Umschreiben oder nicht?

In vielen alten Texten finden sich Begriffe oder Vorurteile, die heute sofort Anstoß erregen. Sollen diese Stellen umgeschrieben werden oder nicht?


Früher wurde noch ganz anders geredet als heute. Bestes Beispiel dafür ist wohl Mark Twains Buch über den kleinen Schlawiner Huckleberry Finn, in dem im Original mehr als 200 Mal das sogenannte N-Wort fällt.

Im Gegensatz zu früher, als es noch ganz gebräuchlich gewesen ist, gilt es heutzutage allerdings als im höchsten Grade unschicklich und wird deshalb von niemand mehr in den Mund genommen. Auch neue Ausgaben sind entsprechend gesäubert worden.

Fragt sich nur, ob das nun gut oder schlecht ist. Das hängt ganz entscheidend von der Zielgruppe ab. Bei einem Kinderbuch müssen diese Stellen umgeschrieben werden – das steht außer Frage. Eine erwachsene Leserin hingegen sollte selbst einschätzen können, was es mit solchen Begriffen auf sich hat. Ein Eingriff in das Original ist in solchen Fällen unnötig.

Trotzdem sehen sich viele Verlage veranlasst, den Quelltext zu verändern. Damit aber verpflichten sie sich noch zu etwas anderem: Sie müssen auf alle Fälle eine erklärende Anmerkung beifügen. Wer das nicht tut, handelt fahrlässig.