Die Affäre Berthet

Stendhals Roman Rot und Schwarz liegt eine wahre Begebenheit zu Grunde, in der es um einen versuchten Mord ging. 


Antoine Berthet war ein junger Stutzer, dessen Fall im frühen 19. Jahrhundert in Frankreich für reichlich Aufregung sorgte. Tatsächlich erregte die so genannte Affäre Berthet auch die Aufmerksamkeit des französischen Schriftstellers Stendhal, der sich ausführlich über den Fall informierte und in der Nacht vom 25. auf den 26. Oktober 1829 mit der Niederschrift seines Romans Le Rouge et le Noir. Chronique du XIXe siècle begann, der nur ein Jahr später in zwei Bänden erschien.

Was also war vorgefallen? In der Familie Michoud als Hauslehrer tätig, verliebte sich der junge Stutzer Antoine Berthet in die Dame des Hauses und musste die Familie nach knapp einem Jahr wieder verlassen. Später ging er bei einer anderen Familie ein Liebesverhältnis mit der Tochter des Hauses ein und wurde auch dort sofort entlassen. Damit war natürlich auch seine Chance auf eine Stelle im Priesterseminar dahin, woraufhin er in Briefen an Madame Michoud drohte, sie sowohl als auch sich selbst zu töten.

Tatsächlich machte er seine Drohungen bald darauf wahr und feuerte am 22. Juli 1827 während der Sonntagsmesse auf Madame Michoud, bevor er die Waffe gegen sich selbst richtete. Ein guter Schütze kann er aber nicht gewesen sein, sonst hätten beide wohl kaum überlebt. Vorläufig zumindest, da Berthet später vor Gericht kam und schließlich zum Tode durch die Guillotine verurteilt wurde.

Rot und Schwarz

Eines der wichtigsten Bücher der Weltliteratur stammt aus der Feder des französischen Schriftstellers Stendhal: Rot und Schwarz.


Daten zum Buch

  • Autor: Stendhal
  • Titel: Le Rouge et le Noir
  • Genre: Roman
  • Verlagsort der Erstausgabe: Paris
  • Verleger: Levasseur
  • Erscheinungsjahr: 1830
  • Deutsche Erstausgabe: Rot und Schwarz. Eine Chronik des XIX. Jahrhunderts (Leipzig: Eugen Diederichs Verlag 1901, Übersetzung: Friedrich von Oppeln-Bronikowski)

Es ist ganz wie bei Madame Bovary: Auch Stendhals Roman liegt eine wahre Begebenheit zu Grunde, in der es um einen versuchten Mord ging. Das war natürlich ein Thema für einen Roman. Und so machte sich Stendhal ans Werk.

Im Mittelpunkt steht der Zimmermannssohn Julien Sorel, der für körperliche Arbeit jedoch völlig ungeeignet ist. Kein Wunder also, dass er dem Spott und der Häme seiner Familie ausgesetzt ist. Was macht Julien deshalb? Er flüchtet sich in die Welt der Literatur, liest Rousseaus Bekenntnisse und Napoleons Tagebuch von St. Helena. In der nachnapoleonischen Ära ist es aber angezeigt, die Vorliebe für Napoleon nicht gar so deutlich zu zeigen, weshalb er, der er dem gesellschaftlichen Ruhm nachjagt und deshalb gerne zur Armee ginge, sich auf das Leben eines Priesters vorbereitet.

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