Vom Vatikan verbotene Bücher

Im Lauf der Geschichte sind viele Bücher zensiert oder gar verboten worden. Bücher von Hugo und Flaubert haben wir schon erwähnt. Hier folgt eine ergänzende Auswahl der vom Vatikan indizierten Werke.


1) Introductio ad theologiam (12. Jh., dt. Einführung in die Theologie)
Der französische Philosoph Pierre Abaillard (1079 bis 1142) erlebte noch mit, wie die Kirche im Jahr 1140 alle seine Schriften auf den Index setzte. Papst Innozenz III. ging sogar noch einen Schritt weiter und ordnete die Verbrennung der Abaillardschen Werke an. Der nachmalige Heilige Bernhard von Clairvaux sprach von Abaillard als Ausgeburt der Hölle und Vorläufer des Antichristen (aber nur als Vorläufer wohlgemerkt).

2) De Monarchia (frühes 14. Jh., dt. Über die Monarchie)
Weil der italienische Dichter Dante Alighieri (1265 bis 1321) in seiner Abhandlung über die Monarchie zu behaupten sich erdreistete, dass die Könige ihr Amt direkt von Gott erhielten, nicht aber vom Papst, setzte der damalige Stellvertreter Gottes auf Erden, Papst Paul IV., Dantes Werk im Jahr 1559 kurzerhand auf den Index.

3) Il Decamerone (1349 bis 1353, dt. Das Dekameron)
Im selben Jahr nahm sich der Papst auch die Novellensammlung des Italieners Giovanni Boccaccio (1313 bis 1375) zur Brust. Paul IV. verlangte entsprechende Änderungen, die schließlich auch vorgenommen wurden. So verwandelten sich die sündigen Nonnen des Originals in adlige Damen, aus den lasterhaften Mönchen wurden politische Verschwörer usw. Der Papst war zufrieden, die neue Ausgabe konnte gedruckt werden.

4) Les Essais (1580 bis 1588, dt. Essais)
Es dauerte zwar fast 100 Jahre, doch am Ende konnte sich die Kirche mit den Betrachtungen des französischen Essayisten Michel de Montaigne (1533 bis 1592) doch nicht ganz anfreunden. So wurden Montaignes Versuche anno 1676 verboten.

5) Meditationes de prima philosophia (1641, dt. Meditationen über die erste Philosophie)
Hier zögerte Rom nicht ganz so lange. Schon 1665 setzte die Kirche das Werk des französischen Philosophen René Descartes (1596 bis 1650) auf den Index. Begründet wurde dies damit, dass das darin dargestellte Weltbild dem des Aristoteles widerspreche.

6) A Tale of a Tub (1704, dt. Geschichten aus der Tonne)
Weil der irische Satiriker Jonathan Swift (1667 bis 1745) in seinem Werk sowohl die Papisten wie auch die Nonkonformisten lächerlich machte, sah sich die Kirche im Jahr 1734 gezwungen, das Buch auf den Index zu setzen.

7) A Sentimental Journey through France and Italy (1768, dt. Empfindsame Reise durch Frankreich und Italien)
Das Original des englischen Schriftstellers Laurence Sterne (1713 bis 1768) war schon schlimm genug, aber auch die Übertragung von Ugo Foscolo (1778 bis 1827) ins Italienische war offenbar nicht viel besser. Jedenfalls setzte Rom die italienische Ausgabe im Jahr 1819 auf den Index.

8) Corinne, ou L’Italie (1807, dt. Corrinna, oder Italien)
Die französische Autorin Anne Louise Germaine de Staël (vulgo Madame de Staël, 1766 bis 1817) hätte wohl ein wenig mehr auf die Moral achtgeben sollen, denn noch im Jahr des Erscheinens setzte die Kirche ihr Buch als ›unmoralisch‹ auf den Index.

9) Reisebilder (1826 bis 1831)
1836 wurde Heinrich Heine (1797 bis 1856) die Ehre zuteil, dass gleich drei seiner Bücher auf einen Schlag auf den Index gesetzt wurden, darunter auch die Reisebilder.


Die Informationen sind Anne Lyon Haights äußerst hilfreichen Buch Verbotene Bücher entnommen (→ Haight 1956).