Gelöbnis treuester Gefolgschaft

Die Zahl spricht für sich: 88 deutsche Schriftsteller haben 1933 das Gelöbnis treuester Gefolgschaft unterzeichnet.


Dichter und Denker gelten gemeinhin als unabhängige und freie Geister. Doch nach dem Machtantritt von Adolf Hitler war davon nicht viel zu spüren. So unterzeichneten gleich 88 deutsche Schriftsteller jenes Gelöbnis treuester Gefolgschaft, das nach Erlass des Schriftleitergesetzes von der Preußischen Akademie der Künste in Berlin propagiert worden war.

Am 26. Oktober 1933 in Blättern wie der Frankfurter oder der Vossischen Zeitung (S. 2) abgedruckt, sollte es nach der Gleichschaltung der gesamten deutschen Presse das uneingeschränkte Vertrauen der Unterzeichnenden in die neue faschistische Regierung beweisen.

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Hanns Johst, ein Nazidichter

Im Dritten Reich gab es zahlreiche Dichter, die sich den politischen Verhältnissen mehr als nur anpassten. Viele von ihnen waren mit Herzblut bei der Sache, wie wir bereits in anderen Fällen gesehen haben. Aber auch Hanns Johst gehörte dazu.

Am 20. April 1933 wurde Johst (1890 bis 1978) schlagartig bekannt. Zu Hitlers Geburtstag wurde nämlich im Staatlichen Schauspielhaus Berlin sein Drama Schlageter uraufgeführt, das das Leben des jungen, von den Franzosen während der Ruhrbesetzung 1923 hingerichteten Nationalsozialisten Albert Leo Schlageter zum Inhalt hat.

Tatsächlich machte Johst danach eine rasante Karriere: Der gläubige Nationalsozialist wurde Preußischer Staatsrat, Reichskultursenator, Präsident der Deutschen Akademie der Dichtung und der Reichschrifttumskammer. Nach Kriegsende wurde er zunächst als Mitläufer, dann als Hauptschuldiger und schließlich als Belasteter eingestuft.