Schillers Dolch

Früher war der Dolch groß in Mode. Bei Shakespeare genauso wie bei Schiller, dessen ›Bürgschaft‹ mit den berühmten Versen anhebt (→ Musen-Almanach 1799, S. 176):

Zu Dionys dem Tiraden schlich
Möros, den Dolch im Gewande;
Ihn schlugen die Häscher in Bande.
Was wolltest du mit dem Dolche, sprich!
Entgegnet ihm finster der Wüterich.
›Die Stadt vom Tyrannen befreien!‹
Das sollst du am Kreuze bereuen.

Was man natürlich auch herrlich parodieren kann, etwa so:

›Was willst du mit dem Dolche, sprich!
Kartoffeln schälen, verstehst du mich?‹

Johann Friedrich Cotta

Johann Friedrich Cotta (1764 bis 1832) war zu seiner Zeit ein recht erfolgreicher Unternehmer, der außer Schiller auch Goethe verlegte, genauso wie Alexander von Humboldt, Droste-Hülshoff, Fichte, Hebel, Hegel, Herder, Jean Paul, Kleist, Schelling oder Uhland.

Außerdem war Cotta auf dem Gebiet der Schifffahrt tätig. So führte er die Dampfschifffahrt nicht nur auf dem Rhein ein, sondern auch auf dem Main, der Donau und auf dem Bodensee. Allerdings konnte er dort mit seinem Schiff, der Max Joseph, nie so recht Fuß fassen, sodass sie nach wenigen Jahren wieder außer Dienst gestellt werden musste. So ist das Leben.

Von Goethe – oder nicht?

Johann Wolfgang Goethe hat ein umfangreiches Werk hinterlassen. Der bekannte Kanon ist in der Tat gewaltig. Könnte er aber nicht sogar noch größer sein? Zugeschrieben werden ihm jedenfalls noch viele weitere Texte. Doch stammen sie wirklich von Goethe?


Goethe hat enorm viel geschrieben, so viel ist klar. Doch nicht alles, was mit seinem Namen gezeichnet ist, ist auch tatsächlich seiner Feder entflossen. Als Beispiel sei nur jener berühmte Aufsatz genannt, der sich mit der rechtlichen Stellung des Flohs in der Gesellschaft befasste. Schon im Vorwort der Juristischen Abhandlung über die Flöhe, deren erste Auflage im Jahre 1839 in Berlin erscheinen ist (also sieben Jahre nach des Dichters Tod), wird auf Goethe verwiesen:

Es ist nicht unbekannt, daß Goethe in den verschiedenen Zeiten seines Aufenthalts zu Leipzig, Straßburg und Wetzlar mehrere juristische Abhandlungen schrieb, von denen jedoch keine unter seinem Namen erschienen ist. Dahin gehört auch nachfolgendes, die rechtlichen Verhältnisse der Flöhe betreffendes Werkchen, dessen Entstehung wahrscheinlich in die Zeit, wo sich Goethe zu Straßburg aufhielt, fällt.

[Ausgabe von 1864: Vorwort, S. iii]

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Nachttischlektüre

Welche Bücher sollte man gelesen haben? Auf diesen Seiten werden die unterschiedlichsten Romane und Erzählungen vorgestellt, einen Kanon soll dies aber nicht darstellen.


Ein Kanon ist nichts für mich. Die zehn besten Platten der Welt (Musikalben, keine Gehsteigplatten), die zehn größten Filme, die zehn lesenswertesten Bücher — das ist doch Kokolores. Alles eine Frage des Geschmacks, was dem einen sin Ul, ist dem andern sin Nachtigall, wie der Niederdeutsche zu sagen pflegt.

Klar, Goethe, Schiller & Co. (Kleist vor allem) sind nicht zu verachten, aber darf es nicht auch mal etwas anderes sein? Unterhalten werden wollen wir doch alle, und das gelingt einem Jules Verne mit vielen seiner Bücher doch wohl besser als Goethe mit seinen Wahlverwandtschaften, oder etwa nicht?

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Bettine von Arnim und Christiane von Goethe

Was geschieht, wenn zwei Frauen um einen Mann streiten? Bettine von Arnim und Christiane Goethe haben es vorgemacht.


Wenn zwei Frauen miteinander einen Streit ausfechten, können mitunter schon mal die Fetzen fliegen. So geschehen auch vor knapp 200 Jahren, als die jungverheiratete Bettine von Arnim (geb. Brentano) mit Frau von Goethe aneinandergeriet.

Einige Monate nach ihrer Hochzeit am 24. Februar 1811 zog es das Ehepaar Arnim nach Frankfurt, wo sie Bettines Verwandten ihre Aufwartung machen wollten. Freilich ließen es sich die beiden nicht nehmen, zwischendurch auch einmal einen Abstecher nach Weimar zu machen, wo sie sich vom 25. August bis zum 21. September aufhielten und häufig bei Goethes zu Gast waren.

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Schillers faule Äpfel

Künstler sind für ihre zahlreichen Schrullen bekannt. Auch Friedrich Schiller hatte eine erstaunliche Marotte: Er liebte den Duft verfaulter Äpfel.


Es gibt wohl nicht viele Menschen, die verfaulte Äpfel angenehm finden. Bei Friedrich Schiller liegen die Dinge freilich anders. Ohne den Geruch alter, verfaulender Äpfel konnte er nämlich nicht arbeiten – so zumindest lautet die Sage, die auf keinen Geringeren als Goethe zurückzuführen ist. Dieser erzählte sie Eckermann, der sie getreulich in sein Notizbuch (Gespräche mit Goethe. Magdeburg: Heinrichshofen 1848) aufnahm:

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Hyperion

Auch der zweite deutsche Klassiker, den wir in der Alten Bücherkiste vorgestellt hatten, ist ein Briefroman: Hyperion von Friedrich Hölderlin.


Daten zum Buch

  • Autor: Friedrich Hölderlin
  • Titel: Hyperion oder der Eremit in Griechenland
  • Genre: Briefroman
  • Verlagsort der Erstausgabe: Tübingen
  • Verleger: Cotta Verlag
  • Erscheinungsjahr: 1797

Wird Hölderlin heute denn noch gelesen? Wahrscheinlich eher nicht, doch, bitte, warum eigentlich nicht? Ja, es mag der modernen Leserin nicht sehr interessant erscheinen, all die Briefe durchzugehen, die Hyperion seinem Freunde Bellarmin schickt, ja es mag uns merkwürdig dünken, vom ›stolzhinschiffenden Schwan‹ oder von der ›allwohlthätigen Flamme‹ zu hören (Erstausgabe: 1. Band, 2. Buch, S. 99 und S. 100).

Aber was macht das schon? Wir alle beklagen uns doch ständig über den Niedergang der deutschen Sprache, warum also nicht mal ein Deutsch lesen, das vor mehr als 200 Jahren geschrieben worden ist?

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Die Alte und die Neue Bücherkiste

Dies ist ein neues Blog. Die auf dem alten Blog veröffentlichten Rezensionen und Hintergrundartikel nehmen wir nach unserem Umzug natürlich mit. Sie werden nach und nach erneut publiziert werden. Zunächst beginnen wir mit unserer damaligen Einführung.


Lesen macht Spaß. Doch welche Bücher sollte man auf jeden Fall gelesen haben? Eine schwere Frage, die natürlich nur rein subjektiv beantwortet werden kann. De gustibus non est disputandum, wie schon die Alten sagten, über Geschmack lässt sich nicht streiten: was dem einen ein Schmaus, ist dem andern ein Graus. Die hier vorgestellte Auswahl gefällt jedenfalls uns sehr gut – und das ist ja wohl das Wichtigste. Einen Kanon stellt diese Auswahl aber nicht dar.

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