Literaturnobelpreis

Seit 1901 vergibt die Schwedische Akademie den Nobelpreis für Literatur. Die Wahl der Preisträger war oft umstritten, heute genauso wie in den Anfangsjahren, als einige der ganz großen Literaten übergangen wurden.


Der erste Literaturnobelpreis im Jahre 1901 ging an einen Franzosen: Sully Prudhomme. Sully – wer? Kennt den heute noch jemand? Selbst in Frankreich wohl kaum. Und wen hielt die Schwedische Akademie danach für preiswürdig? Im Jahr darauf den deutschen Historiker Theodor Mommsen – soso; dann den norwegischen Politiker Bjørnstjerne Bjørnson, der immerhin die Nationalhymne seines Landes geschrieben hat.

Und danach? Bis 1908 folgten noch Frédéric Mistral, José Echegaray, Henryk Sienkiewicz, Giosuè Carducci und ein deutscher Philosoph: Rudolf Eucken. Rudolf – wer? Auch er ein Unbekannter. Nur 1907, sieh an, erhielt einer die Auszeichnung, der heute noch gelesen wird: Rudyard Kipling.

Nun gut, vielleicht hatte sich kein anderer angeboten in jenen Jahren? Leo Tolstoi und Mark Twain waren ja wohl schon tot, genauso wie Emile Zola, Henrik Ibsen, August Strindberg, Henry James, Joseph Conrad, Rainer Maria Rilke und Thomas Hardy.

Ach nein, die erfreuten sich damals alle noch ihres Lebens: Hardy starb erst 1928, Rilke im Jahr 1926, Conrad 1924, James 1916, Strindberg 1912, Ibsen 1906, Zola 1902, Mark Twain und Tolstoi jeweils 1910, wobei angemerkt sein soll, dass Tolstoi gar nicht mit dem Preis ausgezeichnet werden wollte.

Auch später wurde es nicht viel besser. Marcel Proust bekam den Preis genauso wenig wie James Joyce, Virginia Woolf, Vladimir Nobokov, Jorge Luis Borges, Stanisław Lem oder John Updike.

Aber die haben halt nie etwas Vernünftiges zu Papier gebracht. Sie waren des Preises nicht würdig. Die Schwedische Akademie hat schon immer gewusst, was es tat. Das ist heute nicht anders als früher.