Tanzstunden für Erwachsene und Fortgeschrittene

Sondermerkwürdig sind all jene Bücher, die aus ganz wenigen Sätzen bestehen. Bestes Beispiel ist das Buch von Bohumil Hrabal: Tanzstunden für Erwachsene und Fortgeschrittene.


Daten zum Buch

  • Autor: Bohumil Hrabal
  • Titel: Taneční hodiny pro starší a pokročilé
  • Genre: Roman
  • Verlagsort der Erstausgabe: Prag
  • Verleger: Československý spisovatel
  • Erscheinungsjahr: 1964
  • Deutsche Erstausgabe: Tanzstunden für Erwachsene und Fortgeschrittene (Frankfurt am Main: Suhrkamp Verlag 1965, Übersetzung: Franz Peter Kürzel)

Der Soldat Schwejk war auch so einer. Richtig schöne Geschichten konnte der erzählen, genauso wie dieser alte Schuster hier, der einfach nur friedlich und nett mit einer jungen Maid plaudert.

Was kann er ihr nicht alles aus seinem Leben berichten: wie sich damals beispielsweise zwei Schöne seinetwegen gegenseitig die Blusen zerrissen hätten; wie er vor dem Hoflieferanten Weinlich und dessen Vertretern Fogl und Vertsberger wie vor einem Schwurgericht gestanden habe; wie er in Meidling Wache geschoben und den Kaiser gesehen habe, als dieser der auf der Leiter stehenden Schratt wie Goethe einst unter den Rock geguckt habe. Ja, da wird die gute alte k.-u.-k.-Zeit wieder lebendig.

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Ich habe den englischen König bedient

Auf unserem Nachttisch liegt auch ein Buch, das ebenfalls durch einen Film bekannt geworden ist: Ich habe den englischen König bedient von Bohumil Hrabal.


Daten zum Buch

  • Autor: Bohumil Hrabal
  • Titel: Obsluhoval jsem anglického krále
  • Genre: Roman
  • Verlagsort der Erstausgabe: Prag
  • Verleger: Jazzová sekce
  • Erscheinungsjahr: 1971
  • Deutsche Erstausgabe: Ich habe den englischen König bedient (Frankfurt am Main: Suhrkamp Verlag 1988, Übersetzung: Karl-Heinz Jähn)

Das ist mal ein feiner Roman. Oder vielleicht sollte ich besser sagen: das ist ein feiner Roman bis zu einer bestimmten Stelle, danach hätte ich mir das Weiterlesen im Grunde sparen können.

Tatsächlich geht es mir im Falle von Ich habe den englischen König bedient (Obsluhoval jsem angkického krále) ganz ähnlich wie Hemingway mit Huckleberry Finn: Die ganze moderne amerikanische Literatur stamme von Mark Twains Buch ab, so Hemingway, nur müsse man dort zu lesen aufhören, wo man dem Jungen den Nigger Jim forthole, das sei der wirkliche Schluss, alles Weitere sei bloß Schwindel.

Die Geschichte um den Ich-Erzähler Jan Dítě beginnt äußerst flott und ist im Anfang wirklich recht angenehm zu lesen. In ärmlichen Verhältnissen aufgewachsen, versucht sich der Protagonist in den 30er-Jahren als Pikkolo in einem Hotel in einer tschechischen Kleinstadt in der Nähe von Prag durchzuschlagen. Doch Dítě ist ehrgeizig, er verfolgt höhere Ziele: als Millionär könnte er sich doch selbst irgendwann einmal ein kleines Hotel zulegen, ein Schmuckkästchen irgendwo im böhmischen Paradies oder so, auf dass man ihn achte wie andere Hoteliers auch.

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