Der Tunnel

Auf unserem Nachttisch liegt auch ein Buch des deutschen Schriftstellers Bernhard Kellermann: Der Tunnel.


Daten zum Buch

  • Autor: Bernhard Kellermann
  • Titel: Der Tunnel
  • Genre: Roman
  • Verlagsort der Erstausgabe: Berlin
  • Verleger: S. Fischer Verlag
  • Erscheinungsjahr: 1913

Mac Allan hat einen wahnwitzigen Plan. In einer Zeit, da jeder Ausflug in ein fremdes Land noch ein Abenteuer darstellt, Anfang des 20. Jahrhunderts, wagt er einen ungeheuren Schritt hin auf dem Weg zur Globalisierung: die Verbindung zwischen Amerika und Europa soll her.

Ein Tunnel unterhalb des Atlantiks, von Schnellzügen mit bis zu 300 Kilometern pro Stunde durchfahren, wird zum Symbol des technischen Fortschritts. Die Geldgeber stehen Schlange, allen voran jener sagenumwobene Lloyd, der sich mit 25 Millionen Dollar an dem Projekt beteiligt.

Endlich gibt es wieder Arbeit für die Massen, 100.000 Kumpel fahren bald in den Tunnel ein. Als aber im siebten Baujahr der Tunnel einstürzt und 5000 Menschen unter sich begräbt, steht die Tunnelgesellschaft vor dem Ruin. Doch Mac Allan, dessen Ehefrau und Tochter nach der Katastrophe im Massenwahnsinn vom Mob gelyncht werden, schafft das Unmögliche: Nach 26 Jahren Bauzeit ist der Tunnel endlich fertig. (Freilich ist der Tunnel schon längst obsolet geworden, überqueren doch die Flugzeuge inzwischen in sehr viel kürzerer Zeit den Atlantik. So kanns einem gehen.)

Anfang des 20. Jahrhunderts gehörte Bernhard Kellermann (1879 bis 1951) zu den deutschen Bestsellerautoren. Den größten Erfolg hatte er zweifelsohne mit seinem Roman Der Tunnel (1913), der in 25 Sprachen übersetzt und mehrmals verfilmt worden ist.

In der Nazizeit fiel Kellermann allerdings in Ungnade, vor allem seines späteren Romans Der 9. November wegen (1920), der nicht ganz so patriotisch ausfiel wie von den Nazis gerne gewünscht. Ganz nebenbei sei allerdings erwähnt, dass Hitler laut Albert Speer (→ Spandauer Tagebücher 1975, S. 460) von Kellermanns Buch als einem seiner großen jugendlichen Leseeindrücke geschwärmt habe.

Kellermann wurde 1933 aus der Preußischen Dichterakademie ausgeschlossen, sein Buch Der 9. November wurde öffentlich verbrannt. Trotzdem blieb Kellermann in Deutschland und hielt sich von Stund an mit Trivialliteratur über Wasser. Nach dem Krieg gründete er zusammen mit Johannes R. Becher den Kulturbund, außerdem wurde er Abgeordneter der Volkskammer der DDR. Vielleicht war das ja auch ein Grund dafür, dass er in der Bundesrepublik schnell in Vergessenheit geriet. Und heute? Heute kennen ihn wohl nur noch Leserinnen des Science-Fiction-Genres. Das ist schade.