Die Hauptmannstochter

Zu den großen russischen Autoren gehört auch Alexander Puschkin, der eines unserer Lieblingsbücher geschrieben hat: Die Hauptmannstochter.


Daten zum Buch

  • Autor: Alexander Puschkin
  • Titel: Капитанская дочка (Kapitanskaya dochka)
  • Genre: Roman
  • Erstveröffentlichung: Современник (Sovremennik
  • Verlagsort: St.Petersburg
  • Erscheinungsjahr: 1836
  • Deutsche ErstausgabeDie Hauptmannstochter (Jena: Hochhausen 1848, Übersetzung: Christian Gottlob Tröbst)

 

Es gibt viele Romane, denen eine wahre Geschichte zu Grunde liegt, Robinson Crusoe oder Moby Dick beispielsweise. Dazu gehört aber auch ein Buch, das hierzulande vielleicht nicht jede kennen wird: Die Hauptmannstochter von Alexander Puschkin. All diejenigen, die es noch nicht gelesen haben, können sich übrigens freuen. Immerhin steht ihnen ein ungeheures Lesevergnügen ins Haus. In der Tat gehört es zu den schönsten aller Bücher.

Historische Vorlage des Romans ist der Bauernaufstand unter Jemeljan Pugatschow. Bei Puschkin ist es Pjotr Andrejitsch Grinjow, der die Geschichte Pugatschows aus seiner eigenen, ganz persönlichen Sicht schildert. Grinjow ist Sergeant der Garde und wird von seinem Vater zu General Andrej Karlowitsch R. nach Orenburg geschickt, um unter dessen Kommando zu dienen. Grinjow macht sich also auf die Reise, gerät in einen Schneesturm, wird aber von einem unbekannten Wanderer sicher zur nächsten Herberge geführt.

Grinjow bedankt sich bei dem Unbekannten, indem er ihm einen Hasenpelz schenkt. Der Unbekannte ist kein Geringerer als Pugatschow selbst, doch weiß Grinjow das nicht. Anschließend wird Grinjow zur Festung Belogorskaja versetzt. Er kommt dort mit dem Halunken Schwabrin zusammen, lernt die Familie des Hauptmanns Mironow kennen und verliebt sich in Mascha, die Hauptmannstochter. Ihre Eltern stimmen einer Verbindung freudig zu, nur Grinjows Vater will nichts davon wissen.

Inzwischen ist der Aufstand Pugatschows in vollem Gange, in Belogorskaja macht man sich auf einen Angriff gefasst. Der geht plötzlich los – so plötzlich, dass es nicht einmal dazu reicht, Mascha in Sicherheit zu bringen. Pugatschow erobert die Festung, lässt Mironow und dessen Frau hinrichten, begnadigt aber Grinjow, als er erkennt, dass es sich bei ihm um jenen handelt, der ihm einst einen Hasenpelz geschenkt hat.

Grinjow darf abziehen, kehrt später aber zurück, um Mascha zu befreien, die von Schwabrin, der zu Pugatschow übergelaufen ist, festgehalten wird. Doch Grinjow gelingt es, Mascha zu sich zu holen. Denn genauso wie es in Pugatschows Macht liegt, Menschen hinrichten zu lassen, so ist es ihm auch eine Ehre, sie zu begnadigen. Nach seinem Willen soll Grinjow also seine Schöne nehmen, auf dass Gott ihnen Liebe und Eintracht schenke.

Gemeinsam mit Mascha verlässt Grinjow die Festung Belogorskaja für immer. Danach kämpft Grinjow wieder als Soldat gegen Pugatschow, dessen Aufstand schließlich niedergeschlagen wird. Wegen seines Verhältnisses zu Pugatschow wird Grinjow verhaftet, dank Maschas Fürsprache aber von Katharina II. begnadigt. Mascha ist der Zarin zufällig im Park begegnet, ohne allerdings zu wissen, wer sie ist.

Sie sprechen ganz unverbindlich miteinander, was für Mascha zum großen Glück wird: Nachdem Mascha der Zarin nämlich ihre Geschichte erzählt hat, erhebt diese sich und geht davon. Wenige Minuten später wird Mascha an den Hof bestellt und steht plötzlich vor eben der Frau, mit der sie eben gesprochen hat, der Kaiserin. Maschas Angelegenheit ist geklärt, die Zarin hat sich von Grinjows Unschuld überzeugt.

Fußnote zu Katharina II.:
Sophie Auguste Friederike von Anhalt-Zerbst war schon als Kind ein rechtes Luder. Als 14-Jährige an den russischen Hof gekommen, machte sie sich gleich an ihren Cousin zweiten Grades (den Großneffen ihres Großvaters mütterlicherseits) heran, mit dem sie sich bald darauf verloben sollte.

Es hätte ihr sicher auch nichts ausgemacht, wenn es sich bei ihrem Zukünftigen um einen Cousin ersten Grades gehandelt hätte, wichtig war ja nur, dass es sich um den russischen Thronfolger handelte, den späteren Zaren Peter III. Einige Jahre hielt sie es tatsächlich mit ihrem Gatten aus, ehe sie sich seiner endlich entledigte – und zwar, indem sie ihn ermorden ließ. Durchaus verständlich, wenn man bedenkt, wie vertrottelt der Typ gewesen ist.

Zum Schluss sei noch eins angemerkt: Entsprechende Gegebenheiten vorausgesetzt, könnte also ein Anhalt dereinst als Kaiser von Russland grüßen. O tempora, o mores.