Don Quijote

Aus der Alten Bücherkiste stammt die Beschreibung des größten spanischen Romans der Weltliteratur: Don Quijote von Miguel de Cervantes.


Daten zum Buch

  • Autor: Miguel de Cervantes
  • Titel: El ingenioso hidalgo Don Quixote de la Mancha
  • Genre: Roman
  • Verlagsort der Erstausgabe: Madrid
  • Verleger: Juan de la Cuesta
  • Erscheinungsjahr: 1605
  • Deutsche Erstausgabe: Don Kichote de la Mantzscha, Das ist: Juncker Harnisch auß Fleckenland (Frankfurt: Thomas Matthias Goetzen 1648, Übersetzung: Pahsch Basteln von der Sohle, d.i. Joachim Caesar)

Wenn wir ein Buch benennen müssten, das als das Vorbild des modernen Romans gelten kann, dann fällt einem als erstes natürlich die Geschichte des Ritters von der traurigen Gestalt aus dem frühen 17. Jahrhundert ein.

In der Tat hat der spanische Nationaldichter Miguel de Cervantes Saavedra mit dem Don Quijote ein Werk geschaffen, das die europäische Kunst so nachhaltig beeinflusst hat wie kaum ein zweites Buch, abgesehen nur von Gargantua und Pantagruel, dem fünfbändigen Zyklus des französischen Dichters François Rabelais aus dem 16. Jahrhundert.

Don Quijote freilich ist wohl etwas apathisch geworden in letzter Zeit. Tatsächlich kennt dieser gemütliche, durchaus schon etwas ältere Herr nur noch eine Freude in seinem Leben: Er ist ein begeisterter Leser, einer, der tagein, tagaus etwelche Ritterromane in sich hineinstopft. Nur leider scheint ihm diese Lektüre nicht besonders gut zu bekommen, denn mit einem Male verliert er über den Büchern den Verstand, zumindest aber seinen Sinn für die Realität.

Bald schon sieht er sich nämlich selbst als Ritter, macht er sich also bereit, zwängt sich in eine uralte Rüstung, zimmert sich einen verbeulten Helm zurecht, sattelt seinen abgehalfterten Gaul Rosinante und macht sich endlich als Don Quijote als Ritter von der traurigen Gestalt auf den Weg, die Armen und die Unterdrückten zu unterstützen, die Geknebelten, die Gottverlassenen, die Witwen und die Waisen, die Maiden, die Mädchen und die Jungfrauen – die Jungfrauen vor allen anderen wahrscheinlich.

(Ob es auch heute noch Ritter gibt, die sich um den Schutz einer Jungfrau bemühen? Ob es überhaupt noch genug Jungfrauen gibt auf dieser Welt, um deren Schutz sich ein Ritter bemühen kann? Wir wissen es nicht.)

Seine erste Ausfahrt ist nach kaum sechs Tagen allerdings auch schon wieder vorbei. Er kommt zerschlagen und verbeult zurück – was nun wahrscheinlich daran liegt, dass ihm derjenige fehlt, den jeder anständige Ritter auf seine Fahrten mitzunehmen pflegt, der Knappe. Es dauert aber nicht lange und er hat sein Helferlein gefunden: Sancho Pansa heißt der gute Mann, der ihn von nun an treu und ergeben begleitet. Und jetzt, da alles in der Ordnung ist, gibt es nichts mehr, was unsere beiden Helden aufhalten könnte.

Gleich zu Beginn der zweiten Ausfahrt, als sie durch die Region von La Mancha ziehen, packt Don Quijote das Fieber. Sind es nicht 30 oder 40 Riesen, die da plötzlich vor ihm auftauchen? Es sind zwar nur Windmühlen, aber wen kümmert das schon außer Sancho Pansa? In Abenteuern, sagt Don Quijote, sei er, Sancho, anscheinend nicht allzu bewandert, denn Riesen seien es ja wohl, die dort auf ihn warteten. Wenn er sich aber fürchte, so solle er halt fortgehen und um Beistand beten. Er jedenfalls, Don Quijote, werde nun die schreckliche und ungleiche Schlacht mit den Riesen aufnehmen.

Indem er sich nun mit ganzer Seele seine Gebieterin Dulcinea um Hilfe anruft, sprengt er mit dem Rosinante, von seinem Schilde bedeckt, die Lanze eingelegt, im vollen Galopp auf die vorderste Windmühle los und gibt ihr einen Stich in den Flügel. Dieser wird nun vom Winde derart heftig verweht, dass die Lanze zerspringt, Pferd und Reiter aber eine große Strecke über das Feld weggeschleudert werden.

So geht es immer weiter, Abenteuer folgt auf Abenteuer. Und auch wenn sie beide jedes Mal Prügel beziehen, auch wenn Don Quijote am Ende seiner zweiten Ausfahrt, völlig zerschlagen auf einem Ochsenkarren liegend nach Hause zurückkehrt, so lassen sich Don Quijote und Sancho Pansa doch nicht unterkriegen.

Bis jetzt als unbekannte Gesellen durch die Lande gereist, sind sie inzwischen zu Berühmtheiten geworden. Denn wie sie bald erfahren, gibt es da einen Herrn namens Sidi Hamét Benengelí, der die Abenteuer, die sie zusammen bestanden haben, in einem Buche niedergeschrieben hat; und da die beiden ja nicht so schnell von ihrem Abenteurertum lassen können, sind sie jetzt auf einmal als Helden unterwegs.

Und so ziehen sie los, treffen auf diesen und jenen, die all ihre Abenteuer kennen, da sie ja in dem Bande Benengelís gelesen haben. Don Quijote und Sancho Pansa sind jetzt also auf einmal reale Figuren in einer fiktiven Geschichte. (Oder sind sie unwirkliche Figuren in einer fantastischen Geschichte – wer weiß das schon genau zu sagen?)

Als Don Quijote auf seiner dritten Fahrt von dem als Ritter maskierten Sanson Carrasco besiegt und zur Aufgabe des Rittertums gezwungen wird, geht es mit unserem Helden bergab. Er kehrt wieder nach Hause zurück, legt sich nieder, erkennt, wer er wirklich ist (Alonso Quijana), empfängt die Sakramente und verwünscht noch einmal die Ritterbücher. Und der Notar sagt, er habe noch in keinem Ritterbuche gelesen, dass irgendein irrender Ritter auf seinem Bett so ruhig und christlich gestorben sei wie Don Quijote. Dieser nun gibt unter den Klagen und Tränen der Anwesenden seinen Geist auf, er stirbt.