Austens Arbeitstitel

Der berühmteste Roman von Jane Austen ist unter dem Titel Pride and Prejudice bekannt. Ursprünglich lautete er aber anders: First Impressions.


Jane Austen schrieb die ersten Notizen zu Stolz und Vorurteil bereits im Jahre 1796 nieder. Der Arbeitstitel First Impressions, den sie damals benutzte, verweist darauf, wie prägend der erste Eindruck sein kann. Aber wie wir ja alle wissen, täuscht der erste Eindruck mitunter schon mal.

Später hat Austen den Roman dann umbenannt, und noch etwas anderes hat sie geändert. Die ursprünglich angedachte Form des Briefromans hat sie bereits in der ersten Fassung 1797 durch die epische Form ersetzt. Bis der Roman schließlich veröffentlicht wurde, vergingen aber noch 16 Jahre (→ Grawe 2010, S. 64 ff.).

Die 1500 Exemplare, die im Januar 1813 in London erschienen, waren dann aber binnen sechs Monaten ausverkauft, sodass noch im selben Jahr eine zweite Auflage gedruckt wurde (→ Austen 2001, S. 401). Nur wusste damals keiner ihrer Leserinnen, wer das Buch eigentlich geschrieben hatte.

Es war zwar nicht jedem unbekannt, doch der breiten Öffentlichkeit gegenüber konnte Austen die Anonymität bis zu ihrem Tod 1817 wahren.

Jane Austen, Kurzzeitverlobte

Jane Austen blieb ihr Leben lang unverheiratet. Einmal wäre sie aber um ein Haar in den Hafen der Ehe eingelaufen.


Jane Austen schrieb schöne Romanzen, war selbst aber nie verheiratet. Mit Männern hatte sie in der Tat nie viel am Hut, auch wenn sie als 27-Jährige fast einmal den Bund der Ehe eingegangen wäre. Am Abend des 2. Dezember 1802 hatte nämlich der junge Harrison Bigg-Wither um ihre Hand angehalten – und tatsächlich ihr Jawort erhalten.

Das war überraschend. Warum hatte sie den Antrag ihres Verehrers angenommen? Das ist schwer zu sagen. Vielleicht fand sie den sechs Jahre jüngeren Bigg-Whither, der wohl etwas stotterte und deshalb ein wenig schüchtern war, einfach nur nett. Vielleicht hatte sie auch nur Mitleid mit ihm. Wir wissen es nicht, denn Briefe aus jener Zeit sind nicht überliefert.

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Kusinenliebe in Romanen

Im Leben kommt sie immer mal wieder vor, in Romanen war sie früher fast schon an der Tagesordnung: die Ehe zwischen Cousins und Cousinen ersten und zweiten Grades.


Fanny Price macht alles falsch. Edmund kann nicht der Richtige für die Heldin von Mansfield Park sein, das weiß doch jeder. Und dennoch verliebt sie sich in ihn. Eine langweilige Transuse mag ja ihrem Typ entsprechen, trotzdem gehegt sie einen verhängnisvollen Fehler.

Das hat einen einfachen Grund. Fanny und Edmund sind nämlich als Cousin und Cousine ersten Grades im selben Hause aufgewachsen. Wie aber fast jeder weiß, ist es wenig ratsam, einander in einem solchen Falle das Jawort zu geben. Die Degeneration der Herrscherhäuser belegt das mehr als eindrucksvoll.

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Jane Austen: Zitate

Jane Austen beherrschte die Kunst des Briefschreibens so gut wie kaum eine zweite. Witz und Esprit versprühte sie dabei vor allem in den Briefen an ihre Schwester Cassandra (→ Brabourne 1884, die Übersetzungen stammen von uns.)


(I.) Schrecklicher Ehemann

Mrs. Hall kam gestern einige Wochen zu früh mit einer Totgeburt nieder – was wohl darauf zurückzuführen ist, dass ihr der Schreck in die Glieder gefahren war. Wahrscheinlich hat sie versehentlich ihren Ehemann angeguckt.

(Mrs. Hall, of Sherborne, was brought to bed yesterday of a dead child, some weeks before she expected, owing to a fright. I suppose she happened unawares to look at her husband.)

[27. Oktober 1798, S. 159]

(II.) Baldiger Ruin

Charles Powlett hat am Donnerstag einen Ball gegeben, zum großen Verdruss all seiner Nachbarn natürlich; es versteht sich von selbst, dass sie alle mit äußerst lebhaftem Interesse sein finanzielles Wohlergehen verfolgen – in der Hoffnung freilich, von seinem baldigen Ruin zu hören.

(Charles Powlett gave a dance on Thursday, to the great disturbance of all his neighbours, of course, who, you know, take a most lively interest in the state of his finances, and live in hopes of his being soon ruined.)

[1. Dezember 1798, S. 175]

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Eine Kuh als Literaturkritikerin

P. G. Wodehouse ist einer der populärsten englischsprachigen Schriftsteller. Davon zeugt auch das Verhalten einer Kuh.


Nicht immer ist es ganz leicht, mit Kritik umzugehen. Doch sollte man dabei nie vergessen, dass einer dieser professionellen Quengler und Nörgler meist eh keine Ahnung hat, zumindest nicht mehr als eine Kuh. Das weiß jedes Kind (oder sollte es zumindest wissen), schwarz ärgern sollte man sich eines Tadels wegen also niemals im Leben.

Das wusste wohl keiner besser als der englische Humorist P. G. Wodehouse, der sich in seiner (natürlich mit einem leisen Augenzwinkern zu lesenden Autobiografie) Over Seventy in einem Kapitel mit dem Verhältnis zwischen Kritiker und Kritisiertem auseinandersetzt (→ Wodehouse 2009, S. 77).

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Mansfield Park

Jane Austen ist wohl die bekannteste englische Schriftstellerin. Wer sie einmal im Original genießen will, sollte zu diesem Hörbuch aus dem Hause Bertz + Fischer greifen: Mansfield Park.


Daten zum Buch

  • Autorin: Jane Austen
  • Titel: Mansfield Park
  • Genre: Roman
  • Verlagsort der Erstausgabe: London
  • Verleger: Thomas Egerton
  • Erscheinungsjahr: 1814

Jane Austen hat sechs große Romane geschrieben. Drei davon kennt wohl jeder, der sich für die Literatur des frühen 19. Jahrhunderts interessiert: Pride and Prejudice (1813, dt. Stolz und Vorurteil), Emma (1816) und Sense and Sensibility (1811, dt. Verstand und Gefühl; manchmal auch etwas dümmlich ›Sinn und Sinnlichkeit‹ genannt). Erstaunlich bei Austen ist freilich der Umstand, dass im Gegensatz zu ihren Kollegen jeder ihrer Romane zu einem Klassiker geworden ist, neben den Genannten also auch Persuasion (1818, dt. Überredung) Northanger Abbey (1818, dt. Kloster Northanger) und Mansfield Park aus dem Jahr 1814.

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Stolz und Vorurteil

Viele der schönsten Bücher der Welt sind von Frauen geschrieben worden. Dazu gehört auch dieser Roman, der wir schon einmal in der Alten Bücherkiste vorgestellt hatten: Stolz und Vorurteil von Jane Austen.


Einen der berühmtesten ersten Sätze der Literaturgeschichte hat Jane Austen verfasst. Stellt sich nur die Frage, ob es wirklich eine allgemein anerkannte Wahrheit war damals, Ausgang des 18. und zu Beginn des 19. Jahrhunderts, dass ein gut betuchter Junggeselle um alles in der Welt einer Gattin bedürfe?

It is a truth universally acknowledged, that a single man in possession of a good fortune, must be in want of a wife.

[Ausgabe von 1853: Chapter 1, S. 1]

Nun, wahrscheinlich waren es viel weniger die Junggesellen, die sich auf der Suche befanden, in der Regel war es wohl umgekehrt: Die jungen Damen sowohl als auch ihre Mütter waren es zumeist, die ihre Netze ausgeworfen haben, um sich einen feschen jungen Herrn zu angeln.

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