihm, in Kasan aus der Haft auszubrechen und ein drittes Mal zu fliehen.

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Max Brod ignoriert Kafkas Wunsch

Franz Kafka hat zu Lebzeiten nur wenige Texte veröffentlicht. Max Brod ist es zu verdanken, dass die restlichen Manuskripte erhalten geblieben sind.


Dass wir überhaupt etwas vom Prozess des Bankbeamten Josef K. wissen, haben wir Max Brod zu verdanken. Denn eins steht zweifelsfrei fest: Kafka wollte sein Werk nicht veröffentlicht sehen. Testamentarisch hatte er verfügt, seinen gesamten Nachlass zu verbrennen – ohne jede Ausnahme. Doch sein Nachlassverwalter Max Brod tat nichts dergleichen, sondern machte den Nachlass der Öffentlichkeit zugänglich.

Das war Pech für Kafka, Glück aber für die Leserin. Wie eindeutig die Anweisung Kafkas tatsächlich gewesen ist, ist schwer zu sagen. Brod jedenfalls war der Meinung, Kafkas Wunsch guten Gewissens ignorieren zu können. Und wenn es einer gewusst haben muss, dann ja wohl Brod, der schon seit 1902 gut mit Kafka bekannt war. Später besorgte Brod auch die erste Kafka-Gesamtausgabe, die von 1935 an erschien.

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Astrologie in alten Zeiten

Beim Blättern in alten Papieren sind wir wieder auf einen faszinierenden Artikel gestoßen. Darin geht es um eine auch heute noch populäre Pseudowissenschaft: die Astrologie.


Wer Muße hat, der sollte bei Nacht mal den Sternenhimmel schauen. Das ist schön. Dort kann man dann all die Sterne erkennen, die die bekannten Bilder formen: Andromeda, Drache, Fische, Großer Bär, Großer Hund, Herkules, Jungfrau, Kassiopeia, Kleiner Bär, Kleiner Hund, Krebs, Löwe, Orion, Pegasus, Schütze, Skorpion, Steinbock, Stier, Waage, Wassermann, Wasserschlange, Widder, Zentaur, Zwillinge usw.

All diese Sternbilder (und noch einige mehr) hatte schon Ptolemäus um das Jahr 150 herum beschrieben. Zwölf davon sind auch Namensgeber für die Tierkreiszeichen, die in der Astrologie eine Hauptrolle spielen, mit den am Himmel sichtbaren Sternbildern außer den Namen aber nur die Reihenfolge auf der scheinbaren jährlichen Sonnenbahn gemeinsam haben – und sonst nichts.

Nun geht die Astrologie davon aus, dass all das, was auf der Erde geschieht, mit den Bewegungen am Himmel zusammenhängt. So soll es vor allem möglich sein, aus dem Stand der Sterne zur Zeit der Geburt das Schicksal und der Charakter eines Menschen zu erschließen.

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