Shaw und Charlotte

Der irische Dramatiker George Bernard Shaw war ein ganz und gar eigenwilliger Charakter. Seine Ehefrau merkte das bereist bei der Hochzeit (→ Michels-Wenz 2000, S. 37).


George Bernard Shaws Ehefrau Charlotte Payne-Townshend hatte es nicht immer ganz leicht mit ihrem Ehegespons – so viel ist gewiss. Dabei hätte sie freilich spätestens seit ihrer Hochzeit, als sie um ein Haar den Brautführer geheiratet hätte, wissen sollen, mit wem sie sich da eingelassen hatte.

Zunächst musste sie ewig auf G. B. S. warten, der partout nicht auftauchen wollte, ganz im Gegensatz zu den beiden Trauzeigen, Henry Salt und Graham Wallas, die sich für die Zeremonie richtig herausgeputzt hatten. Vor allem der Brautführer Wallas, ein Professor für Wirtschaftspolitik, war toll anzuschauen in all seiner Pracht, stattlich und gutaussehend, mit einer Blume im Knopfloch.

Als nun den Standesbeamte gerade damit beginnen wollte, Charlotte und Wallas miteinander zu verheiraten, gab sich plötzlich auch Shaw ein Stelldichein. Sein Anblick aber muss ein Bild für die Götter gewesen sein. Er habe gedacht, so meinte der Standesbeamte später, bei dem späten Gast handele es sich um einen dahergelaufenen Bettler, der sich halt der Hochzeitsgesellschaft angeschlossen habe.

Nun ja, Shaw, der einen schlimmen Fuß hatte, an Krücken ging und sich deshalb verspätet hatte, sah auch nicht unbedingt wie ein Bräutigam aus mit seinen Gehhilfen, seiner alten verschlissenen Joppe und dem langen, roten Bart. Wie lange sich Shaw bedachte, um den Irrtum des Standesbeamten aufzuklären, ist nicht bekannt, am Ende aber stellte er die Dinge aber doch noch richtig. Jetzt musste Charlotte also doch noch den alten Shaw heiraten.