Weekend oder Wochenende

Beim Blättern in alten Papieren sind wir wieder auf einen faszinierenden Artikel gestoßen. Darin beschreibt der Autor ein Phänomen, das heute viele Sprachkritiker in Begeisterungsstürme ausbrechen ließe: die Eindeutschung eines aus dem Englischen stammenden Begriffs.


Die Comedian Harmonists sprechen mit ihrem Song allen Menschen aus dem Herzen: Wochenend und Sonnenschein – kann es etwas Schöneres geben? Wohl kaum.

Die Melodie verbreitet entsprechend gute Laune. Geschrieben hat sie der amerikanische Komponist Milton Ager, dessen 1929 entstandenes Originalstück Happy Days Are Here Again später von Franklin Delano Roosevelt als Wahlkampfschlager eingesetzt wurde. Den Originaltext schrieb Jack Yellen.

Auch die Comedian Harmonists nahmen das Lied in ihr Repertoire auf, allerdings in einer deutschen Fassung. Autor des Texts war Charles Amberg.

Der konnte bei der Wahl des Titels auf ein Wort zurückgreifen, das noch wenige Jahre zuvor in Deutschland unbekannt gewesen war. Wie wir im Deutschen Wörterbuch der Brüder Grimm erfahren, ist das Wort erst seit dem Weltkrieg modisch geworden – und zwar durch den englischen Begriff weekend.

Ein englischer Ausdruck, der einfach so in die deutsche Sprache übernommen wird? O Zeiten, o Sitten.

Hier handelt es sich nun um eine Vokabel, die, ›von der reiferen Jugend lässig im Munde geführt, perlmuttschimmernde Visionen unfaßbarer Feudalität vor den hungrigen Augen bewundernd lauschender Verwandt- und Kollegenschaft aufsteigen ließen‹, wie G. F. Salmony einst einmal im Querschnitt behauptet hat (Heft 6 des Jahrgangs 1927, S. 472 f.).

Und dann? Muss im Frühjahr 1927 wohl eine Kampagne der rigorosen Eindeutschung eingesetzt haben. Denn Salmony spricht in seinem Artikel von der ›Aufklärungsarbeit dieser letzten Wochen‹ und fragt sich, ob man die Verdeutschung eher preisen oder doch vielleicht besser verdammen solle? Immerhin habe sie ›wieder ein Stück Romantik dahingemäht‹ das Wort aus dem ›stolz gehüteten Fremdsprachschatz der reiferen Jugend ausgelöscht‹ und dafür einen neuen Begriff wie einen ›rocher de bronze in die Brust der illusionslosesten unserer Mitbürger eingepflanzt‹.

Die Entwicklung war jedenfalls unumkehrbar. Heute spricht kein Mensch mehr in Deutschland vom Weekend. Schade eigentlich.