Die Brüder Karamasow

Zu den großen russischen Autoren zählt auch Fjodor Dostojewski. Sein vielleicht bester Roman ist im Jahr 1879 erstmals erschienen: Die Brüder Karamasow.


Daten zum Buch

  • Autor: Fjodor Dostojewski
  • Titel: Братья Карамазовы (Brat’ja Karamazovy
  • Genre: Roman
  • Erstveröffentlichung: Русскій Вѣстникъ (Russkiy Vestnik)
  • Verlagsort: Moskau
  • Erscheinungsjahr: 1880
  • Deutsche Erstausgabe: Die Brüder Karamasow (Leipzig: Verlag von Friedrich Wilhelm Grunow 1884, Übersetzung: unbekannt)

Es gibt drei Brüder Karamasow: Dmitri, Iwan und Alexei. Als Erwachsene kehren sie zurück zu ihrem Vater Fjodor, der so etwas wie einen Lustmolch vorstellt, der nichts anderes im Sinn hat, als sich an jeder Frau aufzugeilen, die seinen Weg kreuzt. Die Sache ist nun die: Die Söhne können mit dem Alten nicht allzu viel anzufangen, sie haben mit ihm nichts am Hut. Das mag ein wenig ungezogen erscheinen, da aber der Vater sich selbst nie um seine Söhne gekümmert hat, ist dies wohl durchaus zu verstehen.

Dmitri ist ein ganz besonderer Charakter: Der Sohn aus erster Ehe des Vaters ist stolz, verwegen, wild, gemein, aber auch großmütig. Ihm ist es vor allem darum zu tun, seinem Vater die 3000 Rubel aus dem Ärmel zu ziehen, die der Vater ihm aus der Erbschaft der verstorbenen Mutter noch schuldet. Doch das ist es nicht alleine, was Dmitri gegen den Vater aufbringt; es ist vor allem der Konkurrenzkampf um die schöne Gruschenka, der Vater und Sohn zu Gegnern macht.

Aus der zweiten Ehe des Vaters entstammen die beiden anderen Söhne. Iwan ist Intellektueller und Atheist, der in der von ihm verfassten Legende vom Großinquisitor deutlich macht, wie er die Welt sieht. Im 16. Jahrhundert, heißt es dort, werden im spanischen Sevilla etwa 100 Ketzer vor den Augen des Großinquisitors öffentlich verbrannt. Kurz darauf erscheint Jesus und tut Gutes: er segnet das Volk, heilt einen Blinden, auferweckt ein 7-jähriges Mädchen.

Sofort befiehlt der Großinquisitor der Wache, Jesus in Kerkerhaft zu nehmen. Der Großinquisitor nimmt ihn ins Verhör und wirft ihm dabei vor, seinen Jüngern die Freiheit des Glaubens gelassen zu haben, statt sie zur Nachfolge zu zwingen. Dadurch sei er für Leid und Unglück verantwortlich. Nur die Kirche könne jetzt noch das Glück der Menschheit fördern und mehren. Als ihm der Großinquisitor mit dem Scheiterhaufen droht, küsst Jesus seinem Ankläger wortlos auf den Mund. Der Großinquisitor entlässt Jesus, dieser kehrt nicht wieder zurück.

Ganz ihm Gegensatz zu Iwan steht der jüngste Sohn Alexei, der als Mönch seinen Weg zu Gott sucht. Er verbringt die meiste Zeit in einem Kloster, wo er die Lebensgeschichte des Abts niederzuschreiben beginnt. Fjodor Karamasow hat aber noch einen vierten Sohn gezeugt: Smerdjakow ist Sohn der schwachsinnigen Lisaweta und kommt unehelich auf die Welt. Genau dieser uneheliche Sohn ist es nun, der den Vater eines Tages ermordet. Kurz danach begeht er Selbstmord, doch nicht aus Reue, sondern aus Überdruss am Leben. Für den Täter wird ohnehin Dmitri gehalten, nicht Smerdjakow.

Beim anschließenden Prozess sagt Iwan zwar zu Dmitris Gunsten aus, doch es hilft nichts. Allzu lange brauchen die Geschworenen nicht, um ihr Urteil zu fällen: Nach nur einer Stunde treten sie wieder in den Saal, um die Fragen des Vorsitzenden Richters zu beantworten. Die erste Frage bringt schon die Entscheidung: Ist der Angeklagte schuldig des vorsätzlichen Raubmordes? Ja, sagt der Obmann der Geschworenen.

Dmitri wehrt sich nicht gegen das Urteil. Da er wohl eine Mitschuld am Tode des Vaters verspürt, erkennt er die Zwangsarbeit in Sibirien als gerechte Strafe an. Iwan, der den Schuldspruch nicht verhindern konnte, liegt danach mit Fieber danieder und schwebt zum Schluss zwischen Leben und Tod.

Fußnote zur Legende des Großinquisitors:
Aus der Bibel kennen wir die Geschichte von der Auferweckung der 12-jährigen Tochter des Synagogenvorstehers Jarïus (Markus 5, 21 bis 43). Als dieser sich Jesus mit den Worten, seine Tochter liege im Sterben, zu Füßen wirft, begeleitete Jesus ihn nach Hause. Doch noch ehe sie dort ankommen, ist die Tochter angeblich schon gestorben. Jetzt kann ihr keiner mehr helfen – meint zumindest die Volksmenge um sie herum.

Doch Jesus wäre nicht Jesus, wenn er nicht doch helfen könnte. Er solle sich nicht fürchten, sagt er also zu Jarïus, nur glauben. Vor dem Haus des Synagogenvorstehers weinen und jammern die Menschen, die kleine Tochter des Jarïus ist ja gestorben. Aber da ist Jesus vor. Er geht zu der Kleinen, fasst sie an der Hand und befiehlt ihr aufzustehen. Und schwupps, hast du nicht gesehen, steht die Kleine auf und läuft quietschfidel in der Stube rum. Das waren noch Zeiten.