Tristram Shandy: abgelehnt

Laurence Sterne hat das großartigste Buch der Welt geschrieben: Tristram Shandy. Doch der Verleger lehnte das Manuskript zunächst ab.


Die Altvorderen waren begeistert. Laut Goethe war er der ›schönste Geist, der je gewirkt hat; wer ihn liest fühlt sich sogleich frei und schön; sein Humor ist unnachahmlich, und nicht jeder Humor befreit die Seele‹. Auch Heine wusste nur Gutes über ihn zu sagen: ›Er ist, wie ich schon erwähnt, ebenbürtig mit William Shakespeare, und auch ihn, den Lorenz Sterne, haben die Musen erzogen auf dem Parnaß‹.

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Frau Aja zum Namen Tristram

Laurence Sterne hat seinem Helden den Namen Tristram verpasst. Dass dies ein ganz und gar unmöglicher Name für ein Kind ist, wusste auch Goethes Mutter, die einst (in einem Brief an Caroline Großmann vom 19. Dezember 1777) deutlich gemacht hatte, welche Namen zu meiden seien:

Tausendt Element dachte ich wenn die liebe Frau ins Kindbett käme und wüßte unser nahmen nicht und sie Taufften das arme Kind in der Angst Ursula, Angnes, oder wohl gar Tristmegistus.

Roger Sterne alias Toby Shandy

Auch fiktive Figuren sind nach dem Leben gezeichnet, viele davon nach dem Leben eines real existierenden Modells. Zwei Beispiele haben wir schon einmal an anderer Stelle betrachtet: Delphine Delamare und Joseph Bell.

Auch Onkel Toby hatte ein reales Vorbild: Laurence Sternes Vater Roger Sterne (→ Amos 1985, S. 464).

Tristram Shandys berühmter Onkel Toby ist bekannt für eine ganz spezielle Verwundung, die ihm mitunter das Leben etwas schwer machte: seine Leistenverletzung.

Ganz ähnlich erging es Roger Sterne (1692 bis 1731), der als Leutnant zudem nicht weniger von militärischen Belagerungen besessen war als Onkel Toby.

Aber das hatte ja auch einen guten Grund, hatte Roger Sterne doch nicht weniger als vier solcher Belagerungen mitgemacht.

Reise um mein Zimmer

Auf unserem Nachttisch liegt auch ein wunderbares kleines Buch von Xavier de Maistre: Reise um mein Zimmer.


Daten zum Buch

  • Autor: Xavier de Maistre
  • Titel: Voyage autour de ma chambre
  • Genre: Roman
  • Verlagsort der Erstausgabe: Lausanne
  • Erscheinungsjahr: 1794
  • Deutsche Erstausgabe: Reise um mein Zimmer (Riga 1874, Übersetzung: Adolf Ey)

Ich liebe solche Bücher. Solche, die eine Geschichte auf eine andere Art erzählen als normalerweise üblich, solche die vom linear-langweiligen Pfad abkommen und komplizierte Umwege gehen. Lorenz Sterne vor allem war ein Meister darin, vom Hundertsten ins Tausendste zu kommen, von A nach Z nicht schnurgerade über B, C, D usw. zu gelangen, sondern abzuschweifen in alle möglichen Richtungen, vielleicht nach G erst oder T, vielleicht aber auch nach Jot oder Ypsilon.

Allerdings wollen wir hier nicht von Sterne sprechen, sondern von einem seiner Nachfolger im Geiste, Xavier de Maistre. Doch wer kennt den Mann überhaupt? Der einzige Maistre, der halbwegs bekannt ist, ist wohl nur derjenige, Joseph geheißen, der jenes berühmte Bonmot geprägt hat, dass jedes Volk genau die Regierung besitze, die es verdiene.

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Jakob und sein Herr

Zu unseren Lieblingsbüchern gehört auch ein Roman des französischen Schriftstellers Denis Diderot: Jakob und sein Herr.


Daten zum Buch

  • Autor: Denis Diderot
  • Titel: Jacques le fataliste et son maître
  • Genre: Roman
  • Verlagsort der Erstausgabe: Paris
  • Verleger: Buisson
  • Erscheinungsjahr: 1796
  • Deutsche ErstausgabeJakob und sein Herr (Berlin: Johann Friedrich Unger 1792, Übersetzung: Wilhelm Christhelf Siegmund Mylius)

Man kennt das ja in der heutigen, modernen Zeit: Plagiieren ist groß in Mode, es wird kopiert und eingefügt, was das Zeug hält – fast immer und überall. Ein konkretes Beispiel hierfür brauchen wir an dieser Stelle wohl nicht anzuführen. Es genügt zu sagen, dass man sich nur einmal die tagesaktuellen Zeitungen (oder die entsprechenden Netzauftritte) angucken muss, um entsprechende Fälle zu finden – sei es in der Politik, sei es – und dort im besonderen Maße – im Journalismus; solche Vorkommnisse gibt es jedenfalls mehr als genug.

Heute ist die Aufregung darüber zumeist riesengroß, früher aber war das alles noch etwas anders. Man schaue sich nur einmal den Woyzek an, den der junge Georg Büchner reichlich skrupellos den gerichtsmedizinischen Gutachten des Dr. Johann Christian August Clarus über die Zurechnungsfähigkeit des Mörders Johann Christian Woyzeck entnommen hat. Oder Dantons Tod, in welchem Büchner wortgetreu aus den Redeprotokollen der Französischen Revolution zitiert (und das alles, ohne auch nur ein einziges Mal darauf hinzuweisen – ach du lieber Gott). Das weiß jedes Kind, und trotzdem gilt Büchner als großer Dichter – und warum auch nicht?

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Tristram Shandy

Jeder Mensch hat wohl seine Lieblingsbücher. Das erste auf unserer Liste ist der schönste Roman der Welt: Tristram Shandy von Laurence Sterne.


Daten zum Buch

  • Autor: Laurence Sterne
  • Titel: The Life and Opinions of Tristram Shandy, Gentleman
  • Genre: Roman
  • Verlagsort der Erstausgabe in neun Bänden: York (Bde. 1/2), London (Bde. 3 bis 9)
  • Verleger: Ann Ward (Bde. 1/2), Dodsley (Bde. 3/4), Becket & Dehont (Bde. 5 bis 9)
  • Erscheinungsjahre: 1759 (Bde. 1/2), 1761 (Bde. 3/4), 1762 (Bde. 5/6), 1765 (Bde. 7/8), 1767 (Bd. 9)
  • Deutsche Erstausgabe: Das Leben und die Meynungen des Herrn Tristram Shandy (Berlin/Stralsund: Gottlieb August Langen 1769, Übersetzung: unbekannt)

Eins ist doch wohl klar: Wer bei der Eheschließung einen Vertrag abschließt, der sollte besser auf jede Klausel Acht geben. Denn es soll ja durchaus den einen oder anderen Herrn geben, der darauf besteht, dass seine Gemahlin in einem ganz bestimmten Falle ihres Rechtes verlustig gehe, ihr Kind in der wohligen Umgebung einer Großstadt auf die Welt bringen zu dürfen. Dann nämlich, wenn sie sich die Unverfrorenheit erlauben sollte, ihren Mann der Unbequemlichkeit und den Kosten einer solch beschwerlichen Reise auszusetzen – durch falsche Schreie zum Beispiel oder anderer Anzeichen wegen.

Leider war genau das aber der Fall im Jahre vor der Geburt unseres Helden, weshalb die gute Mrs. Elisabeth Shandy ihren Racker nun nicht in der behüteten Umgebung der Großstadt gebären darf, ihn vielmehr im ländlichen Shandy Hall entbinden muss. Welche Folgen so etwas zeitigt, ist ja klar: Unglück folgt auf Unglück. Da klemmt also der gute Dr. Slop dem Kinde bei der Geburt erst mal mit der Geburtszange die Nase ein, ehe dann auch noch das Kindermädchen Susanna von dem gewünschten Namen Trismegistus nur die erste Silbe behält, was schließlich dazu führt, das unser Held sehr zum Verdrusse aller Beteiligten als Tristram durch die Welt laufen muss.

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Vom Vatikan verbotene Bücher

Im Lauf der Geschichte sind viele Bücher zensiert oder gar verboten worden. Bücher von Hugo und Flaubert haben wir schon erwähnt. Hier folgt eine ergänzende Auswahl der vom Vatikan indizierten Werke.


1) Introductio ad theologiam (12. Jh., dt. Einführung in die Theologie)
Der französische Philosoph Pierre Abaillard (1079 bis 1142) erlebte noch mit, wie die Kirche im Jahr 1140 alle seine Schriften auf den Index setzte. Papst Innozenz III. ging sogar noch einen Schritt weiter und ordnete die Verbrennung der Abaillardschen Werke an. Der nachmalige Heilige Bernhard von Clairvaux sprach von Abaillard als Ausgeburt der Hölle und Vorläufer des Antichristen (aber nur als Vorläufer wohlgemerkt).

2) De Monarchia (frühes 14. Jh., dt. Über die Monarchie)
Weil der italienische Dichter Dante Alighieri (1265 bis 1321) in seiner Abhandlung über die Monarchie zu behaupten sich erdreistete, dass die Könige ihr Amt direkt von Gott erhielten, nicht aber vom Papst, setzte der damalige Stellvertreter Gottes auf Erden, Papst Paul IV., Dantes Werk im Jahr 1559 kurzerhand auf den Index.

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