Plagiatsjäger

Schon immer haben eifrige Menschen nach Plagiaten gesucht. Oft sind sie dabei über ihr Ziel hinausgeschossen.


Mit Plagiaten ist das immer so eine Sache. Manche finden sie verwerflich, andere wiederum halten sie für eine lässliche Sünde. Es ist freilich nicht immer ganz leicht herauszufinden, ob es sich überhaupt um ein Plagiat handelt oder nicht. Oft kommt es deshalb zu falschen Beschuldigungen, wie beispielsweise im Fall von Irmgard Keun.

Dies alles hindert allerdings niemanden daran, auch an den entlegensten Stellen nach einem abgekupferten Worte zu suchen – in der Hoffnung ganz offenbar, sich mal wieder richtig großtun zu können. Oder gibt es noch einen anderen Grund für dieses merkwürdige Gebaren? Wahrscheinlich nicht. Es ist nun mal ein äußerst beliebter Sport, andern eins auszuwischen.

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Die Bräutigame der Babette Bomberling

Ganz oben auf unserem Nachttisch liegt nun auch ein Buch einer heute weitgehend vergessenen Autorin: Die Bräutigame der Babette Bomberling von Alice Berend.


Daten zum Buch

  • Autorin: Alice Berend
  • Titel: Die Bräutigame der Babette Bomberling
  • Genre: Roman
  • Verlagsort der Erstausgabe: Berlin
  • Verleger: S. Fischer Verlag
  • Erscheinungsjahr: 1915

Wer kennt heute schon noch Alice Berend? Kaum einer wohl. Das ist schade. Denn früher einmal, vor gut einem Jahrhundert, gehörte sie zu den erfolgreichsten Autorinnen ganz Deutschlands, deren Bücher damals ein großes Lesepublikum erfreuten. Wie also ist es möglich, dass Berend inzwischen nahezu vergessen ist?

Vielleicht finden wir eine Antwort, wenn wir einen kurzen Blick auf ihre letzten Lebensjahre werfen. Die am 30. Juni 1875 als Tochter eines jüdischen Fabrikanten in Berlin geborene Berend wurde nämlich von den Nationalsozialisten zum Schweigen gebracht. Wie ein Blick auf die berüchtigte Liste des schädlichen und unerwünschten Schrifttums zeigt, wo sie sie unter dem falsch geschriebenen Namen Alice Behrend geführt wurde, ließen die Nazis sämtliche ihrer Schriften verbieten – ihre Karriere als Schriftstellerin war damit in Deutschland beendet.

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Ein Plagiat, das keines war

Beim Blättern in Tucholskys Texten stoßen wir auch auf einen vermeintlichen Skandal der 30er-Jahre: Irmgard Keun war damals eine bekannte deutsche Schriftstellerin, die auch international viel Anerkennung genoss. Nach Veröffentlichung ihres zweiten Romans gab es allerdings einen Kollegen, der sie des geistigen Diebstahls bezichtigte. Doch wie gerecht war die Anschuldigung? War Das kunstseidene Mädchen tatsächlich ein Plagiat?


Die Inspiration kommt immer irgendwoher. Oft aus dem Leben, manchmal auch aus einem Buch. Selbst der zweite Fall ist meist ganz harmlos, auch wenn Autoren schon ein bisschen darauf achten sollten, wie viel sie von anderen übernehmen; ein ganzes Buch zu kopieren, ist eindeutig zu viel des Guten.

Wer aber macht das schon? Solche Fälle sind jedenfalls absolute Ausnahmen, fast immer werden nur Kleinigkeiten abgeschrieben, hier mal ein Halbsatz, dort mal ein ganzer Abschnitt. Lässliche Sünden. Was aber, wenn ein imaginärer Ton geklaut wird? Geht so etwas überhaupt? Irmgard Keun ists einmal fast gelungen.

Anfang der 30er-Jahre erregte Keun in Deutschland mehr Aufmerksamkeit als jede andere Schriftstellerin. Und das aus gutem Grund, war doch ihr 1931 vorgelegter Roman Gilgi, eine von uns ein ganz erstaunliches Debüt, das auch bei der Kritik gut ankam.

›Eine schreibende Frau mit Humor, sieh mal an!‹, zeigte sich beispielsweise Kurt Tucholsky in seiner Kolumne ›Auf dem Nachttisch‹ positiv überrascht (→ TT1, S. 180). Sicher, es gab auch Tadel, aber warum auch nicht? Tucholsky wusste: Hier war ein Talent, das sich zu kritisieren lohnte.

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