Sylvia Beach hilft James Joyce

James Joyce hat einen der berühmtesten Romane des 20. Jahrhunderts geschrieben: Ulysses. Die Veröffentlichung bereitete ihm allerdings große Probleme.


Als James Joyce an seinem Roman Ulysses arbeitete, bestand eine seiner größten Sorgen darin, ob er das Buch auch würde veröffentlichen können. In zwei Zeitschriften waren zwar Teile der Geschichte vorab erschienen, mit keinem guten Ergebnis jedoch: So war die amerikanische Zeitschrift Little Review mehrmals beschlagnahmt worden, ehe die beiden Verlegerinnen Margaret Anderson und Jane Heap dann auch wegen Veröffentlichung obszöner Schriften noch angeklagt wurden (→ Beach 1982, S. 55).

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Literaturnobelpreis

Seit 1901 vergibt die Schwedische Akademie den Nobelpreis für Literatur. Die Wahl der Preisträger war oft umstritten, heute genauso wie in den Anfangsjahren, als einige der ganz großen Literaten übergangen wurden.


Der erste Literaturnobelpreis im Jahre 1901 ging an einen Franzosen: Sully Prudhomme. Sully – wer? Kennt den heute noch jemand? Selbst in Frankreich wohl kaum. Und wen hielt die Schwedische Akademie danach für preiswürdig? Im Jahr darauf den deutschen Historiker Theodor Mommsen – soso; dann den norwegischen Politiker Bjørnstjerne Bjørnson, der immerhin die Nationalhymne seines Landes geschrieben hat.

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Shakespeare and Company

Shakespeare and Company ist ein geradezu legendärer Laden für englischsprachige Literatur, den die in Baltimore (Maryland, USA) geborene Sylvia Beach 1919 in der Rue Dupuytren Nr. 8 eröffnet hatte.

Hier traf sich wirklich alles, was Rang und Namen hatte, genannt seien außer Joyce nur T. S. Eliot, Scott Fitzgerald, Ernest Hemingway, André Gide, Ezra Pound, Paul Valéry und Thornton Wilder. Um nach der Besetzung von Paris durch die Deutschen eine Enteignung zu verhindern, musste Beach das Geschäft 1941 schließen. Der Laden wurde nicht wiedereröffnet.

Das schlechteste Buch

Beim Blättern in Tucholskys Texten werden wir plötzlich mit einem ungewöhnlichen Anliegen der Weltbühne konfrontiert. Denn normalerweise werden nur Bücher empfohlen, die ein Rezensent für lesenswert hält. Doch natürlich sind die schlechten Bücher in der Mehrzahl. Die Suche nach dem schlechtesten ist aber gar nicht so einfach. Die Weltbühne hat aber einmal danach gesucht, wie wir einem Text von Tucholsky entnehmen können.


Welches ist das schlechteste Buch? Gibt es so etwas überhaupt? Und wenn ja, läse es denn ein Wagemutiger, nachdem es als ein solcherart tituliertes im Regal stände? All diese Fragen schießen einem wie selbstverständlich bei der Lektüre der Weltbühne vom 29. März 1927 in die Ohren. Dort nämlich haben Ossietzky und Tucholsky nach eben jenem schlechtesten Buch gesucht, das möglichst ein deutsches Buch der letzten 100 Jahre sein sollte (wenn dies auch keine Bedingung darstellte).

Was aber gilt als schlecht? Die Geschmäcker sind nun mal unterschiedlich, was dem einen sin Ul, ist dem andern sin Nachtigall. Sicher, die Bücher von Charlotte Roche (Feuchtgebiete), Sarah Kuttner (Mängelexemplar) oder Helene Hegemann (Axolotl Roadkill) werden von vielen Leserinnen als fulminanter Schrott angesehen, doch was beweist das schon? Andere finden diese Bücher vielleicht ganz dufte. Oder etwa nicht?

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Verboten: Shakespeare

Wie wir bei Mark Twain, James Joyce, Voltaire und anderen schon gesehen haben, wird in den USA öfter mal ein Buch verboten. Davon betroffen war auch kein Geringerer als William Shakespeare (1564 bis 1616).

Wegen der Figur des Shylock ist die Komödie The Merchant of Venice (1600, dt. Der Kaufmann von Venedig) 
des englischen Barden schon häufig kritisiert worden. Ganz besonders arg war es 1931, als das Stück auf Druck jüdischer Organisationen sogar vom Schulplan in Buffalo und Manchester (New York) gestrichen wurde (→ Haight 1956, S. 97).

Ob die Lektüre, wie behauptet, tatsächlich die Intoleranz fördert, darf aber durchaus als fraglich gelten.

Das dunkle Geheimnis der Bow Street

Auf unserem Nachttisch liegt auch ein Krimi, der sich mit dem klassischen Problem des verschlossenen Zimmers befasst: Das dunkle Geheimnis der Bow Street von Israel Zangwill.


Daten zum Buch

  • Autor: Israel Zangwill
  • Titel: The Big Bow Mystery
  • Genre: Roman
  • Verlagsort der Erstausgabe: London
  • Verleger: Henry & Co.
  • Erscheinungsjahr: 1892
  • Deutsche Erstausgabe: Das große Geheimnis der Bowstraße (Berlin/Leipzig: H. Hillger 1907, Übersetzung: Wilhelm Roegge)

Das Zimmer ist fest verschlossen, keine Maus kann rein noch raus. Und doch ist das Undenkbare eingetreten: eben dort ist ein Mensch ermordet worden. Suizid kann es nicht gewesen sein, das lässt sich leicht beweisen; so bleibt nur eine Lösung übrig: irgendjemand ist in die verriegelte Kammer eingedrungen und hat dort einen Mord begangen – und zwar, ohne jede Spur zu hinterlassen. Wie aber ist das möglich?

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Verboten: Voltaire

Wie wir bei Mark Twain und James Joyce schon gesehen haben, wird in den USA öfter mal ein Buch verboten. Davon betroffen war auch Voltaire (1694 bis 1778).

Der französische Philosoph war ein wackerer Querdenker, der mit seinen Schriften immer wieder den Zorn der Mächtigen heraufbeschwor. Folglich fielen seine Werke besonders häufig der Zensur zum Opfer.

So auch noch lange nach seinem Tod, im Jahre 1929 zum Beispiel, als die Zollbehörde die Sendung beschlagnahmte, die einige von Harvard-Studenten bestellte Exemplare seines Romans Candide ou l’optimisme (1759, dt. Candide oder der Optimismus)
 erhielt.

Zwar wurde eine neue Ausgabe später genehmigt, doch noch immer gab die Behörde keine Ruhe: Weil ganz offenbar die Sittlichkeit gefährdet war, wurde die Einfuhr des Romans ab sofort verboten (→ Haight 1956, S. 113).

Jahrgang 1902

Wenn man in alten Magazinen blättert, stößt man häufig auf Rezensionen, die einen neugierig auf das besprochene Buch machen. So führt ein Text von Carl von Ossietzky dazu, dass jetzt auch ein Buch über den Ersten Weltkrieg auf unserem Nachttisch liegt: Jahrgang 1902 von Ernst Gläser.


Daten zum Buch

  • Autor: Ernst Glaeser
  • Titel: Jahrgang 1902
  • Genre: Roman
  • Verlagsort der Erstausgabe: Potsdam
  • Verleger: Gustav Kiepenheuer Verlag
  • Erscheinungsjahr: 1928

1902 – das war das Jahr, als der Burenkrieg in Südafrika zu Ende ging, Kuba seine Unabhängigkeit von den USA erhielt, der Altertumswissenschaftler Theodor Mommsen den Literaturnobelpreis zugesprochen bekam, der Ausbruch des Mont Pelé auf der Antilleninsel Martinique etwa 30.000 Todesopfer forderte, die ersten Mitglieder den Madrid Foot Ball Club (vulgo Real Madrid) amtlich als Verein registrieren ließen, der deutsche Arzt Rudolf Virchow, der deutsch-amerikanische Unternehmer Levi Strauss sowie der französische Schriftsteller Émile Zola starben.

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Die Vorstellungskraft der Emily Brontë

Arno Schmidt war ein Brontëaner der ersten Stunde, der für den Süddeutschen Rundfunk schon 1960 seinen Radio-Essay Angria und Gondal. Der Traum der taubengrauen Schwestern verfasste. Darin schreibt er an einer Stelle seinem irischen Kollegen James Joyce die Worte zu, Emily habe reine Vorstellungskraft (›pure imagination‹) besessen.

Schriftlich niedergelegt hat Joyce diese Worte nie, überliefert worden sind sie aber von dessen Freund Eugene Jolas, der in seinem Aufsatz ›My Friend James Joyce‹ darüber Auskunft gibt (→ Jolas, S. 401 und Ellman, S. 972).

In den USA verbotene Bücher

Im Lauf der Geschichte sind viele Bücher zensiert oder gar verboten worden. Bücher von Mark Twain und James Joyce haben wir schon erwähnt. Hier folgt eine ergänzende Auswahl der in den USA unerwünschten Werke.


1) Confessions (1765 bis 1770, dt. Bekenntnisse)
Auch das französischschweizer Universalgenie Jean-Jacques Rousseau (1712 bis 1778) bekam es 1929 mit den amerikanischen Behörden zu tun. Weil sie eine Beleidigung der öffentlichen Moral darstellten, durften die Bekenntnisse nicht eingeführt werden.

2) Eventyr, fortalte for Børn (1835 bis 1844, dt. Märchen, für Kinder erzählt)
Der dänische Märchenerzähler Hans Christian Andersen (1805 bis 1875) hatte in den USA mit einem anderen Problem zu kämpfen. Um die Kinder vor unzüchtiger Literatur zu bewahren, mussten seine Märchen 1954 in Illinois mit einem Aufdruck versehen werden, der darauf hinwies, dass das Buch nur für Erwachsene geeignet sei.

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