Der Prozess um Madame Bovary

Nach Erscheinen seines Romans Madame Bovary wurde Gustave Flaubert der Prozess gemacht, und zwar wegen Beleidigung des Anstands und Verstoßes gegen die öffentliche Moral.

Der Staatsanwalt fand den Roman nichts weniger als pornografisch, worauf der Verteidiger konterte, dass Flaubert aus einem ganz bestimmten Grund das Laster in solchem Maße dargestellt habe: damit die Tugend umso stärker hervortrete.

Wie auch immer, jedenfalls wurde Flaubert am Ende freigesprochen. Näheres dazu findet sich bei Ludwig Marcuse (Obszön. Geschichte einer Entrüstung. München: Paul List 1962).

Wie alt ist der Kapitän?

Mathematik ist für viele Menschen ein Buch mit sieben Siegeln. Auch Gustave Flaubert war das Fach ein Graus. Immerhin führte seine Abneigung aber zu einer bekannten Matheaufgabe.


Mathematik ist nicht jedermanns Sache. Grob geschätzt leiden wohl 80 bis 90 von 100 Schülern an diesem Fach, das für die meisten wohl ein Buch mit sieben Siegeln darstellt. Jede Formel ist ihnen ein Graus, Bruchrechnung ist quasi unlösbar, Textaufgaben gehören verboten. Das ist freilich keine neue Erkenntnis, schon früher erging es den Schülern nicht anders.

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Bouvard und Péchuchet

Auch der französische Schriftsteller Gustave Flaubert ist mit einem Buch auf unserem Nachttisch vertreten: Bouvard und Pécuchet.


Daten zum Buch

  • Autor: Gustave Flaubert
  • Titel: Bouvard et Pécuchet
  • Genre: Roman
  • Verlagsort der Erstausgabe: Paris
  • Verleger: Alphonse Lemerre
  • Erscheinungsjahr: 1881
  • Deutsche Erstausgabe: Bouvard und Pécuchet

Das ist wohl so ein Paar wie Pat und Patachon, Laurel und Hardy oder Ernie und Bert. Zwei, die sich gesucht und gefunden haben, zwei, die einfach zusammengehören. Bouvard und Pécuchet heißen die beiden in diesem Fall, zwei Bürobeamten die sich an einem heißen Sommertag auf einer Parkbank in Paris kennen lernen und binnen einer Woche zu Duzfreunden werden.

Die Gesprächsthemen gehen ihnen niemals aus. So unterhalten sie sich über das Theater, die Regierung, die Lebensmittelpreise, das Geschäftsleben oder die Ursachen der berühmten Revolution. Dabei bummeln sie gemeinsam durch die Stadt, besichtigen Museen, Manufakturen, den Invalidendom und alle öffentlichen Sammlungen. Nur das Leben in der Stadt ödet sie allmählich an, viel lieber zögen sie aufs Land – was ihnen dank einer Erbschaft schließlich auch möglich ist.

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In einem andern Land

Ernest Hemingway gehört zu den Autoren, die man unbedingt gelesen haben muss. Wir stellen hier sein bestes Buch vor: In einem andern Land.


Daten zum Buch

  • Autor: Ernest Hemingway
  • Titel: A Farewell to Arms
  • Genre: Roman
  • Verlagsort der Erstausgabe: New York
  • Verleger: Charles Scribner’s Sons
  • Erscheinungsjahr: 1929
  • Deutsche Erstausgabe: In einem andern Land (Berlin: Ernst Rowohlt Verlag 1930, Übersetzung: Annemarie Horschitz-Horst)

Gertrude Stein hat einst den Begriff von der ›Lost Generation‹ geprägt. Zu dieser ›verlorenen Generation‹ gehörten all jene amerikanischen Autoren, die, in den Jahren um 1900 geboren, im Ersten Weltkrieg gekämpft, angesichts des dort erlebten Grauens völlig desillusioniert und zerschlagen das Schlachtfeld verlassen und sich schließlich zu Beginn der 20er-Jahre in Paris niedergelassen hatten.

F. Scott Fitzgerald gehörte genauso dazu wie John Dos Passos, Edward Estlin Cummings oder Ernest Hemingway. Nachdem dieser drei Jahre zuvor bereits The Sun Also Rises (dt. Fiesta) veröffentlicht hatte, folgte 1929 A Farewell to Arms, das ein Jahr später in einer von Annemarie Horschitz besorgten Übersetzung auch auf den deutschen Markt kam.

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Die Gräfin von Cagliostro oder Die Jugend des Arsène Lupin

Auf unserem Nachttisch liegt auch ein Krimi um den Gentleman-Gauner Arsène Lupin: Die Gräfin von Cagliostro von Maurice Leblanc.


Daten zum Buch

  • Autor: Maurice Leblanc
  • Titel: La Comtesse de Cagliostro
  • Genre: Roman
  • Verlagsort der Erstausgabe: Paris
  • Verleger: Éditions Pierre Lafitte
  • Erscheinungsjahr: 1924
  • Deutsche Erstausgabe: Die Gräfin Cagliostro (Berlin: Schreitersche Verlagsbuchhandlung 1925, Übersetzung: unbekannt)

Das sind doch die schönsten Helden der Kindheit: jene Heroen, die die Reichen und Bösen behumpsen, die Armen und Unschuldigen aber unterstützen. Robin Hood ist so ein Held, genauso wie der französische Gentleman-Dieb Arsène Lupin, dessen Heldentaten uns sein Chronist Maurice Leblanc in 20 Romanen, 2 Theaterstücken und weiteren Kurzgeschichten überliefert hat.

Wer aber war Arsène Lupin? Geboren wurde er 1874 in Blois, einem kleinen Städtchen zwischen Orléans und Tours. Seine dem Adel entstammende Mutter Henriette d’Andrésy (oder Andrézy) zog es bald nach der Geburt in die Vereinigten Staaten, von wo aus sie sich natürlich nur sehr schlecht um ihn kümmern konnte. Seine Weltgewandtheit und seinen Charme hat er vielleicht trotzdem von ihr geerbt.

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Delphine Delamare alias Emma Bovary

Auch fiktive Figuren sind nach dem Leben gezeichnet, viele davon nach dem Leben eines real existierenden Modells. Dazu zählt auch Emma Bovary, die ihr Vorbild in der jungen Delphine Delamare hatte (→Amos 1985, S. 59).

Delamare (1822 bis 1848) lebte in dem normannischen Dorf Ry, unweit von Gustave Flauberts Heimatstadt Rouen. Sie war mit einem unbedeutenden Landarzt verheiratet, doch ihre Ehe verlief nicht gerade sehr glücklich. Nicht nur setzte sie ihrem Ehemann Hörner auf, auch verschuldete sie sich so sehr, dass sie eines Tages weder ein noch aus wusste.

So machte sie ihrem Leben ein Ende – und zwar auf die Weise, die bei Frauen allgemein üblich ist: Sie vergiftete sich. Ganz wie Emmy Bovary.

Vom Vatikan verbotene Bücher

Im Lauf der Geschichte sind viele Bücher zensiert oder gar verboten worden. Bücher von Hugo und Flaubert haben wir schon erwähnt. Hier folgt eine ergänzende Auswahl der vom Vatikan indizierten Werke.


1) Introductio ad theologiam (12. Jh., dt. Einführung in die Theologie)
Der französische Philosoph Pierre Abaillard (1079 bis 1142) erlebte noch mit, wie die Kirche im Jahr 1140 alle seine Schriften auf den Index setzte. Papst Innozenz III. ging sogar noch einen Schritt weiter und ordnete die Verbrennung der Abaillardschen Werke an. Der nachmalige Heilige Bernhard von Clairvaux sprach von Abaillard als Ausgeburt der Hölle und Vorläufer des Antichristen (aber nur als Vorläufer wohlgemerkt).

2) De Monarchia (frühes 14. Jh., dt. Über die Monarchie)
Weil der italienische Dichter Dante Alighieri (1265 bis 1321) in seiner Abhandlung über die Monarchie zu behaupten sich erdreistete, dass die Könige ihr Amt direkt von Gott erhielten, nicht aber vom Papst, setzte der damalige Stellvertreter Gottes auf Erden, Papst Paul IV., Dantes Werk im Jahr 1559 kurzerhand auf den Index.

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Nachttischlektüre

Welche Bücher sollte man gelesen haben? Auf diesen Seiten werden die unterschiedlichsten Romane und Erzählungen vorgestellt, einen Kanon soll dies aber nicht darstellen.


Ein Kanon ist nichts für mich. Die zehn besten Platten der Welt (Musikalben, keine Gehsteigplatten), die zehn größten Filme, die zehn lesenswertesten Bücher — das ist doch Kokolores. Alles eine Frage des Geschmacks, was dem einen sin Ul, ist dem andern sin Nachtigall, wie der Niederdeutsche zu sagen pflegt.

Klar, Goethe, Schiller & Co. (Kleist vor allem) sind nicht zu verachten, aber darf es nicht auch mal etwas anderes sein? Unterhalten werden wollen wir doch alle, und das gelingt einem Jules Verne mit vielen seiner Bücher doch wohl besser als Goethe mit seinen Wahlverwandtschaften, oder etwa nicht?

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Baillès, der Zensor

Zu den berüchtigten Zensoren der Geschichte gehört Jacques-Marie-Joseph Baillès, der auch Madame Bovary und Die Elenden auf den Index setzen ließ.


Im Lauf der Geschichte sind viele Bücher vom Vatikan zensiert oder gar verboten worden. Zu den Zensoren gehörte auch Jacques-Marie-Joseph Baillès (1798 bis 1873), der sich im Auftrag der Kirche zu seiner Zeit ausgiebig mit der französischen Literatur beschäftigte. Unter den Büchern, die er auf den Index setzen ließ, waren auch Madame Bovary von Gustave Flaubert und Die Elenden von Victor Hugo.

In einer Arbeit des Historikers Peter Godman (Weltliteratur auf dem Index) können wir auch nachlesen, warum die beiden Romane indiziert wurden. Baillès warf Flaubert vor, die übelste aller üblen Geschichten geschrieben zu haben. Religion und Sitten, alles Gerechte und Gute würden mit Füßen getreten. Zwar sei es vor den weltlichen Richtern um die Verdammung herumgekommen, dem höheren Urteil aber werde es wohl nicht entgehen.

Und Hugos Roman? Der war für Baillès ein Musterbeispiel an Blasphemie und Gottlosigkeit. Bösartig und verlogen, so Baillès, sei der Autor, mehr müsse er wohl nicht sagen (→ Godman 2001, S. 330 f. und 342).

Madame Bovary

Eine der berühmtesten Frauenfiguren der Weltliteratur findet sich in einem französischen Roman: Madame Bovary von Gustave Flaubert.


Daten zum Buch

  • Autor: Gustave Flaubert
  • Titel: Madame Bovary. Mœurs de province
  • Genre: Roman
  • Erstveröffentlichung: Revue de Paris, 1. Oktober 1856 bis 15. Dezember 1856
  • Verlagsort der Erstausgabe: Paris
  • Verleger: Michel Lévy Frères
  • Erscheinungsjahr: 1857
  • Deutsche Erstausgabe: Madame Bovary, oder: Eine Französin in der Provinz (Wien/Leipzig: Hartlebens Verlags-Expedition 1858, Übersetzung: Dr. Legné)

Die Geschichte der Madame Bovary ist zwar fiktiv, beruht aber auf einer wahren Begebenheit. Vorbild für die Heldin des Romans war eine gewisse Delphine Delamare. Ihre Geschichte bildete die Grundlage zu Flauberts Roman, an dem er nicht weniger als fünf Jahre lang gearbeitet hat, vom 19. September 1851 bis zum April 1856. Im Juni reichte er dann das Manuskript an seinen Verleger weiter, der es Ende des Jahres in der Revue de Paris in Fortsetzungen abdrucken ließ, ehe es im Jahr darauf komplett veröffentlicht wurde.

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