Der letzte Tag eines Verurteilten

Auf unserem Nachttisch liegt auch ein kleiner Roman, der die vielleicht beeindruckendste Anklage gegen die Todesstrafe darstellt: Der letzte Tag eines Verurteilten von Victor Hugo.


Daten zum Buch

  • Autor: Victor Hugo
  • Originaltitel: Le dernier jour d’un condamné
  • Genre: Erzählung
  • Verlagsort der Erstausgabe: Paris
  • Verleger: Charles Gosselin
  • Erscheinungsjahr: 1829
  • Deutsche Erstausgabe: Der letzte Tag eines Gerichteten  (Leipzig: Insel Verlag 1925, Übersetzung: Li Wegner)

Von Victor Hugo (1802 bis 1885) kennen wir vor allem die großen Romane wie Die Elenden oder Der Glöckner von Notre-Dame. Doch unbedingt lesenswert ist auch diese kleine Erzählung, die ganz ohne Frage als eines der beeindruckendsten Plädoyers gegen die Todesstrafe zu bezeichnen ist.

Tatsächlich war Hugo zeit seines Lebens ein erklärter Gegner der Todesstrafe. Dazu bedurfte es nicht einmal der Hinrichtung, die er auf Zureden eines Freundes im Jahre 1825 auf dem Place de Grève verfolgte und die ihm ein für allemal deutlich machte, wie grausam diese Strafe tatsächlich ist, die damals zur Abschreckung (oder zur Belustigung) des Volkes noch in aller Öffentlichkeit vollzogen wurde.

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Vom Vatikan verbotene Bücher

Im Lauf der Geschichte sind viele Bücher zensiert oder gar verboten worden. Bücher von Hugo und Flaubert haben wir schon erwähnt. Hier folgt eine ergänzende Auswahl der vom Vatikan indizierten Werke.


1) Introductio ad theologiam (12. Jh., dt. Einführung in die Theologie)
Der französische Philosoph Pierre Abaillard (1079 bis 1142) erlebte noch mit, wie die Kirche im Jahr 1140 alle seine Schriften auf den Index setzte. Papst Innozenz III. ging sogar noch einen Schritt weiter und ordnete die Verbrennung der Abaillardschen Werke an. Der nachmalige Heilige Bernhard von Clairvaux sprach von Abaillard als Ausgeburt der Hölle und Vorläufer des Antichristen (aber nur als Vorläufer wohlgemerkt).

2) De Monarchia (frühes 14. Jh., dt. Über die Monarchie)
Weil der italienische Dichter Dante Alighieri (1265 bis 1321) in seiner Abhandlung über die Monarchie zu behaupten sich erdreistete, dass die Könige ihr Amt direkt von Gott erhielten, nicht aber vom Papst, setzte der damalige Stellvertreter Gottes auf Erden, Papst Paul IV., Dantes Werk im Jahr 1559 kurzerhand auf den Index.

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Baillès, der Zensor

Zu den berüchtigten Zensoren der Geschichte gehört Jacques-Marie-Joseph Baillès, der auch Madame Bovary und Die Elenden auf den Index setzen ließ.


Im Lauf der Geschichte sind viele Bücher vom Vatikan zensiert oder gar verboten worden. Zu den Zensoren gehörte auch Jacques-Marie-Joseph Baillès (1798 bis 1873), der sich im Auftrag der Kirche zu seiner Zeit ausgiebig mit der französischen Literatur beschäftigte. Unter den Büchern, die er auf den Index setzen ließ, waren auch Madame Bovary von Gustave Flaubert und Die Elenden von Victor Hugo.

In einer Arbeit des Historikers Peter Godman (Weltliteratur auf dem Index) können wir auch nachlesen, warum die beiden Romane indiziert wurden. Baillès warf Flaubert vor, die übelste aller üblen Geschichten geschrieben zu haben. Religion und Sitten, alles Gerechte und Gute würden mit Füßen getreten. Zwar sei es vor den weltlichen Richtern um die Verdammung herumgekommen, dem höheren Urteil aber werde es wohl nicht entgehen.

Und Hugos Roman? Der war für Baillès ein Musterbeispiel an Blasphemie und Gottlosigkeit. Bösartig und verlogen, so Baillès, sei der Autor, mehr müsse er wohl nicht sagen (→ Godman 2001, S. 330 f. und 342).