Der zweite Roman über die Weiße Rose

Außer dem Roman von Alfred Neumann gibt es noch einen zweiten zeitgenössischen Bericht zu den Geschehnissen um die Weiße Rose. Dabei handelt es sich um den etwas kurios betitelten Roman Seven Were Hanged, der 1945 bei Victor Gollancz in London erschienen ist. Als Autor zeichnete der amerikanische Journalist Willam Bayles, der in den 30er-Jahren in Deutschland gearbeitet, das Land aber bei Kriegsausbruch verlassen hatte.

Anders als bei Neumann ist nicht genau bekannt, woher Bayles seine Informationen hatte. Man kann aber davon ausgehen, dass seine hauptsächliche Quelle jener Artikel war, der am 18. April 1943 in der New York Times erschienen war. Grundlage dieses Artikels war ein Bericht des deutschen Rechtsanwalts und Widerstandskämpfers Helmuth James Graf von Moltke – und genau wie dort tauchen auch bei Bayles zwei falschen Namen auf: Adrian Probst und Maria Scholl.

Vicki Baum und die Weiße Rose

Nicht nur Alfred Neumann und Thomas Mann bauten die Geschichte der Weißen Rose in ihre Romane ein. Auch Vicki Baum tat dies. In ihrem Roman Berlin Hotel (dt. Hotel Berlin) verarbeitete sie zahlreiche Informationen, die ihr über den Widerstand gegen das Nazi-Regime zugetragen worden waren.

An manchen Stellen nimmt sie deutlich auf die Weiße Rose Bezug, so beispielsweise als der Widerstandskämpfer Martin Richter die junge Schauspielerin Lisa Dorn über die Aufregung an der Universität aufklärt, die im Zuge eines Auftritts des hiesigen Gauleiters entstanden sei (→ Vicki Baum 1976, S. 66).

Das erinnert fatal an die Jubiläumsfeier anlässlich des 470-jährigen Bestehens der Ludwig-Maximilians-Universität am 13. Januar 1943, als es nach einer Rede des damaligen Münchner Gauleiters Paul Giesler im Deutschen Museum zu offenen Protesten seitens der Studenten gekommen war.

Weiße Rose: Erste Reaktionen im In- und Ausland

Der Widerstand der Weißen Rose wurde noch während des Zweiten Weltkriegs auch außerhalb Münchens bekannt. Die Informationen entsprachen freilich nur ganz grob den Tatsachen.


Nach der Hinrichtung der Geschwister Scholl und ihres Freundes Christoph Probst am 18. Februar 1943 drangen die Nachrichten über die Aktion der Weißen Rose nur spärlich nach außen. Trotzdem waren die Taten der Münchner Studenten bald im In- und Ausland bekannt, wie die entsprechenden Tagebuchnotizen beweisen:

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Sophie Scholl – ein Folteropfer?

In einigen Berichten über die Weiße Rose wird Sophie Scholl als Folteropfer dargestellt. Dieser Irrtum geht auf mehrere fehlerhafte Berichte der damaligen Zeit zurück.


Das Gerücht, Sophie Scholl sei nach ihrer Verhaftung von der Gestapo gefoltert worden, taucht in der Literatur über die Weiße Rose auch heute noch auf, vor allem in englischsprachigen Essays, die im Internet erscheinen.

Gerne wird in diesem Zusammenhang auf den US-amerikanischen Journalisten William L. Shirer verwiesen, der noch 1960 in seiner sonst so exzellenten Studie über das Dritte Reich behauptet, sie sei während ihrer Vernehmung so unmenschlich behandelt worden, dass sie mit gebrochenem Bein vor Gericht erschienen sei (→ Shirer 1990, S. 934).

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Die Weiße Rose in Romanen

Viele Schriftsteller waren von den Studenten der Weißen Rose so beeindruckt, dass sie sie in ihren Werken kurz erwähnten. Alfred Neumann und Thomas Mann haben wir schon erwähnt. Hier sind drei weitere Romane, in denen die Weiße Rose auftaucht.

1) Meine Schwester Antigone

Grete Weil zieht im 14. Kapitel ihres Romans eine Analogie zwischen Antigone und Sophie Scholl. Sie bezeichnet die beiden als unbequeme, schwierige Menschen, die uns zum Denken zwängen und unser Bewusstsein wach machten.

2) Fatherland (dt. Vaterland)
Robert Harris erwähnt die Weiße Rose im dritten Teil seines bekannten Romans gleich an zwei Stellen. Zuerst im dritten, als Xaver März durchs Studentenviertel in Dahlem wandert, danach noch einmal kurz im fünften Kapitel.

3) Die mittleren Jahre
Heinz Piontek erwähnt im fünften Kapitel seines Romans zunächst die berühmten Mauerinschriften wie Nieder mit Hitler, Hitler der Massenmörder und Freiheit, bevor er sich später imgesamten 23. Kapitel mit dem Widerstand der Studenten beschäftigt.

Thomas Mann und die Weiße Rose

Thomas Mann spricht im 21. Kapitel seines Romans Doktor Faustus (Stockholm 1947), der das Leben des Tonsetzers Adrian Leverkühn zum Thema hat, von einem Gelehrten, um den sich der grässlich im Blut erstickte Münchner Studentenaufruhr zentriert habe.

Tatsächlich war Mann vom Widerstand der Weißen Rose so bewegt, dass er die Studenten später in einer seiner berühmten Radioansprachen an das deutsche Volk würdigte. Sendetermin war wahrscheinlich der 12. August 1943, der Text war laut Tagebuch am 26. und 27. Juni entstanden.

Wie wir ebenfalls den Tagebüchern entnehmen können, hatte er etwa zwei Wochen zuvor erstmals von der Weißen Rose gehört. Unter dem Datum des 12. Juni 1943 finden wir dort eine erste karge Notiz, in der er davon spricht, dass er in der liberalen politischen Wochenschrift The Nation einen schwedischen Bericht darüber gelesen habe. Den vollen Text des Flugblatts las Thomas Mann laut Tagebuch am 21. August 1943.

Harter Geist und weiches Herz

Der Darmstädter Verlag auditorium maximum hat ein faszinierendes Hörbuch über die Weiße Rose auf den Markt gebracht: Harter Geist und weiches Herz. Als Autorin zeichnet Barbara Ellermeier.


Harter Geist und weiches Herz (Bild: Verlag auditorium maximum)

Muss man Augustinus gelesen haben, Bernanos, Kierkegaard oder Theodor Haecker gar? Sind ihre ethisch-theoretischen Ansichten zu Themen wie der Welt des Seins und zur göttlichen Gnade wichtig für uns, spielen ihre religiös-philosophischen Gedanken zur dialektischen Theologie oder zum Existenzialismus irgendeine Rolle für unser Wohlergehen? Das mag jeder für sich selbst entschieden. Für die Mitglieder der Weißen Rose stellte sich diese Frage freilich nicht; für sie hatten diese Denker fast so etwas wie lebensnotwendige Bedeutung, sind ihre Bücher es doch gewesen, an denen sie während der Nazizeit ihren Geist schulen konnten.

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Ein Roman zur Weißen Rose

Der Widerstand der Weißen Rose wurde bald auch im Ausland bekannt. Alfred Neumann war von dem Gehörten so beeindruckt, dass er einen ganzen Roman (Es waren ihrer sechs) um die Geschehnisse in München schrieb.

Die Grundkonzeption war laut nachträglicher Feststellung des Autors zwar bereits in den 1930er-Jahren entwickelt worden, doch erst unter dem Eindruck eines Artikels, der letztlich die einzige Quelle seines Romans bildete, konnte er sich an die Arbeit machen.

Unter der Überschrift Not in Vain hatte die amerikanische Zeitschrift Time am 14. Juni 1943 einen kurzen Text veröffentlicht, in dem es hieß, dass der Münchner Gauleiter drei Rädelsführer (Hans Scholl, Maria Scholl und Adrian Probst) habe verhaften lassen, die inzwischen hingerichtet worden seien.

Dazu werden weitere (mindestens neun) Hinrichtungen erwähnt, darunter die von Kurt Huber und die eines Jungen, der vor Stalingrad sein Bein gegen ein Eisernes Kreuz eingetauscht habe.

Fritz Hartnagel und Sophie Scholl. Die Geschichte einer Liebe

In der Alten Bücherkiste findet sich eine Rezension aus dem Jahr 2005 zu einem Buch, das die Liebesgeschichte der bekanntesten deutschen Widerstandskämpferin und ihrem Freund darstellt: Fritz Hartnagel. Der Freund von Sophie Scholl von Hermann Vinke.


Daten zum Buch

  • Autor: Hermann Vinke
  • Titel: Fritz Hartnagel. Der Freund von  Sophie Scholl
  • Genre: Sachbuch
  • Verlagsort der Erstausgabe: Zürich
  • Verleger: Arche Verlag
  • Erscheinungsjahr: 2005

Sophie Scholl ist in diesem Jahr (2005) in aller Munde. Dies vor allem des Filmes Sophie Scholl – Die letzten Tage wegen, der bei der Berlinale gleich zwei Preise abgesahnt hat, zwei Preise, von denen einer immerhin an die richtige Stelle gegangen ist, der zweite aber wohl unzweifelhaft fehlgegeben wurde (es hat ja seinen guten Grund, warum Julia Jentsch auch den Deutschen Filmpreis bekommen hat.)

Ohnehin ist von den Filmen über die Weiße Rose (Percy Adlons Fünf letzte Tage, Michael Verhoevens Die weiße Rose und Marc Rothemunds Sophie Scholl – Die letzten Tage) ist keiner wirklich herausragend, aber die schauspielerischen Leistungen der jeweiligen Darstellerinnen der Sophie Scholl (Lena Stolze und Julia Jentsch) sind in allen drei Fällen von besonderer Güte.

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