Peter Pan

James Barrie hat eines der berühmtesten Kinderbücher geschrieben. Wer ihn einmal im Original genießen will, sollte zu diesem Hörbuch aus dem Hause Bertz + Fischer greifen: Peter Pan.


Daten zum Buch

  • Autor: James Matthew Barrie
  • Titel: Peter Pan and Wendy
  • Genre: Roman
  • Verlagsort der Erstausgabe: New York
  • Verleger: Charles Scribner’s Sons
  • Erscheinungsjahr: 1911

Normalerweise wollen Kinder nur eins: so schnell wie möglich erwachsen werden. Und doch gibt es Ausnahmen, nicht jeder will wirklich ein Großer sein. So auch der kleine Peter Pan, der Junge, der sich einfach weigert, erwachsen zu werden.

Das ewige Kindsein hat Vor- und Nachteile. Die tollsten Abenteuer erlebt er ja auf der Insel Neverland, vor allem dann, wenn er gegen die bösen Piraten und deren Kapitän Hook kämpfen muss. Anführer der Verlorenen Jungs ist er obendrein, er kennt Indianerprinzessinnen wie Tiger Lily und hübsche Feen (so nette wie die kleine Tinker Bell zum Beispiel) – wenn das mal keinen Spaß macht. Und außerdem kann er fliegen – kann es etwas Schöneres geben?

Andererseits kann Peter nur deshalb seine Kindheit verlängern, weil er all die veränderlichen Dinge um sich herum vergisst, seien sie auch noch so erinnerungswürdig. Stellt sich nur die Frage, was einem wichtiger ist: das ewige Kindsein oder die Erinnerung an die Kindheit. Das muss jeder für sich selbst entscheiden, Peter jedenfalls weiß was er will.

Erfinder des Peter Pan war der schottische Autor James Matthew Barrie (1860 bis 1937), der die Figur sehr wahrscheinlich nach einem realen Vorbild geformt hat, seinem Bruder David nämlich. Die Geschichte, die hinter der Entstehung steckt, ist allerdings sehr tragisch. Als Barrie sechs Jahre alt war, kam David, der einen Tag später seinen 14. Geburtstag gefeiert hätte, bei einem Unfall ums Leben. Die Familie war natürlich verzweifelt, besonders die Mutter, die damit eins ihrer neun Kinder verloren hatte. Trost fand sie letztlich in dem Gedanken, ihr Sohn werde immer bei ihr bleiben – als Junge, der niemals erwachsen wird

Barries Theaterstück Peter Pan, or The Boy, Who Wouldn’t Grow Up (dt. Peter Pan oder Der Junge, der nicht erwachsen werden wollte) feierte am 27. Dezember 1904 in London Premiere. Wie auch später üblich, wurde die Titelrolle dabei von einer Frau gespielt, der englischen Schauspielerin Nina Boucicault (1867 bis 1950).

Damit begann der Siegeszug des kleinen Jungen, dem Barrie schon zwei Jahre zuvor in The Little White Bird eine Rolle gegeben hatte, einem Roman, den Barrie für Erwachsene geschrieben hatte. Tatsächlich war die Nachfrage nach der Figur des Peter Pan so groß, dass Barries Verlag die Kapitel aus The Little White Bird, die von Peter handeln, zwei Jahre nach dem Debüt des Theaterstücks als eigenständiges Werk unter dem Titel Peter Pan in Kensington Gardens auf den Markt brachte.

Mindestens genauso wie das Theaterstück war das Buch, das Barrie sieben Jahre danach vorlegte: Für den neuen Roman Peter and Wendy (später einfach: Peter Pan) hatte er den Stoff seines Bühnenstücks entsprechend bearbeitet und an manchen Stellen um ein paar neue Aspekte erweitert. Schließlich erlaubte Barrie der Autorin May Byron, das Buch auch in einer gekürzten Fassung herauszubringen.

Eine ganz spezielle Ausgabe dieser Version kam 1989 auf den deutschen Buchmarkt: Ins Deutsche übersetzt von Hanspeter Nägele, zieren das Buch die 25 Illustrationen, die Sophie Scholl 1939 auf Anregung von Nägele für eine von ihm geplante Version angefertigt hatte. Verantwortlich für die Ausgabe zeichnete Verlag Matthes & Seitz. Das Buch ist heute leider vergriffen.

Der Berliner Film- und Hörbuchverlag Bertz + Fischer hat nun den Roman von 1911 in der ungekürzten Originalversion als MP3-CD veröffentlicht. Als Sprecher fungiert dabei der britische Theaterschauspieler Paul Alberston, der mit einer Stimme, die eine angenehm weiche Wärme ausstrahlt, den Hörer auf geradezu magische Weise ins Reich von Neverland entführt.

Die Geschichte ist im Grunde dieselbe wie im Bühnenstück. Mit Vorliebe lauscht der kleine Peter Pan in Kensington (London) den Gutenachtgeschichten von Frau Darling, die diese ihren Kindern Wendy, Michael und John erzählt. Als Peter dabei erwischt wird, verliert er bei der Flucht seinen Schatten, den er sich natürlich umgehend zurückholen will. Dabei wird er von Wendy entdeckt, die ihm seinen Schatten wieder anpappt. Kann es eine bessere Mutter für die Verlorenen Jungs geben? Wohl kaum.

Peter lädt sie also zu sich nach Neverland – ein Angebot, das Wendy, Michael und John natürlich nicht ablehnen können. Als sie dort ankommen, wird Wendy um ein Haar von einem der Verlornen Jungs getötet, sie erholt sich aber schnell von dem Unfall.

Danach gehen die Abenteuer aber erst richtig los. Die Indianerprinzessin Tiger Lily muss gerettet werden, Peter kämpft um sein Leben, Wendy wird vom bösen Piratenkapitän entführt, den Peter in einem Kampf auf Leben und Tod schließlich besiegen kann (von Krokodilen gefressen wird der arme Hook).

Eins aber ist anders im Roman als auf der Bühne: Barrie fügte ein Schlusskapitel hinzu, in dem der noch immer junge Peter der erwachsenen Wendy begegnet. Ob das ewige Kindsein wirklich so toll ist?

Das Rezensionsexemplar wurde uns freundlicherweise vom Verlag zur Verfügung gestellt.