Hemingway arbeitet hart

Bei Hemingway gibt es eine Szene, die die Leserin immer wieder aufs Neue schmerzlich berührt. Nachdem nämlich Frederic endlich mit Catherine zusammen in der Schweiz ein schönes Leben zu führen begonnen hat, trifft sie das Schicksal hart: Catherine stirbt im Kindbett (In einem andern Land).

Diese Szene zu schreiben, ist Hemingway allerdings nicht ganz leicht gefallen. Immerhin waren insgesamt 32 Anläufe nötig, um den Schluss aufs Papier zu bringen (→ Lynn 1991, S. 483). In so einem Fall ist jeder Autor froh, wenn er endlich den Punkt unter den letzten Absatz setzen kann. So auch Hemingway.

Shakespeare and Company

Shakespeare and Company ist ein geradezu legendärer Laden für englischsprachige Literatur, den die in Baltimore (Maryland, USA) geborene Sylvia Beach 1919 in der Rue Dupuytren Nr. 8 eröffnet hatte.

Hier traf sich wirklich alles, was Rang und Namen hatte, genannt seien außer Joyce nur T. S. Eliot, Scott Fitzgerald, Ernest Hemingway, André Gide, Ezra Pound, Paul Valéry und Thornton Wilder. Um nach der Besetzung von Paris durch die Deutschen eine Enteignung zu verhindern, musste Beach das Geschäft 1941 schließen. Der Laden wurde nicht wiedereröffnet.

Faulkner und Gable

Was geschieht, wenn Clark Gable und William Faulkner aufeinandertreffen? Sie unterhalten sich über ihre Berufe.


Clark Gable war zu seiner Zeit nicht gerade als große Leuchte bekannt. Das musste auch William Faulkner erfahren, als er einmal zusammen mit Gable und Howard Hawks in einem Auto zu einem Jagdausflug unterwegs war (→ Porter 2007, S. 105).

Während Hawks und Faulkner sich lang und breit über diverse Bücher unterhielten, saß Gable nur still an der Seite und sagte kein einziges Wort. Plötzlich aber wandte sich Gable mit der Frage an Faulkner, welche lebenden Schriftsteller er denn für die besten halte?

Faulkner und Gable weiterlesen

Ich habe den englischen König bedient

Auf unserem Nachttisch liegt auch ein Buch, das ebenfalls durch einen Film bekannt geworden ist: Ich habe den englischen König bedient von Bohumil Hrabal.


Daten zum Buch

  • Autor: Bohumil Hrabal
  • Titel: Obsluhoval jsem anglického krále
  • Genre: Roman
  • Verlagsort der Erstausgabe: Prag
  • Verleger: Jazzová sekce
  • Erscheinungsjahr: 1971
  • Deutsche Erstausgabe: Ich habe den englischen König bedient (Frankfurt am Main: Suhrkamp Verlag 1988, Übersetzung: Karl-Heinz Jähn)

Das ist mal ein feiner Roman. Oder vielleicht sollte ich besser sagen: das ist ein feiner Roman bis zu einer bestimmten Stelle, danach hätte ich mir das Weiterlesen im Grunde sparen können.

Tatsächlich geht es mir im Falle von Ich habe den englischen König bedient (Obsluhoval jsem angkického krále) ganz ähnlich wie Hemingway mit Huckleberry Finn: Die ganze moderne amerikanische Literatur stamme von Mark Twains Buch ab, so Hemingway, nur müsse man dort zu lesen aufhören, wo man dem Jungen den Nigger Jim forthole, das sei der wirkliche Schluss, alles Weitere sei bloß Schwindel.

Die Geschichte um den Ich-Erzähler Jan Dítě beginnt äußerst flott und ist im Anfang wirklich recht angenehm zu lesen. In ärmlichen Verhältnissen aufgewachsen, versucht sich der Protagonist in den 30er-Jahren als Pikkolo in einem Hotel in einer tschechischen Kleinstadt in der Nähe von Prag durchzuschlagen. Doch Dítě ist ehrgeizig, er verfolgt höhere Ziele: als Millionär könnte er sich doch selbst irgendwann einmal ein kleines Hotel zulegen, ein Schmuckkästchen irgendwo im böhmischen Paradies oder so, auf dass man ihn achte wie andere Hoteliers auch.

Ich habe den englischen König bedient weiterlesen

In einem andern Land

Ernest Hemingway gehört zu den Autoren, die man unbedingt gelesen haben muss. Wir stellen hier sein bestes Buch vor: In einem andern Land.


Daten zum Buch

  • Autor: Ernest Hemingway
  • Titel: A Farewell to Arms
  • Genre: Roman
  • Verlagsort der Erstausgabe: New York
  • Verleger: Charles Scribner’s Sons
  • Erscheinungsjahr: 1929
  • Deutsche Erstausgabe: In einem andern Land (Berlin: Ernst Rowohlt Verlag 1930, Übersetzung: Annemarie Horschitz-Horst)

Gertrude Stein hat einst den Begriff von der ›Lost Generation‹ geprägt. Zu dieser ›verlorenen Generation‹ gehörten all jene amerikanischen Autoren, die, in den Jahren um 1900 geboren, im Ersten Weltkrieg gekämpft, angesichts des dort erlebten Grauens völlig desillusioniert und zerschlagen das Schlachtfeld verlassen und sich schließlich zu Beginn der 20er-Jahre in Paris niedergelassen hatten.

F. Scott Fitzgerald gehörte genauso dazu wie John Dos Passos, Edward Estlin Cummings oder Ernest Hemingway. Nachdem dieser drei Jahre zuvor bereits The Sun Also Rises (dt. Fiesta) veröffentlicht hatte, folgte 1929 A Farewell to Arms, das ein Jahr später in einer von Annemarie Horschitz besorgten Übersetzung auch auf den deutschen Markt kam.

In einem andern Land weiterlesen

Suizidanten

Es gibt mehr als genug Dichter, die von eigener Hand sterben. Hier nun eine Liste von elf Autoren aus der ganzen Welt, die sich das Leben genommen haben.


1) Thomas Chatterton
Das Unglück des jungen Chatterton begann mit einer massiven Fälschung. Als Schreiber eines Rechtsanwalts spürte er eines Tages alte Schriften auf, die angeblich von einem im 15. Jahrhundert lebenden Mönch stammten, in Wirklichkeit aber von ihm selbst verfasst worden waren. Nach dieser Entdeckung von seinem Arbeitgeber entlassen, ging er nach London, wo er sich von Sir Horace Walpole Unterstützung erhoffte. Der aber erwies sich als Miesepeter und ließ Chatterton in seinem Unglück allein – woraufhin sich dieser am 24. August 1770 im Alter von nur 17 Jahren mit Arsenik das Leben nahm.

2) Jan Graf Potocki
Der polnische Forschungsreisende, der als Romancier mit der Handschrift von Saragossa bekannt wurde, starb auf geradezu groteske Weise: Unter Depressionen leidend, entleibte sich der 54-Jährige am 2. Dezember 1815 selbst, indem er sich mit einer Silberkugel erschoss, die die Krone einer Zuckerdose oder eines Samowars gebildet hatte.

Suizidanten weiterlesen

The Beautiful and Damned

Scott Fitzgerald war zu seiner Zeit der großartigste Schriftsteller der USA. Wer ihn einmal im Original genießen will, sollte zu diesem Hörbuch aus dem Hause Bertz + Fischer greifen: The Beautiful and Damned.


Daten zum Buch

  • Autor: F. Scott Fitzgerald
  • Titel: The Beautiful and Damned
  • Genre: Roman
  • Verlagsort der Erstausgabe: New York
  • Verleger: Charles Scribner’s Sons
  • Erscheinungsjahr: 1922

Hemingway, klar, den kennt jeder; auch Faulkner ist bekannt, Updike natürlich, aber Fitzgerald? Gehört der wirklich zu den herausragenden Autoren Amerikas? Noch heute darf man diese Frage stellen, zumindest hierzulande, in den USA selbst ist das mittlerweile glücklicherweise ganz anders geworden. Dort weiß inzwischen wohl jeder, dass Scott Fitzgerald eben nicht nur der versoffene, heruntergekommene, abgehalfterte Zweitligaliterat war, für den er in den ersten Jahrzehnten nach seinem Tod angesehen wurde.

Die Renaissance hat zwar eine Weile gedauert, doch seit den 70er-Jahren, spätestens seit der Verfilmung des Großen Gatsby mit Robert Redford und Mia Farrow in den Hauptrollen, haben die Amerikaner den vielleicht größten ihrer Schriftsteller der Verlorenen Generation wiederentdeckt. Man denke nur an das Wort von Hemingway, der ja einst gesagt (Paris – ein Fest fürs Leben, 17. Kapitel), dass Fitzgeralds Talent so natürlich sei wie das Muster, das der Staub auf den Flügeln des Schmetterlings bilde (was auch immer das bedeuten möge).

Nun sollte man nicht alles, was Hemingway je von sich gegeben hat, allzu wichtig nehmen; dass aber Fitzgerald ein sehr viel besserer Schriftsteller gewesen ist als Hemingway steht außer Frage.Das Schattendasein in den USA ist also längst vorbei, und auch in Deutschland finden sich immer mehr Fitzgeraldologen zusammen – und das ist auch gut so.

The Beautiful and Damned weiterlesen

Im Westen nichts Neues

Der zweite Roman aus der Alten Bücherkiste ist das wohl bekannteste Antikriegsbuch der Welt: Im Westen nichts Neues von Erich Maria Remarque.


Daten zum Buch

  • Autor: Erich Maria Remarque
  • Titel: Im Westen nichts Neues
  • Genre: Roman
  • Erstveröffentlichung: Vossische Zeitung, 10. November 1928
  • Verlagsort der ersten Buchausgabe: Berlin
  • Verleger: Propyläen Verlag
  • Erscheinungsjahr: 1929

Sie haben sich alle freiwillig gemeldet – und zwar ihres Klassenlehrers wegen, Kantorek, der sie mit seinen Reden dazu verleitet hat, in den Krieg zu ziehen. Nun stehen sie also alle an der Front. Sie – das sind: Albert Kropp, Müller V., Leer und Paul Bäumer, der Ich-Erzähler, allesamt gerade einmal 19 Jahre alt. Sie sind nicht alleine.

Zu ihren Kameraden gehören noch andere, Tjaden zum Beispiel, Haie Westhus, Detering und Stanislaus Katczinsky, das 40-jährige Haupt der Gruppe. Einer ihrer alten Freunde ist dagegen schon nicht mehr am Leben, ausgerechnet einer, der ursprünglich gar nicht mittun wollte, sich aber dann doch noch dazu überreden ließ: Josef Behm.

Im Westen nichts Neues weiterlesen