Schall und Wahn

Wer James Joyce mag, wird wohl auch William Faulkner gut finden. Wenn es einen Roman gibt, der an Joyce erinnert, dann wohl der über die Familie Compson: Schall und Wahn.


Daten zum Buch

  • Autor: William Faulkner
  • Titel: The Sound and Fury
  • Genre: Roman
  • Verlagsort der Erstausgabe: New York
  • Verleger: Jonathan Cape and Harrison Smith
  • Erscheinungsjahr: 1929
  • Deutsche Erstausgabe: Schall und Wahn (Zürich: Fretz & Wasmuth 1956, Übersetzung: Helmut M. Braem und Elisabeth Kaiser)

Einst gehörten die Compsons zu den großen Familien der amerikanischen Südstaaten. Die Alten in ihren Reihen hatten es immerhin zu Gouverneuren und Generälen gebracht, nur leider ist vom Glanz des alten Namens nicht mehr viel übriggeblieben, jetzt, im Jahre 1928.

Ein Blick auf die junge Generation genügt, um zu erkennen, dass die Familie längst schon verfallen ist. Einer nur hält die Ehre der Compson-Männer noch hoch, Jason IV., ein blasierter Egoist, der ohne Nachkommen bleibt. Caddy, seine Schwester, ist eine gefallene Maid, die nicht mehr auf dem Anwesen lebt seit jenen längst vergangenen Zeiten, als sie von einem Namenlosen sich hat schwängern lassen.

Quentin heißt die Tochter, benannt nach ihrem Onkel, Caddys Bruder Quentin, der im Juni 1910 voller Todessehnsucht ins Wasser gegangen ist. Caddys Tochter lebt noch auf dem Anwesen, genauso wie ihr Onkel Benjamin, der schwachsinnige Idiot, der kastriert werden musste, weil er gar nicht wusste, was er eigentlich tat.

Mit der Technik des inneren Monologs zeichnet William Faulkner (1897 bis 1962) in seinem 1929 erschienenen Roman The Sound and the Fury ein bemerkenswertes Bild des Niedergangs einer Familie. (Wie wir freilich gerne zugestehen, dürfte es für Schulkinder eine rechte Plage sein, sich mit so einem Buch beschäftigen zu müssen, siehe Pearls Before Swine vom 8. Mai 2009).

Zunächst beschreibt der idiotische Benjamin nicht nur das, was er an seinem 33. Geburtstag (7. April 1928) erlebt, sondern auch das, woran er sich erinnert: den Tod der Großmutter, den Tag seiner Umtaufung, Caddys Hochzeit, ihre Flucht.

Im zweiten Teil schildert Benjamins Bruder Quentin, der in Harvard studiert, seinen letzten Lebenstag (2. Juni 1910), an dem er mit der Polizei in Konflikt gerät, nachdem er einem kleinen Mädchen ein Eis gekauft hat; vor allem aber denkt er immer wieder an seine von ihm so sehr begehrte Schwester Caddy, deren Jungfräulichkeit er der Ehre wegen aber noch mehr liebt als sie selbst.

Die uneheliche Quentin, Caddys Tochter, erhält Unterhaltsgeld von ihrer Mutter, doch das Geld wird ihr von ihrem Onkel Jason vorenthalten, wie dieser im dritten Teil (6. April 1928) selbst berichtet. Wie aber verbringt er den Tag? Er spioniert seiner Nichte nach, die sich ganz ungeniert mit einem Zirkusartisten vergnügt. Bald aber hat Quentin die Nase voll; wie ein neutraler Erzähler im vierten Teil schildert, klaut sie ihrem Onkel nur zwei Tage später (8. April 1928) die mühsam zusammengeklaubten 7000 Dollar und macht sich mit der Kohle auf und davon.