Antoinette Newell zitiert Shaw

Die Amateurdarstellerin Antoinette Newell hat einmal in einem Vortragswettbewerb den ersten Platz knapp verpasst. Sie hatte aus Bernard Shaws Schaupsiel Pygmalion zu wortgetreu zitiert.


Man glaubt es kaum, doch manchmal sind ausgerechnet jene Schauspieler die Gelackmeierten, die sich zu genau an die Vorgaben eines Autors halten. So ging es auch der Amateurdarstellerin Antoinette Newell, die 1943 beim berühmten Vortragswettbewerb um den Grand National Eisteddfod im australischen Ballarat den ersten Preis nur deshalb verpasste, weil sie als Eliza Doolittle in Bernard Shaws Schauspiel Pygmalion den von ihr vorgetragenen Text aus dem dritten Akt wortgetreu zitiert hatte. Als Eliza nämlich gefragt wird, ob sie zu Fuß durch den Park gehe, verneint sie vehement und sagt, dass dies ja wohl verdammt unwahrscheinlich sei (›not bloody likely‹).

Damit stieß Newell bei Victor Trotman aber auf völliges Unverständnis. Wie die Melbourner Zeitung The Argus meldete (23. Oktober 1943, S. 3), konnte der Preisrichter, der sich in dieser Angelegenheit selbst als kleinen Puritaner bezeichnete, ihren Vortrag keineswegs gutheißen. Zwar hätte er ihr gerne den ersten Preis zuerkannt, nicht aber nach diesem Fauxpas. Darauf angesprochen hat Newell laut Argus nur gesagt, dass Preisrichter eben ihre eigenen Meinungen hätten.

Schöner klingt freilich die Version, die Vivian Elliot vorlegt (→ Elliot 1988, S. 285). Danach ist Newell gefragt worden, ob sie denn Beschwerde gegen die Wertung einlegen wolle? Worauf Newell nur drei Worte gesagt haben soll –: ›Not bloody likely.‹