Ein kommender Dichter

Unter diesem Titel findet sich im Novemberheft 1932 der Monatsschrift Der Querschnitt (Nr. 11/ 1932) ein Beitrag von Hans-Adalbert Freiherr von Maltzahn zu einem jungen Dichter aus Frankreich: Gui Bernard de la Pierre.

Maltzahn bespricht hier einen Autor, der ›seit Monaten die Blicke der Eingeweihten durch einen vierbändigen Erstlingsroman‹ fessele, der demnächst bald erscheinen werde: Le Relais difficile. Was ist von diesem Schriftsteller wohl zu halten? Maltzahn jedenfalls lobt ihn in den höchsten Tönen und spricht am Ende von de la Pierre als einer der ›kostbarsten dichterischen Hoffnungen‹.

Das klingt verlockend. Kann man sich das Buch vielleicht einmal beschaffen? Ja, wenn das ginge. Es geht aber nicht. Zu finden ist es nirgends, es ist nie veröffentlicht worden

Blick ins Jahr 1933

Hellseher und Wahrsager waren schon immer sehr beliebt. Auch literarische Blätter haben sich gerne mit dem Übersinnlichen beschäftigt. Ende 1932 hat die Monatsschrift Der Querschnitt einen Blick ins Jahr 1933 gewagt. Was ist aber dabei herausgekommen?


Die in den 20er- und frühen 30er-Jahren sehr bekannte Monatsschrift Der Querschnitt hat sich immer mal wieder gerne auch okkulten Themen gewidmet. An anderer Stelle haben wir schon einmal über eine dort erschienene Abhandlung zur Astrologie berichtet.

Das Dezemberheft 1932 stand nun voll und ganz unter dem Motto: das Übersinnliche. Entsprechend fragwürdig sind die meisten Beiträge, die dort zu finden sind. Aber wer nun unbedingt wissen will, wie man denn zum Yoghi wird (S. 852 ff.) oder was es mit dem Teleplasma (S. 859 ff.) auf sich hat, kann das an entsprechender Stelle nachlesen. So viel Unsinn ist wohl selten zusammengeschrieben worden.

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Im Westen nichts Neues: Zahlen und Daten

Erich Maria Remarque ist mit seinem Antikriegsroman Im Westen nichts Neues ein Welterfolg geglückt. Allerdings ist die Frage nach der Zahl der verkauften Exemplare nicht ganz leicht zu beantworten. Von besonderem Interesse sind deshalb die Angaben, die in einer Ausgabe der Monatsschrift Der Querschnitt zu finden sind (Nr. 8, 1930, vor S. 567).

Dort werden die Zahlen von 23 verschiedenen Ausgaben genannt. Danach wurden in Deutschland bis zu jenem Zeitpunkt ›über 1.000.000 Exemplare‹ gedruckt, in Frankreich immerhin 440.000, in Russland 400.000, in England 360.000, in Nordamerika 325.000 und auch in Spanien lag die Auflage schon in sechsstelliger Höhe (105.000).

Zahlen werden auch für eine Jiddische Ausgabe (6700) und eine in Esperanto (2400) genannt. Die Gesamtauflage des Romans in 28 Sprachen betrug laut dieser Quelle damals ›fast 3 ½ Millionen‹ Exemplare. Da kann kaum ein anderes Buch mithalten.

Plagiatsjäger

Schon immer haben eifrige Menschen nach Plagiaten gesucht. Oft sind sie dabei über ihr Ziel hinausgeschossen.


Mit Plagiaten ist das immer so eine Sache. Manche finden sie verwerflich, andere wiederum halten sie für eine lässliche Sünde. Es ist freilich nicht immer ganz leicht herauszufinden, ob es sich überhaupt um ein Plagiat handelt oder nicht. Oft kommt es deshalb zu falschen Beschuldigungen, wie beispielsweise im Fall von Irmgard Keun.

Dies alles hindert allerdings niemanden daran, auch an den entlegensten Stellen nach einem abgekupferten Worte zu suchen – in der Hoffnung ganz offenbar, sich mal wieder richtig großtun zu können. Oder gibt es noch einen anderen Grund für dieses merkwürdige Gebaren? Wahrscheinlich nicht. Es ist nun mal ein äußerst beliebter Sport, andern eins auszuwischen.

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Astrologie in alten Zeiten

Beim Blättern in alten Papieren sind wir wieder auf einen faszinierenden Artikel gestoßen. Darin geht es um eine auch heute noch populäre Pseudowissenschaft: die Astrologie.


Wer Muße hat, der sollte bei Nacht mal den Sternenhimmel schauen. Das ist schön. Dort kann man dann all die Sterne erkennen, die die bekannten Bilder formen: Andromeda, Drache, Fische, Großer Bär, Großer Hund, Herkules, Jungfrau, Kassiopeia, Kleiner Bär, Kleiner Hund, Krebs, Löwe, Orion, Pegasus, Schütze, Skorpion, Steinbock, Stier, Waage, Wassermann, Wasserschlange, Widder, Zentaur, Zwillinge usw.

All diese Sternbilder (und noch einige mehr) hatte schon Ptolemäus um das Jahr 150 herum beschrieben. Zwölf davon sind auch Namensgeber für die Tierkreiszeichen, die in der Astrologie eine Hauptrolle spielen, mit den am Himmel sichtbaren Sternbildern außer den Namen aber nur die Reihenfolge auf der scheinbaren jährlichen Sonnenbahn gemeinsam haben – und sonst nichts.

Nun geht die Astrologie davon aus, dass all das, was auf der Erde geschieht, mit den Bewegungen am Himmel zusammenhängt. So soll es vor allem möglich sein, aus dem Stand der Sterne zur Zeit der Geburt das Schicksal und der Charakter eines Menschen zu erschließen.

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Weekend oder Wochenende

Beim Blättern in alten Papieren sind wir wieder auf einen faszinierenden Artikel gestoßen. Darin beschreibt der Autor ein Phänomen, das heute viele Sprachkritiker in Begeisterungsstürme ausbrechen ließe: die Eindeutschung eines aus dem Englischen stammenden Begriffs.


Die Comedian Harmonists sprechen mit ihrem Song allen Menschen aus dem Herzen: Wochenend und Sonnenschein – kann es etwas Schöneres geben? Wohl kaum.

Die Melodie verbreitet entsprechend gute Laune. Geschrieben hat sie der amerikanische Komponist Milton Ager, dessen 1929 entstandenes Originalstück Happy Days Are Here Again später von Franklin Delano Roosevelt als Wahlkampfschlager eingesetzt wurde. Den Originaltext schrieb Jack Yellen.

Auch die Comedian Harmonists nahmen das Lied in ihr Repertoire auf, allerdings in einer deutschen Fassung. Autor des Texts war Charles Amberg.

Der konnte bei der Wahl des Titels auf ein Wort zurückgreifen, das noch wenige Jahre zuvor in Deutschland unbekannt gewesen war. Wie wir im Deutschen Wörterbuch der Brüder Grimm erfahren, ist das Wort erst seit dem Weltkrieg modisch geworden – und zwar durch den englischen Begriff weekend.

Ein englischer Ausdruck, der einfach so in die deutsche Sprache übernommen wird? O Zeiten, o Sitten.

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Ein Preisausschreiben von 1925

Beim Blättern in alten Papieren sind wir wieder auf einen faszinierenden Artikel gestoßen. Darin geht es um einen von zwei Verlagen ausgelobten Buchpreis.


100.000 ist eine stolze Zahl. Sechsstellige Ziffern sind fast immer beeindruckend, vor allem wenn es ums Geld geht. Nun war das freilich nicht immer so. Man schaue sich nur einmal das Inflationsjahr 1923 an. Hatte ein Kilogramm Butter vor dem Krieg in Berlin noch 2,60 Mark gekostet, so war der Preis im Januar 1923 zunächst auf 5500 Mark gestiegen, bevor die Entwicklung geradezu explosionsartig über 30.300 Mark im Juni bis hin zu 5,6 Billionen Mark am 26. November weiterging.

100.000 Mark waren damals also so gut wie nichts wert. Ein Buchpreis in dieser Höhe hätte jedenfalls keinen Hund hinterm Ofen hervorgelockt. Wie anders aber kaum zwei Jahre später. 100.000 Mark waren nun plötzlich wieder ein wahrer Geldsegen, entsprachen sie doch dem Wert von mehr als 400.000 Euro – eine unerhörte Summe.

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Friedell und Kuh

Egon Friedell war bekanntermaßen als Ideengeber sehr beliebt. So übernahm Anton Kuh einmal eine von Friedells Humoresken und veröffentlichte sie unter seinem eigenen Namen in der Literaturzeitschrift Der Querschnitt.

Egon Friedell nahm es mit Humor und bedankte sich in einem Brief für die ihm erwiesene Ehre. Eine Revanche war ihm aber nicht vergönnt — und das aus einem einfachen Grund: Trotz Durchsicht des gesamten Kuhschen Oeuvres, so Friedell, habe er nichts gefunden, worunter er seinen Namen setzen wolle (→ Friedell 1983, Kapitel 4).

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(Ists wahr oder gelogen? Um welchen Artikel es sich handeln soll, wissen wir jedenfalls nicht.)