Noch mal: Astrologie

Astrologie ist Mumpitz. Trotzdem sind viele Menschen von der Macht der Sterne überzeugt. In den frühen 30er-Jahren hat sogar ein Wissenschaftsmagazin mit einem Experiment herauszufinden versucht, ob an der Astrologie etwas dran ist oder nicht.


Astrologie hat auf viele Menschen schon immer eine große Faszination ausgeübt. Warum, ist schwer zu sagen. Vielleicht ja deshalb, weil man sein Unglück ganz einfach auf die Sterne schieben kann. Es mag aber auch andere Gründe geben.

Nun sollte man eigentlich meinen, dass gerade Leserinnen eines Wissenschaftsmagazins all diesem Mumpitz besonders skeptisch gegenüberstehen. Doch weit gefehlt: Zumindest früher ist das nämlich noch ganz anders gewesen.

Schon zu Zeiten der Weimarer Republik sind viele Zeitschriften auf dem Markt gewesen. Eine davon war Die Koralle – ein erstaunliches Blatt, das sich populärwissenschaftlichen Themen widmete und den Untertitel ›Monatshefte für alle Freunde von Natur und Technik‹ trug. Dort nun ist im Maiheft 1932 ein Artikel erschienen (S. 60 bis 64), der sich kritisch mit der Astrologie auseinandersetzte: ›Irrwege schlechter Zeiten: Astrologie, Chiromantie, Kartomantie, Siderismus‹ von Dr. Fritz Waßmann.

Wie aber haben die Leserinnen darauf reagiert? Das Juliheft verrät es. Dort nämlich finden sich an zwei Stellen Hinweise der Redaktion zum Thema. In der Rubrik ›Der Leser schreibt‹ (S. 177) heißt es, viele hätten die Kritik ›freudig begrüßt‹, andere aber den Autor ›völliger Unwissenheit, ja Böswilligkeit der Astrologie gegenüber‹ angeklagt. Die Redaktion verweist daraufhin auf Seite 146, wo sich unter dem Titel ›An die Astrologen!‹ die Aufforderung findet, einer nur der Redaktion bekannten Persönlichkeit das Horoskop zu stellen.

Tatsächlich findet sich im Oktoberheft ein Zwischenbericht zu diesem Experiment (S. 284). Die Ergebnisse fielen allerdings recht unbefriedigend aus, weshalb ein zweiter Versuch gestartet wurde, um ein für allemal wissenschaftlich zu ergründen, ob an der Astrologie etwas dran ist oder nicht.

Ein etwas fragwürdiger Aufwand in einer Zeit, die nach ganz anderen aufklärerischen Maßnahmen verlangt hätte. Dass nun aber damals viele Menschen an die Macht der Sterne geglaubt haben, ist noch halbwegs verständlich. Dass sie dies auch heute noch tun, ist freilich umso unverständlicher. Hier täte noch mehr Aufklärung not.