Tristram Shandy: abgelehnt

Laurence Sterne hat das großartigste Buch der Welt geschrieben: Tristram Shandy. Doch der Verleger lehnte das Manuskript zunächst ab.


Die Altvorderen waren begeistert. Laut Goethe war er der ›schönste Geist, der je gewirkt hat; wer ihn liest fühlt sich sogleich frei und schön; sein Humor ist unnachahmlich, und nicht jeder Humor befreit die Seele‹. Auch Heine wusste nur Gutes über ihn zu sagen: ›Er ist, wie ich schon erwähnt, ebenbürtig mit William Shakespeare, und auch ihn, den Lorenz Sterne, haben die Musen erzogen auf dem Parnaß‹.

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Die hölzernen Kreuze

Beim Blättern in Tucholskys Texten finden wir auch zwei Hinweise auf ein Buch von Roland Dorgelès: Die hölzernen Kreuze. 1929 stellt er die französische Fassung vor, ein Jahr später bespricht er dann auch die deutsche Übersetzung.


Daten zum Buch

  • Autor: Roland Dorgelès
  • Titel: Les croix des bois
  • Genre: Roman
  • Verlagsort der Erstausgabe: Paris
  • Verleger: Albin Michel
  • Erscheinungsjahr: 1919
  • Deutsche Erstausgabe: Die hölzernen Kreuze (Horw-Luzern: Montana Verlag 1930, Übersetzung: Tony Kellen und Erhard Wittek)

Für Tucholsky war es von den Kriegsbüchern ›das schönste von allen; nicht das größte, aber das schönste‹ (→ TT1, S. 703). Was aber bedeutet das: das schönste Kriegsbuch? Kann ein Buch über den Krieg überhaupt schön sein? Vielleicht schon.

Vertrauen wir zunächst einmal auf Tucholsky, der Zeit seines Lebens viele Kriegsbücher besprochen hat. Darunter war also auch das vorliegende, das hierzulande weitgehend unbekannt ist: Les croix des bois von Roland Dorgelès.

Tucholsky war begeistert. So zählte er in seiner ersten Rezension, die sich mit dem französischen Original befasste, viele Beispiele auf, die veranschaulichen sollten, was Dorgelès geleistet hatte, etwas ›ganz und gar Einzigartiges‹ nämlich:

Woher er dies hier hat, weiß ich nicht; es muß ihm der selige Shakespeare nachts im Traum erschienen sein.

[TT1, S. 704]

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Schillers Dolch

Früher war der Dolch groß in Mode. Bei Shakespeare genauso wie bei Schiller, dessen ›Bürgschaft‹ mit den berühmten Versen anhebt (→ Musen-Almanach 1799, S. 176):

Zu Dionys dem Tiraden schlich
Möros, den Dolch im Gewande;
Ihn schlugen die Häscher in Bande.
Was wolltest du mit dem Dolche, sprich!
Entgegnet ihm finster der Wüterich.
›Die Stadt vom Tyrannen befreien!‹
Das sollst du am Kreuze bereuen.

Was man natürlich auch herrlich parodieren kann, etwa so:

›Was willst du mit dem Dolche, sprich!
Kartoffeln schälen, verstehst du mich?‹

Der weibliche Quijote

Auf unserem Nachttisch liegt seit Neuestem auch ein wunderlich-schönes Buch aus dem 18. Jahrhundert: Der weibliche Quijote von Charlotte Lennox.


Daten zum Buch

  • Autorin: Charlotte Lennox
  • Titel: The Female Quixote; or, The Adventures of Arabella
  • Genre: Roman
  • Verlagsort der Erstausgabe: London
  • Verleger: Andrew Millar
  • Erscheinungsjahr: 1752
  • Deutsche Erstausgabe: Don Quixote im Reifrocke: oder die abentheuerlichen Begebenheiten der Romanenheldinn Arabella (Hamburg/Leipzig: Georg Christian Grund und Adam Heinrich Holle 1754, Übersetzung: unbekannt)

Ob sie tatsächlich ein Blaustrumpf war? Zumindest galt sie als ein bluestocking, damals im England des 18. Jahrhunderts. Wer aber kennt Charlotte Lennox heute? In Deutschland wohl kaum jemand. Das aber ist mehr als bedauerlich, gehört doch ihre 1752 erschienene Beschreibung der quijotegleichen Abenteuer einer jungen Dame zu den bemerkenswertesten Büchern der damaligen Zeit.

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Die ehrenwerte Landpartie

Wieder stoßen wir beim Blättern in Tucholskys Texten auf eine Rezension, die uns neugierig auf das besprochene Buch macht. Und so können wir die Liste unserer Lieblingsbücher um einen wunderschönen Roman erweitern: Die ehrenwerte Landpartie von Thomas Raucat.


Die schönsten Bücher sind die, die uns schmunzeln lassen.

Ein Paradebeispiel dafür ist die hier vorliegende Geschichte, die Tucholsky in seiner Besprechung der französischen Ausgabe als ›Japonerie‹ bezeichnet hat. Damals gab es noch keine deutsche Übersetzung:

Die Satire ist so liebenswürdig, der Scherz so fein, daß man sich eine – stark gekürzte – deutsche Ausgabe mit bunten Bilderchen wünschen mag.

Stark kürzen? Um des lieben Gottes willen. Wie Tucholsky wohl auf so eine abstruse Idee gekommen sein mag? Schwer zu sagen. Fest steht nur, dass seiner Meinung nach die Handlung ›ein klein wenig zu schwerfällig‹ abläuft. Aber das ist ein ziemlich zweifelhaftes Urteil, das einer näheren Prüfung kaum standhält. Ganz sicher gehörte das Buch auch auf eine Liste jener Bücher, die man gerne mit auf eine einsame Insel nähme – so es einen denn je dorthin verschlagen sollte.

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Verboten: Shakespeare

Wie wir bei Mark Twain, James Joyce, Voltaire und anderen schon gesehen haben, wird in den USA öfter mal ein Buch verboten. Davon betroffen war auch kein Geringerer als William Shakespeare (1564 bis 1616).

Wegen der Figur des Shylock ist die Komödie The Merchant of Venice (1600, dt. Der Kaufmann von Venedig) 
des englischen Barden schon häufig kritisiert worden. Ganz besonders arg war es 1931, als das Stück auf Druck jüdischer Organisationen sogar vom Schulplan in Buffalo und Manchester (New York) gestrichen wurde (→ Haight 1956, S. 97).

Ob die Lektüre, wie behauptet, tatsächlich die Intoleranz fördert, darf aber durchaus als fraglich gelten.

Shakespeares Eroberung

Auch zu William Shakespeare sind einige Anekdoten bekannt. So soll er einmal den Schauspieler Richard Burbage auf recht drollige Art aus dem Feld geschlagen haben.


Viel weiß man nicht von Shakespeare, er soll aber der Damenwelt recht zugeneigt gewesen sein. Davon zeugt auch die Anekdote um den Schauspieler Richard Burbage, der in Shakespeares König Richard der Dritte die Hauptrolle spielte. Laut John Manningham hatte sich eine junge Frau damals wohl so sterblich in Burbage verliebt, dass sie sich mit ihm zu einem Stelldichein verabreden wollte.

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Romeo and Juliet / The Winter’s Tale

William Shakespeare wird heute wohl nicht mehr so häufig gelesen wie früher. Jetzt bringt der Berliner Verlag Bertz + Fischer ihn uns mit einem neuen Hörbuch wieder näher: Romeo and Juliet / The Winter’s Tale.


Daten zum Buch

  • Autor: William Shakespeare
  • Titel: Romeo and Juliet
  • Genre: Tragödie
  • Uraufführung: 1597
  • Erstdruck: 1597
  • Titel: The Winter’s Tale
  • Genre: Komödie
  • Uraufführung: 1611
  • Erstdruck: 1623

Am Ende sind beide tot, das ist bekannt. Doch wie kommt es dazu, was treibt Romeo und Julia in den Freitod? Diese Frage ist nicht ganz so leicht zu beantworten. Entwirren wir also den Handlungsfaden, den Shakespeare in seiner berühmten Tragödie spinnt. Das Unglück besteht zunächst einmal darin, dass die Familie des Romeo derjenigen Julias feindlich gesinnt ist.

Doch wie das eben so ist mit Kindern, mit dem Hass der Alten haben sie nichts am Hut. In der Hoffnung, ihre Hochzeit könnte die Familien aussöhnen, lassen sich Romeo und Julia heimlich von Bruder Lorenzo trauen. Nachdem aber Romeo unversehens in einen Streit gerät und einen Vetter Julias ersticht, wird er aus der Stadt verbannt. Trotzdem bleibt er für die Hochzeitsnacht noch in Verona, trifft sich mit Julia, bevor er beim ersten Ton der Lerche nach Mantua flieht. Julias Einspruch, es sei die Nachtigall und nicht die Lerche (Act 3, Scene 5), hilft ihr nicht viel – er muss trotzdem fort.

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Don Quijote

Aus der Alten Bücherkiste stammt die Beschreibung des größten spanischen Romans der Weltliteratur: Don Quijote von Miguel de Cervantes.


Daten zum Buch

  • Autor: Miguel de Cervantes
  • Titel: El ingenioso hidalgo Don Quixote de la Mancha
  • Genre: Roman
  • Verlagsort der Erstausgabe: Madrid
  • Verleger: Juan de la Cuesta
  • Erscheinungsjahr: 1605
  • Deutsche Erstausgabe: Don Kichote de la Mantzscha, Das ist: Juncker Harnisch auß Fleckenland (Frankfurt: Thomas Matthias Goetzen 1648, Übersetzung: Pahsch Basteln von der Sohle, d.i. Joachim Caesar)

Wenn wir ein Buch benennen müssten, das als das Vorbild des modernen Romans gelten kann, dann fällt einem als erstes natürlich die Geschichte des Ritters von der traurigen Gestalt aus dem frühen 17. Jahrhundert ein.

In der Tat hat der spanische Nationaldichter Miguel de Cervantes Saavedra mit dem Don Quijote ein Werk geschaffen, das die europäische Kunst so nachhaltig beeinflusst hat wie kaum ein zweites Buch, abgesehen nur von Gargantua und Pantagruel, dem fünfbändigen Zyklus des französischen Dichters François Rabelais aus dem 16. Jahrhundert.

Don Quijote freilich ist wohl etwas apathisch geworden in letzter Zeit. Tatsächlich kennt dieser gemütliche, durchaus schon etwas ältere Herr nur noch eine Freude in seinem Leben: Er ist ein begeisterter Leser, einer, der tagein, tagaus etwelche Ritterromane in sich hineinstopft. Nur leider scheint ihm diese Lektüre nicht besonders gut zu bekommen, denn mit einem Male verliert er über den Büchern den Verstand, zumindest aber seinen Sinn für die Realität.

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